Treffen junger Siebenbürger in Freck

Musik und Tanz bringen eine neue deutschsprachige Gemeinschaft zusammen

Hermannstadt – Die Brukenthal’sche Sommerresidenz in Freck/Avrig war am Sonnabend bereits zum fünften Mal Schauplatz des Treffens junger Siebenbürger. Etwa 120 Erwachsene und Kinder waren gekommen, um den Nachmittag und Abend gemeinsam zu verbringen, sich kennenzulernen und auszutauschen. Viele Teilnehmer waren bereits zum dritten oder vierten Mal dabei und blieben auch über Nacht.

Eröffnet wurde der Abend durch Eckehardt Zaig mit einer Vorstellung seines Weinguts in Tekendorf/Teaca, gefolgt von der Band Trio Saxones Plus und einem Theaterstück aus der Feder von Nick  Fernolendt, Pfarrer in der Kirchengemeinde Broos/Oraștie. Dabei parodierten die Laienschauspieler in einem Gerichtsprozess die hysterischen Auswirkungen um den Wuhan-Virus (SARS-CoV-2). Nach einem guten Essen folgte dann das traditionelle Siebenbürgen-Quiz, dessen Sieger in diesem Jahr der Tisch der Hermannstädter und Michelsberger war. Abgerundet wurde der Abend durch ein Konzert der Hermannstädter Band Changeover. Anders als in den Jahren zuvor endete das Treffen nicht mit dem obligatorischen Frühstück am Sonntagmorgen, denn die beiden Organisatoren, Andrea Rost und Winfried Ziegler, hatten am späten Vormittag noch zu einer Gesprächsrunde über die Zukunft der deutschen Gemeinschaft in Siebenbürgen eingeladen.

Die rund zwei Dutzend vornehmlich um die 35-Jährigen diskutierten schließlich zwei Stunden lang über ihre Vorstellungen für die nächsten zwanzig Jahre, aber auch ganz aktuelle Themen wie das Einbinden der mittleren Generation in die Gemeinschaft, die Weitergabe der deutschen Muttersprache an die Kinder oder die Schwierigkeiten mit älteren Mitgliedern in Kirche und Forum. Denn diese haben über eine lange Zeit ihres Lebens noch ein geschlosseneres Gemeinschaftsleben erfahren und „gehen den Weg der letzten 850 Jahre einfach weiter.“ Dabei ist die Lebensrealität der unter 40-Jährigen eine andere als derer, die die überwiegende Zeit ihres Lebens vor 1989 verbracht haben, so die Grundhaltung vieler Anwesenden. Die Gemeinschaft ist nicht nur kleiner geworden, ihre Mitglieder sind auch mobiler als noch vor wenigen Dekaden. Ein Studienaufenthalt in der Bundesrepublik oder in Österreich ist zum Standard geworden und im Hinblick auf eine gute Ausbildung auch der richtige Schritt. Dementsprechend wenig erstaunlich waren auch viele zurückgekehrte Siebenbürger Sachsen unter den Teilnehmern sowie mehrere Deutsche aus der Bundesrepublik, aber auch Rumänen.

Mit Blick auf diese Lebenswirklichkeit der mittleren Generation wurde von den Anwesenden festgestellt, dass sich die Teilnahme am Gemeinschaftsleben für 20 bis 40-Jährige oft schwierig gestaltet, von der älteren Generation allerdings auch zusätzlich erschwert wird. Einerseits bringen ein Vollzeitarbeitsplatz, Kinder und Interessen unabhängig von der deutschen Gemeinschaft es mit sich, dass für das Gemeinschaftsleben weniger Zeit übrig bleibt, andererseits ließe sich auf diesen Umstand Rücksicht nehmen, in dem Veranstaltungen und Sitzungen nicht um 17 Uhr beginnen – eigentlich selbstverständliche Zugeständnisse. Mit Blick auf die verschiedenen Wohnorte der Teilnehmer, welche vornehmlich aus Kronstadt/Brașov und Hermannstadt/Sibiu kamen, aber eben auch aus Klausenburg/Cluj-Napoca und Schäßburg/Sighișoara, war die einmütige Meinung, dass man sich selbst mehr Gelegenheiten für das Zusammenkommen schaffen muss.