Siebenbürgens Konflikte

Rund 30 Jungakademiker bei der 28. Siebenbürgischen Akademiewoche in Michelsberg

Vor seiner „Konfliktstadtführung“ informierte Joachim Wittstock über die konfliktreiche Hermannstädter Historie. Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Vom regnerischen Wetter ließen sich die Studenten und jungen Wissenschaftler nicht abschrecken. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Joachim Wittstock machten sie sich am Donnerstag auf zu einer „Konfliktstadtführung durch Hermannstadt“. Die Führung gehörte zum Programm der Siebenbürgischen Akademiewoche, die vom 25. August bis 1. September in Michelsberg/Cisnădioara stattfindet.

Die Teilnehmer der bereits zum 28. Mal veranstalteten Akademiewoche seien gut 30 junge, an Siebenbürgen interessierte, Menschen, erzählt Mitorganisatorin Petra Rezac. Viele der Teilnehmer setzen sich wissenschaftlich mit Siebenbürgen auseinander und präsentieren während der Akademiewoche Ausschnitte aus ihren Forschungsarbeiten. Die Besetzung ist dabei sehr international. „Wir haben Teilnehmer aus Schweden, Frankreich, Luxemburg, Rumänien natürlich, Ungarn, Deutschland“, sagt Rezac, „mit dabei sind Historiker, Volkskundler, Literaturwissenschaftler, Theologen, Religionswissenschaftler, Kulturwissenschaftler und Archäologen“.

DieVorträge und Ausflüge drehen sich in diesem Jahr um das Thema „Umstrittener Karpatenbogen. Siebenbürgen in Konflikten, Krisen und Kriegen“. In diesem Sinne passte der von Wittstock organisierte Rundgang an Stätten der 1989-er Revolution in Hermannstadt/Sibiu, beispielsweise zum Hermannsplatz/Piaţa Unirii, zu ehemaligen Geheimpolizei und Militärkasernen oder zur Villa des Ceauşescu-Sohns Nicu. Tags zuvor besuchten die jungen Wissenschaftler den Rothberger Pfarrer und Autoren Eginald Schlattner. Auf dem Programm standen außerdem Besichtigungen der Unesco-Weltkulturerbestätte in Sarmizegetusa, bekanntlich ein Ort, der den Konflikt von Römern und Dakern symbolisiert.

Mit einem Vortrag über die Darstellungen auf der Traianssäule in Rom sowie althistorische Arbeitsweisen begann die diesjährige Akademiewoche, ein Novum, wie Rezak anmerkt, da sonst der zeitliche Bogen der Vorträge erst im Mittelalter anfängt. Unter den 17 Vorträgen behandelten drei Aspekte des siebenbürgisch-sächsischen Lebens. Andra Octavia Drăghiciu untersuchte die „Siebenbürgisch-sächsische Jugend im Konflikt mit der Geheimpolizei Securitate (1974-1989)“, der Radio-Journalist Alois Kommer sprach über den Umgang der evangelischen Kirche A. B. in Rumänien mit der Aussiedlung der Siebenbürger Sachsen und die gebürtige Hermannstädterin Rezac stellte ihre Forschungsergebnisse zur Identitätskonstruktion der Sachsen anhand der Auswertung von Generalvisitationsberichten vor. 

Organisiert wird die Akademiewoche von Studium Transylvanicum mit Unterstützung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Studium Transylvanicum“ ist ein 1987 entstandener offener Kreis, der Studenten, Jungakademiker und andere Interessierte für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ostmittel- und Südosteuropa, insbesondere Siebenbürgens, interessieren möchte.