Studienreise nach Wien

Temeswarer Beamte auf Dienstreise in Sachen Sanierung

Geduldiges Warten auf den Meister: Hier die arg heruntergekommene U-Kaserne am Mărăşti-Platz in Temeswar Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Da soll noch einer sagen, dass die Temeswarer, die nach wie vor so stolz auf Klein-Wien, den traditionellen Beinamen der Begastadt, sind, nicht mehr in Wien auf die Uhr gucken: Die Temeswarer USL-Kommunalverwaltung bemüht sich nun scheinbar ernsthaft, eines der schwierigen Stadtprobleme, die längst fällige Sanierung der vornehmlich aus der Kaiserzeit stammenden schönen Altbauten, auf unkonventionelle Art zu lösen.

Das mittels einer schon eingeplanten Studienreise der Beamten aus dem Rathaus mitten in das Herz Zentraleuropas bzw. der ehemaligen k.u.k. Monarchie, nach Wien und Budapest. 55 Beamte vom Temeswarer Dienst für Städtebau sollen dienstlich ausgeschickt werden, die Großstädte an der Donau zu besichtigen, um sich die östereichisch- ungarischen Methoden und Techniken erfolgreicher Sanierung der Altbauten wie auch deren nachhaltige Instandhaltung an Ort und Stelle abzugucken, heißt es in einem Kommuniqué der Stadtverwaltung.

Die Kommunalverwaltung der Begastadt möchte sich diese ungewöhnliche Großaktion gar 280.000 Lei, selbstverständlich von den Steuergeldern, kosten lassen, erwartet aber dafür, wie angekündigt, auch handfeste Lösungen und Resultate. „Es ist gar nicht schlecht, dass unsere Beamten sich mal Budapest und Wien genau mit den Augen eines Fachmanns ansehen“, so Vizebürgermeister Traian Stoia, der darauf hinweist, dass die Studienreise, dazu etliche nützliche Treffen mit Wiener und Budapester Fachleuten im Bereich Sanierung, auf eine Idee des Temeswarer Chefarchitekten zurückgeht. Außerdem sollte man sich vorerst auch das Arader alte Stadtzentrum ansehen, wo vieles in Sachen Altbausanierung gemacht wurde, einiges gar besser.

Bekanntlich war die Sanierung der Temeswarer Altstadt lange Jahre hindurch auch ein deklariertes Steckenpferd der vorherigen Ciuhandu-Stadtverwaltung: Leider konnten in mehr als zwei Jahrzehnten nach der Wende von den zirka 14.500 Altbauten der Stadt, vornehmlich aus dem historischen Stadtkern, im Barock- oder Jugendstil, nur einige von Grund auf saniert werden. Angesichts des starken Verfalls vor allem der wertvollen Bauten aus dem Temeswarer Stadtzentrum gab es u. a. auch den Vorschlag, Geldstrafen für jene Immobilienbesitzer einzuführen, die ihre Häuser weder instandhalten, pflegen noch sanieren möchten. Bürgermeister Nicolae Robu erklärte sich bisher entschieden als Gegner solcher Strafmaßnahmen, die die lokalen Grundprobleme nicht lösen eher vertiefen würden. Er hofft eher darauf, dass die Kommunalverwaltung in der Zeit von 2014 bis 2020 im Rahmen von EU-Projekten für umfassende Sanierungspläne der gesamten Altstadt an die erforderlichen Mittel herankommen wird.