Temeswar als europäisches Musikzentrum

Vortrag von Prof. Franz Metz im Kunstmuseum

Im Vorjahr hielt Prof. Franz Metz einen vielbeachteten Vortrag über Franz Liszt im Temeswarer Barockpalais.
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Der bekannte Musikwissenschaftler Prof. Franz Metz hält morgen, um 18 Uhr, im Temeswarer Kunstmuseum den Vortrag „Temeswar – ein altes europäisches Musikzentrum. Das Banat in der Musikhistoriografie“.

Im Rahmen der derzeitigen, vielseitigen Bestrebungen um Sichtung und Wertung der Kulturtraditionen der Begastadt sowie um die Stadt in nächster Zukunft dem begehrten Titel einer europäischen Kulturhaupstadt näherzubringen, versucht der aus dem Banat gebürtige Musikologe und Organist einen reichhaltig dokumentierten Exkurs zu diesem Thema. Prof. Franz Metz geht dabei auf einen im Jahr 1922 von Gabriel Sarkany in der „Temeswarer Zeitung“ veröffentlichten Artikel zurück: Der Beitrag „Temeswar, das neue Musikzentrum Rumäniens“ mit einem wohldurchdachten Inhalt stützte sich damals auf zahlreiche Recherchen des Autors in diesem Bereich. Leider sind heute viele Musikdokumente durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs für immer verlorengegangen.

Doch heute kann man in bedeutenden europäischen Musikarchiven Belege zur Bedeutung Temeswars als europäisches Musikzentrum finden. Einige der großen internationalen Namen der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, unter diesen Liszt, Strauss und Brahms, haben in Temeswar und im Banat konzertiert, ganze Kapitel ihrer Biografie und ihrer musikalischen Laufbahn sind mit dem Kultur- und Musikleben des Banats verbunden. In den Dreißigern war die Banater Musik, als lebendige Musikszene Europas, konstant in den großen internationalen Publikationen vertreten. Laut Prof. Franz Metz verdient diese jahrzehntelang eng mit der Entwicklung der europäischen Musik verbundene Szene mehr Aufmerksamkeit. Der Musikwissenschaftler, Organist und Dirigent Prof. Dr. Franz Metz hat vor, aber vor allem nach der Wende etliche Recherchen in mehreren Nationalbibliotheken Europas, so in Wien, Budapest, Bukarest, Paris, Rom, Zagreb und Ljubljana, durchgeführt.

Das Banat kommt in vielen Autobiografien bedeutender Musiker vor, die diese Region durchzogen haben. Viele hinterließen auch ihre Spuren in Temeswar. Doch diese zu finden, ist heute sehr schwierig und verlangt gute Kenntnisse der Kultur dieses Raums. Laut dem Referenten, öffnen sich nicht nur den Kennern und Fachleuten, sondern auch den Liebhabern der europäischen Musikgeschichte damit neue Horizonte. Im Rahmen der Untersuchungen können neue Erkenntnisse zu einem besseren Verständnis dieses historisch gewachsenen und faszinierenden südosteuropäischen Kulturraums führen.
Der heute in München lebende Dr. Franz Metz wurde 1955 in der banatschwäbischen Gemeinde Darova geboren. Er begann seine Musikstudien in Lugosch bei Prof. Josef Willer und Clara Peia. 1974 bis 1978 absolvierte er ein Orgelstudium an der Bukarester Musikhochschule.

Bis 1985 war Metz als Organist und Kirchenmusiker in Temeswar tätig, debütierte als Konzertorganist 1975 in Temeswar. In den Jahren 1983 bis 1985 war er Dirigent des Schubertchors. Seit 1985 ist Metz Stiftskantor in Hechingen sowie als Organist und Musikwissenschaftler in München tätig. Er gab zahlreiche Orgelkonzerte an bedeutenden Orgeln Europas und veröffentlichte zahlreiche Musikstudien, vor allem über die Musikgeschichte Südosteuropas. Prof. Metz ist u. a. Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südostlichen Europa e. V. und Gründer des Verlags Edition Musik Südost München, Ehrenpräsident der Rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft, Ehrenmitglied des Verbands der Komponisten und Musikwissenschaftler Rumäniens und seit 2009 Vorsitzender des Gerhardsforums Banater Schwaben e. V.