Städtisches Kulturhaus Hermannstadt ist stolz auf neues Eigenheim

Hermannstadt – Die 13 Jahre alte Kulturhauptstadt Europas im Südwesten Siebenbürgens versucht stetig, ihr Fassungsvermögen auszuweiten, und stößt hierin an die Grenzen ihrer Infrastruktur. Zwar verfügen Stand derzeit sämtliche öffentlichen Kulturinstitutionen Hermannstadts/Sibiu über Zugang auf Quartiere, die den lokalen Gebäudeschatz optisch bestmöglich in Szene setzen, doch kann die vergleichsweise geringe Anzahl der tatsächlich unter guten Bedingungen nutzbaren Aufführungsorte die hohe Nachfrage kultureller Veranstaltungsbüros nur eingeschränkt erfüllen. Das 2008 mit Beschäftigung eines zehnköpfigen Ensembles gegründete Balletttheater Hermannstadt (TBS) hält aktuell vierzig Profi-Tänzerinnen und -Tänzer aller Erdteile unter Vertrag und hat ein über mehrere Jahre hinweg unstetes Dasein auf der Suche nach geeignetem Dauerlokal gefristet. Der Spätherbst vergangenen Jahres brachte dem Städtischen Kulturhaus (Casa de Cultura a Municipiului Sibiu, CCMS) und TBS die lang erwartete Einweihung des versprochenen Neubaus am Tineretului-Park in direkter Nachbarschaft der Neurologischen Abteilung des Kreiskrankenhauses, die zurzeit einer baulichen Rehabilitation knapp zweijähriger Frist unterzogen wird. Mittwoch, am 15. Januar, richtete das TBS eine Pressekonferenz zwecks Vorstellung der neuen Immobilie sowie des Spielplanes für das angebrochene Kalenderjahr aus.

Tänzerin Andreea Simiona{, Programmreferentin Ramona Palade und Pressereferentin Crina Mare{ empfingen die Medienvertreter in einem Büro des CCMS. Da zur selben Zeit im Studiosaal eine Probe des Ballett-Ensembles stattfand, hatten sich die Gastgeberin-nen für den größten aller Büroräume des neuen Gebäudes entscheiden müssen. Auch wurde bekannt gegeben, dass Ovidiu Dragoman, Intendant des TBS, aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein könne, da Fachärzte ihm nach kardiologischen Routine-Untersuchungen das Weiterführen von Alltag und Beruf bis auf Weiteres sofort untersagt hätten.

Das Ausschauhalten nach einem Aufführungsort auf Lokalebene ist Dauerhürde für das TBS. Sämtliche Vorstellungen des Jahres 2019 haben im Thaliasaal gastiert, der die permanente Aktivität der Staatsphilharmonie Hermannstadt beherbergt. Seine Bühne muss für jede einzelne Ballett-Aufführung aufwendig ausgestattet sowie nachher jeweils wieder auf symphonische Bedürfnisse rückgeführt werden. Zudem erlaubt er nur kleine bis mittelgroße Ballett-In-szenierungen. Große Angebote sind einzig und allein auf der Bühne des Ion-Besoiu-Kulturzentrums, dem vormaligen Kulturhaus der Gewerkschaften, durchführbar, mit dessen Leitung ein Nutzungsvertrag für 2020 abgeschlossen werden konnte, dessen Klausel das TBS zwecks Vereinfachung der Planungsarbeit auf Ausrichtung sämtlicher Aufführungen erweitern möchte.

Tänzerinnen und Tänzer des TBS verdienen bis zu 800 Euro monatlich, weswegen es im globalen Gehaltsvergleich recht gut abschneidet, und bleiben zumeist zwei bis drei Jahre in Hermannstadt, das einerseits für Rumäniens Qualität international berühmt ist, auf Weltebene aber dennoch an zweiter Stelle steht und künstlerisch Tätige nicht dauerhaft an sich zu binden vermag. Als Ausnahme gilt Choreografin Aleisha Sibhoun Gardner (Neuseeland), die 2008 als Tänzerin in Hermannstadt eintraf und dem Ort bis heute treu geblieben ist.

Das TBS betätigt sich heuer als Partner des Osloer Panta Rei Danseteater (Norwegen) in einem durch EU-Fördermittel finanzierten SOFT-POWER-Projekt, das interkulturellen Dialog fördern und Gewalt gegen Frauen, die noch immer vielerorts in Rumäniens traditionell patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen tief verankert ist, entgegenwirken soll.