Stein, Bronze und Glas für die Erinnerung an Caius Rotaru

Künstlerin Elena Ilash stellt bis Ende März in Hermannstadt aus

Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Kein Zufall, dass ausgerechnet die Skulptur mit den größten Ohren dem rot angestrichenen Zuschauer-Stuhl der Ausstellung „OUT OF OUR HEAD“ (´aus unserem Kopf´) in der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst aus diagonal maximaler Entfernung direkt entgegenblickt. Caius Rotaru, Ende September 2021 viel zu früh im Alter von 52 Jahren verstorben, hat der Nachwelt in seinem steinernen „Autoporträt“ ein Kunstwerk hinterlassen, das im realen Leben nur schwer oder gar nicht erreicht, geschweige denn übertroffen werden kann. So große Ohren, denen nicht der geringste Laut entgeht, hätte man wirklich gerne. Und so viel Vorstellungskraft wie Elena Ilash, die Bühnenbildnerin des Puppen-Theaters „Puck“ in der Innenstadt von Klausenburg/Cluj-Napoca. Freitag, am 3. Februar, wurde die Doppelausstellung von Caius Rotaru und Elena Ilash im Zeitraum der eingangs erwähnten Museumsabteilung Hermannstadt/Sibiu eröffnet. Feuerrot sind nicht nur der für Besucher der Ausstellung bestimmte Stuhl, sondern auch all die hölzernen Sockel einer jeder einzelnen Skulptur.

Wer einmal Platz nimmt, kann ohne große Anstrengung zu ihnen aufschauen. Trotzdem möchte Elena Ilash dieses regungslos in sich selbst verharrende Schauspiel menschlicher Gesichtszüge als „eine Geste der Rekuperation, eine letzte Geste“ gegenüber Caius Rotaru verstanden wissen, der das Material ganz anders als sie selbst zum Sprechen bringt, aber dennoch den gleichen Kern der Sache meint. Eine Einladung zu neugierigem Nachdenken, die sich weder sehr einfach noch abweisend sperrig ausnimmt. Irgendwo in der Mitte dazwischen ist ihr roter Faden zu suchen. Kuratorin Ana Negoi]², Dozentin am Zentrum der Universität Bukarest für das Studium von Bildern, bestätigt der am letzten März-Sonntag schließenden Ausstellung „OUT OF OUR HEAD“ einen „Aspekt des Eingehens von Freundschaft“, aber auch eine Zugkraft, die es darauf anlegt, ihre Betrachter „aus der Komfort-Zone zu lösen“. Nur acht Jahre Altersunterschied liegen zwischen Elena Ilash und Caius Rotaru, doch die haben es in sich. Wo der 2021 verstorbene Künstler seinen Skulpturen aus Stein in bester klassischer Art und Weise schärfste Konturen und hellwache Blicke ohne Farbzugabe aufträgt, übt die Bühnenbildnerin des Klausenburger Puppen-Theaters „Puck“ als Freischaffende in der Arbeit mit Bronze und Glas das Gegenstück zu Caius Rotaru.

Für Elena Ilash, die 2022 schon einmal in Hermannstadt ausgestellt und die in gegenseitiger Absprache mit Caius Rotaru entworfenen Skulpturen am Ende des bislang letzten Frühjahrs auch in Bistritz unter der Überschrift „ÎnChipuiri“ (´EinBildungen´) gezeigt hatte, deckte sich das Datum der Vernissage am Brukenthalmuseum mit ihrem Geburtstag. Aber nicht nur dieses Detail, sondern auch und vor allem den Sinn und Zweck des Zuschauer-Stuhls erklärte Ana Negoiță: er bedeute den „Punkt der stummen Kommunikation mit der Ausstellung“ und erfordere Mut, sich auf sie einzulassen. Das Wortspiel „TAKE A SIT!“ – eine nicht ungewöhnliche Einladung zum Platznehmen – auf der Sitzfläche hat seine volle Berechtigung. Hier ist die Chance gegeben, sich für begrenzte Dauer in die Kraft eines Denkmals hineinzufühlen.