Sanierte Tribüne im Hermannstädter Stadion abgerissen

Erdbebensicherheit ist laut neuerlichem Gutachten nicht mehr gegeben

Die über dem Funktionsgebäude errichtete Haupttribüne wurde abgetragen, um sie in die Struktur der restlichen Tribünen einzubinden und damit zu stärken. Foto: Michael Mundt

Hermannstadt – Vor zwei Wochen wurde im Städtischen Stadion am Erlenpark/Parcul Sub Arini von Hermannstadt/Sibiu die Haupttribüne abgerissen. Gleichwohl diese erst zwischen Mai 2018 und Mai 2019 für knapp zwei Millionen Euro saniert wurde. Nach einem neuerlichen Gutachten des Bauunternehmers erfülle die West-Tribüne an der Aleea Mihai Eminescu allerdings nicht mehr den Regularien über Erdbebensicherheit.

Mirela Gligore, Pressesprecherin des Hermannstädter Rathauses, erklärte in einer Stellungnahme, dass sich nach der Übergabe der sanierten Tribüne die Normen zur Erdbebensicherheit entscheidend geändert hätten und das Bauunternehmen, welches für den Neubau der drei anderen Tribünen zuständig ist, ein neuerliches Gutachten eingeholt habe. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Arbeiten nach der jüngsten Änderung der Vorschriften notwendig und obligatorisch waren. Das Ergebnis wird eine einheitliche Sanierung und Konsolidierung der noch erhaltenen Strukturen des alten Stadions sein, um die Betriebssicherheit dieses Ziels zu erhöhen“, so Gligore. Das Bauunternehmen (SC CON-A SA) erklärte darüber hinaus, dass „mit derzeitigen Mitteln nicht alle tragenden und nichttragenden Teile des gesamten Gebäudes identifiziert, visualisiert, vollständig recherchiert werden konnten.“

Die ursprünglich für das Frühjahr des kommenden Jahres geplante Fertigstellung des Stadions wird sich nun nicht mehr einhalten lassen. Laut CON-A habe die zu erwartende Verzögerung allerdings nur bedingt mit dem Abriss der Haupttribüne zu tun, vielmehr sei es der Mangel an Baumaterialien und die langen Lieferzeiten, welche die Arbeiten behindern. Realistisch sei eine Übergabe im Sommer. Gleichwohl bedeutet dies nicht, dass das Stadion dann auch für Ligaspiele genutzt werden könne. Denn sowohl der rumänische Fußballverband als auch die staatlichen Behörden arbeiten sehr behäbig bei der Freigabe von neuen Stadien für den offiziellen Spielbetrieb.

Der Stadionneubau in Hermannstadt hat sich in den vergangenen drei Jahren zu einer Farce entwickelt. Im Mai 2018 begannen die Abrissarbeiten am alten Stadion. In den folgenden Monaten wurden alle Tribünen mit Ausnahme derer an der Seite zum Erlenpark abgetragen. Diese sollte ursprünglich innerhalb kürzester Zeit bis Oktober 2018 saniert werden, um Erstligaspiele im Stadion austragen zu können. Denn der FC Hermannstadt war am Ende der Saison 2017/18 in die höchste rumänische Liga aufgestiegen, was höhere Auflagen durch den rumänischen Fußballverband nach sich zog.

Tatsächlich konnte der Verein sein erstes Spiel im Städtischen Stadion am Erlenpark allerdings erst im Mai 2019 austragen. Nach unglaublichen zehn Monaten Verzögerung für Arbeiten, die sich in wenigen Wochen erledigen lassen. Die Freude der Hermannstädter Fans währte gleichwohl nicht lange. Zunächst musste der Club zu Beginn der Saison 2019/20 aufgrund von Arbeiten am Spielfeld für mehrere Spiele erneut nach Neumarkt ausweichen, im März 2020 unterbrach dann die Covid-19-Pandemie den Spielbetrieb und im Herbst begann schließlich die Errichtung der neuen Tribünen.

Während in anderen Ländern allerdings auch in der Umbauphase eines Stadions auf dem Rasen Ligaspiele ausgetragen werden können, ist dies in Rumänien – trotz bedeutend weniger Zuschauerzahlen – nicht möglich. In Stuttgart wurde das über 50.000 Zuschauer fassende Neckarstadion zwischen 2008 und 2011 bei laufendem Spielbetrieb komplett umgebaut. Der heimische VfB Stuttgart musste für kein einziges Spiel nach Karlsruhe oder Freiburg ausweichen. Der FC Hermannstadt hingegen hat die Mehrzahl seiner „Heimspiele“ in Mediasch, Pitești und Neumarkt/Târgu Mureș ausgetragen.