„Violon d’Ingres. Körper“

Peter Jacobi-Ausstellung in Stuttgart

"Torso" von Peter Jacobi, Bronze (1974)

Stuttgart - Lauras Galerie in der Pfarrstraße Nr. 15, Stuttgart, lädt Kunstfreunde am heutigen Donnerstag um 19 Uhr zur Eröffnung einer besonderen Ausstellung „Violon d’In-gres. Körper“ mit Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen des berühmten rumäniendeutschen Bildhauers Peter Jacobi ein.

Der Titel seiner Ausstellung verweist auf den französischen Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres (*1780 in Montauban; † 1867 in Paris), eines der bedeutendsten Vertreter des Klassizismus und der offiziellen Kunst im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Neben seiner Malerei spielte dieser gern Violine. So entstand für den Begriff der Liebhaberei der Spruch „le violon d’Ingres“. Der amerikanische Fotograf Man Ray hat diesen Begriff mit einer der berühmtesten Fotografien des Surrealismus paraphrasiert.

„In Jacobis Schaffen findet der apollinische Akt sein Pendant in dem hässlichen, verformten, beunruhigenden, seltsamen Körper, der die Spuren von Gewalt trägt. Eine erste Äußerung dieses Körpers ist der Verstümmelte, eine lebendige Ruine des Krieges.
Alle Reliefs vermitteln eine halluzinatorische Sinnlichkeit, ein Receptaculum für die imaginäre Substanz des Begehrens. Indem Jacobi die Finger formt, die in das Fleisch des Marmors – taktile und erotische Materie – versinken, formt er den Akt der Berührung und gibt die Palpitation des Körpers wieder, der sich unter den Fingern verwandelt“, schreibt Dr. Magda Predescu in ihrem Essay „Fotografische Praktiken. Hintergrund des Schaffens von Peter Jacobi“ im Katalog „Bilderfahrzeuge“ der retrospektiven Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Bukarest (MNAC) 2021/22.

Peter Hans Jacobi wurde 1935 in Ploiești, Kreis Prahova, Rumänien, geboren und hat Bildhauerei an der Kunstakademie in Bukarest studiert. 1970 ist Jacobi in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelt und hat dort die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt. Ab 1979 übt er autodidaktisch analoge Photographie in Mittel- und Großformat aus. Nach der Wende 1989 hat sich Peter Jacobi intensiv mit dem Zustand der Kirchenburgen in Siebenbürgen beschäftigt und dazu Ausstellungen veranstaltet und Fotobände veröffentlicht („Stillleben nach dem Exodus - Wehrkirchen in Siebenbürgen“). 2016 wurde dem Bildhauer der rumänische Orden für besondere Kulturelle Verdienste (Kategorie C „Schöne Künste“, im Rang eines Offiziers) vom Staatspräsidenten Klaus Johannis verliehen.
Die Ausstellung in Lauras Galerie in Stuttgart kann dienstags bis samstags, zwischen 16 und 22 Uhr, bis zum 30. Juni besucht werden.