Vortrag an der Lucian-Blaga-Universität

Der Kris in rumänischen Roma-Gemeinden in der Diaspora

Hermannstadt - Auf Ebene der EU wird oft von der spezifischen sogenannten „Roma-Problematik“ gesprochen. Dabei geht es gewöhnlich um soziale Fragen wie Armut, Integration, Bildung usw. Selten werden die Selbstregelungsmechanismen, die der Roma-Minderheit eigen sind, thematisiert. Ein derartiger Mechanismus ist der Kris oder Stabor, was einer eigenen Rechtsprechung gleichkommt.

Unter dem Titel: „Kris im digitalen Zeitalter. Transnationale Konfliktlösung in rumänischen Roma-Gemeinden in der Diaspora“ lädt die Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu für den 23. November 2022 um 12.00 Uhr in dem Senatssaal in der Lucian Blaga Straße Nr. 2A ein.

Inhalt des Vortrags ist das dominierende eigene Rechtsprechungssystem innerhalb von rumänischen Roma-Gruppen, welche in 14 westeuropäische Staaten und die Vereinigten Staaten ausgewandert sind. Der Vortag beruht auf einer breit angelegten Studie, die in der Zeitspanne 2000 bis 2021 durchgeführt wurde.

Der Referent Dr. Juan F. Gamella von der Universität in Granada/Spanien befindet sich gerade in Rumänien in einem sabbatischen Aufenthalt in Klausenburg/Cluj-Napoca am Institut für das Studium der Nationalen Minderheiten (Institutul Pentru Studierea Problemelor Minorităților Naționale) und führt eine Feldforschung innerhalb der Roma-Gemeinden in Siebenbürgen durch. Seit 2003 beschäftigt er sich mit der Erforschung der transnationalen Migration der rumänischen Roma. In den letzten acht Jahren entwickelte Dr. Juan F. Gamella ein Forschungsprojekt mit Roma-Mitarbeiter und -Freunden. Er ist Gründungsmitglied des Europäischen Akademischen Netzwerks für Romani-Studien. 

Über das vorliegende Projekt erklärt der Referent: „Unsere Forschung zeigt, wie ein breites soziales Feld, welches sich jenseits vieler Grenzen erstreckt, mittels digitaler Medien einen regen täglichen Austausch aufrechterhält. Zugleich widerspiegelt diese die starke mündliche Tradition und das kreative Potential einer als „traditionell“ und „analphabetisch“ eingestuften Gruppe. Es werden neue filmische Mittel, wie Live-Übertragungen, Direktaufnahme der Gegenklagen seitens der Parteien usw. vorgestellt“.

Durch diesen Vortrag führt die Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität eine Vortragsreihe mit renommierten ausländischen Forschern, welche im Juli dieses Jahres eingeleitet wurde, fort.