Temeswar: Anerkennung für Wilhelm Mühle

Rosenzüchter bekommt Ehrenbürgerschaft und Büste im Rosenpark

Der Florist Wilhelm Mühle wird heute posthum zum Ehrenbürger von Temeswar ernannt. Er bekommt auch eine Büste im Temeswarer Rosenpark (im Bild).
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Der Temeswarer Stadtrat hat vor Kurzem beschlossen, dem bekannten Floristen Wilhelm Mühle posthum den Titel eines Ehrenbürgers der Stadt Temeswar/Timişoara zu verleihen. Eine Büste aus Bronze, angefertigt von dem Bildhauer Aurel Ardeleanu, wird im Rosenpark aufgestellt. Die Zeremonie zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft findet heute ab 11 Uhr, anlässlich des Temeswarer Stadtfestes, im Rathaus statt. Wilhelm Mühle wurde 1844 in Kulm/Böhmen (heute Chlumec/Tschechien) geboren. Bereits in seiner Jugend studierte er den Anbau von Blumen in Deutschland. Als Mühle 21 Jahre alt war, zog er nach Temeswar und wurde von Wenceslas Franz Niemitz als Chefgärtner eingestellt.

Im Jahr 1875 eröffnete Mühle einen Gärtnereibetrieb im Temeswarer Maierhöfe-Stadtteil (heute Elisabethstadt) und erwarb ein Geschäftslokal auf der Reszó -Straße (heute Alba-Iulia-Straße). Er war zusammen mit Wenceslas Franz Niemitz mit der Planung und Ausführung des Königlichen Rosengartens beauftragt, der am 19. Juli 1891 eingeweiht wurde und als Vorgänger des heutigen Rosenparks gilt. In diesem Park hatte Mühle über 300 verschiedene Hybrid-Sorten von Rosen gepflanzt. Durch seine Leidenschaft für Blumen und harte Arbeit hat er Temeswar schon Anfang des 20. Jahrhunderts als „Stadt der Blumen“ bekannt gemacht.
Wilhelm Mühle war verantwortlich für alle Blumenarrangements bei den offiziellen Besuchen des Kaisers Franz Josef und anderer Staatsbeamten. Seine Popularität machte ihn zum bekanntesten Landschaftsarchitekten und Rosenzüchter im Südosten Europas. Er erschuf Rumäniens erste Rosenart in Temeswar und verlieh ihr den Namen „Madame Josephine Muhle“.

Mühle war von September 1893 bis Juli 1895 der Herausgeber der damals zweimonatlich erscheinenden deutschen Ausgabe der ungarischen Rosenzeitschrift Rózsa Ujság. In der österreichischen Gartenzeitung „Wiener Illustrierte“ wurde Wilhelm Mühle 1906 bezüglich der Züchtung einer Teerose erwähnt. Sein Blumengeschäft wurde nach seinem Tod in 1908 von seinem Sohn Árpád übernommen und weiter entwickelt. Dreizehn von ihm geschaffene neue Rosensorten wurden auf internationaler Ebene registriert.
Der Laden, den Wilhelm Mühle besaß, wurde in ein Restaurant umgewandelt, bekannt als „Das Haus der Blumen“. Sein ehemaliges Haus sorgte für jede Menge Diskussionen in Temeswar. Die Familie, die 2000 das Haus gekauft hatte, pflegte es überhaupt nicht, sodass es heute dem Verfall preisgegeben ist. Die Temeswarer fordern, dass der Stadtrat den Besitzer enteignet und das historisch wertvolle Gebäude übernimmt, um es in ein Museum der Rosen umzuwandeln.