Romică und „Simi“ in U-Haft

Nationale Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA hat zugeschlagen

Reschitza - Hausdurchsuchungen in Glimboca und Ferdinandsberg/O]elu Roşu, in Reschitza, Teregova, Socol, in der EU-Zahlstelle APIA und in den Rathäusern Ferdinandsberg und Socol, viele „Maskierte“ in voller Ausrüstung, Presserummel und Filmleute der DNA – vor den „Miniferien“, dem letzten Gastgeschenk der Ungureanu-Regierung, mussten der Bürgermeister von Ferdinandsberg (im Amt seit 2004) und amtierende Interims-Ko-Vorsitzende der PDL Karasch-Severin (seit 2012), Iancu Simion „Simi“, und der amtierende Direktor der EU-Zahlstelle für landwirtschaftliche Angelegenheiten, APIA, Romic² Anculia (im Amt seit 2009) sich auf den Asphalt werfen, die Hände auf den Rücken legen und (für 29 Tage) festnehmen lassen.

Gesichert wurden bei den Haus- und Institutionsdurchsuchungen Papiere und Schriften bezüglich einer Korruptionsaffaire, die möglicherweise noch weitere Kreise ziehen wird. Der Reschitzaer Mundfunk meint, endgültiges Ziel des Vorgehens sei der kürzlich aus der PDL ausgetretene Sorin Frunzăverde, denn sowohl „Simi“ als auch Romică gehörten mal zu seinem engsten Bekannten- und Vertrautenkreis und sie wurden seit Jahren von Frunz²verde fürsorglich gefördert. Die Gegenvariante: Frunzăverde macht unter den ihm nicht Gefolgten reinen Tisch.

Dass die DNA-Untersuchungen auch auf das Kreiskrankenhaus Reschitza ausgeweitet wurden – weil dort Anculias Frau arbeitet, heißt es – und dass auch der Bürgermeister der hauptsächlich von Serben bewohnten Grenzgemeinde zu Serbien, Socol, mit eingezogen wurde in die Untersuchungen, das hängt strikt mit dem jetzigen Vorfall und der Vorgehensweise im „System Anculia“ zusammen.

Denn die DNA, durch den Territorialdienst Temeswar, hat Strafverfolgungsdossiers in einem ziemlich primitiv eingefädelten Korruptions- und Schmiergeldmanöver angelegt, deren Kopf Romic² Anculia war – seines Zeichens ein Ex-Bürgermeister von Teregova, der 2008 die Wahlen verloren hat und prompt durch Frunzăverdes Vermittlung einen gut dotierten Posten bekam. Mit impliziert sind die beiden Bürgermeister Iancu Siomion „Simi“ und Valentin Ghiţă von Ferdinandsberg bzw. Socol, denen wiederholte Schmiergeldannahme, Fälschung in offiziellen Papieren und Assoziierung zwecks Begehen von Straftaten vorgeworfen wird.
Mitbeschuldigt ist der Geschäftsmann Ioan Tudor Jurj, über dessen Firmen die „Geschäfte“ der Gruppe gelaufen sind.

Das „System Anculia“ funktionierte, nach den bisher durchgesickerten Angaben, so: In der zweiten Jahreshälfte von 2011 hat Anculia seinen Einfluss auf die beiden PDL-Bürgermeister genutzt, um sie zu überzeugen, mit Firmen von Jurj Verträge ohne Ausschreibung und mit Vordatierung abzuschließen. Durchgeführt wurden keinerlei Arbeiten oder Dienstleistungen – die zum Zeitpunkt des realen Vertragsabschlusses bereits abgenommen sein mussten – das Geld wurde an die Firmen des Jurj überwiesen und dann zwischen den Hauptimplizierten vier Personen – Anculia, „Simi“, Jurj und Ghiţă - verteilt.

Teilweise schmierte Jurj Ghiţă auch persönlich, immer aber kam das Geld von der EU-Zahlstelle APIA, also in Lei von der EU. Mal ging es um je 5000 Lei, mal um 50.000, gelegentlich wurden auch „Vorschüsse“ von 350.000 Lei untereinander verteilt, wobei immer wieder fiktive Instandhaltungsarbeiten von Wiesen und Weideflächen der Kommunen Gegenstand der APIA-Zahlungen waren.

Alle Verträge bewegten sich in der Regel unterhalb der Grenzen, die Ausschreibungen als Pflicht vorschreiben, sodass es sich um viele kleine Verträge handelte, im Wert bis zu 15.000 Lei/Vertrag. Momentan haben die DNA-Staatsanwälte gegen den kooperanten Ioan Tudor Jurj nur das Verbot ausgesprochen, Rumänien zu verlassen, die anderen drei Implizierten sitzen für 29 Tage in Untersuchungshaft.