Prominent besetztes Schürfen im Schnitt von Musik und Frieden

Die vierte Auflage des Festivals „Musica Ricercata“ setzt hoch an

Hermannstadt – Noch scheint die 1812 in Italien uraufgeführte Oper „La foresta d´Hermannstad“ von Valentino Fioravanti nicht bereit für ihre spannend erwartete Erstinszenierung im Jahrhundert der Neuentdeckung des originalen Noten-Materials durch Gabriel Bebeșelea in Neapel. Der Traum, das vor über zweihundert Jahren im Mutterland der Oper schlechthin zu Papier gebrachte Bühnen-Musikstück in mehreren Akten über das deutsche Hermannstadt und das rumänische Sibiu endlich wieder einmal in voller Länge erleben zu können, geht vorerst nur in einzelnen, nicht aber lose aneinandergereihten Etappen in Erfüllung. Wo die dritte Auflage des Festivals „Musica Ricercata“ im Juli 2021 mit der Uraufführung der Ouvertüre zur Oper „La foresta d´Hermannstad“ auf modernen Orchester-Instrumenten vor der synoptisch geeigneten Kulisse der Seebühne des Dorfmuseums im Jungen Wald/P²durea Dumbrava endete, wird Montagabend, am 1. August, um 20 Uhr mitten in der Stadt auf dem Großen Ring/Piața Mare das Finale derselben Oper vorgestellt. Am Dirigentenpult des Jugendorchesters der Repu-blik Moldau, dem sich Musikerinnen und Musiker aus der Ukraine und des Festivals „Musica Ricercata“ anschließen, ist selbstverständlich Gabriel Bebeșelea zu erwarten. Für die im Ensemble zu leistende Gesangs-Aufgabe des Opern-Finales konnte der Philharmonische Chor der ukrainischen Stadt Winnyzja verpflichtet werden. Die vierte Auflage des Festivals „Musica Ricercata“ klingt unter freiem Himmel mit der Neunten Symphonie Ludwig van Beethovens und Rodica Vica (Sopran), Lilia Istratii (Mezzo-Sopran), Tiberius Simu (Tenor) sowie Sergiu Garabajii (Bariton) in den solistischen Partien der hoffnungsvoll rauschend vertonten „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller aus.

Zum Festival-Start laden Flötist Matei Ioachimescu, das Ensemble „Musica Ricercata“ und Dirigent Cristian Spătaru für Donnerstag, den 28. Juli, um 20 Uhr in die Ursulinen-Kirche ein. Ihr Programm der Dauer einer Stunde verspricht im wahrsten Sinne des Wortes friedliche bis stürmische Barockmusik von Jean-Philippe Rameau und stellt ihr Uraufführungen der zeitgenössischen Komponisten Kalevi Aho (Finnland) und Alin Chelărescu gegenüber. Gleich nach dem Konzert stellen Matei Ioachimescu und Kalevi Aho sich gerne den Fragen des Publikums. Freitag, am 29. Juli, freut Schriftstellerin Ioana Nicolaie sich ab 17 Uhr im Astra-Park auf Kinder und ein von ihr selbst geplantes literarisch förderndes Spiele-Atelier. Am selben Tag um 19 Uhr rufen Gabriel Bebeșelea und Rumäniens Botschafter in Wien Emil Hurezeanu zu einem Publikumsgespräch im Festsaal der Astra-Bibliothek, um den „Verzweigungen“ des Friedens näher auf den Grund zu gehen – denn sie stellen das Thema der aktuellen Festival-Auflage und den Gesprächsstoff auch für Samstag, den 30. Juli, um 19 Uhr im Erasmus-Büchercafé mit Mircea Cărtărescu und Radu Vancu als Podiumsgästen, ehe Interpretin Sayaka Shoji um 22 Uhr in der evangelischen Johanniskirche nebenan ein Solo-Rezital mit Musik von Johann Sebastian Bach und Béla Bartók bietet. Die von ihr gespielte Violine aus den Händen von Stradivari soll ehemals Napoleon der Schriftstellerin Juliette de Récamier, genannt Madame Récamier, zum Geschenk gemacht haben. Der vorletzte Programmpunkt des Festivals „Musica Ricercata“ 2022 schließlich hält die Chance bereit, am Sonntagabend, dem 31. Juli, um 19 Uhr im dafür prädestinierten Atrium – dem Innenhof – des Rathauses am Großen Ring mit Cellist Götz Teutsch, Ex-Mitglied der Berliner Philharmoniker, über generationsübergreifende „Verzweigungen“ zu diskutieren.