Zeitschrift „Review of Ecumenical Studies“ greift Schmemann auf

Beiträge über Ausnahme-Gelehrten des russisch-orthodoxen Exils gesucht

Hermannstadt – Mitten im aktuellen Krieg Russlands in der Ukraine mit zeitlich ungewissem Ausgang erinnert die Redaktion der von Hermannstadt/Sibiu aus geführten Vierteljahreszeitschrift „Review of Ecumenical Studies“ (RES) an einen orthodoxen Priester der Vergangenheit, dessen Tod sich 2023 zum vierzigsten Mal jährt, und der wegen seiner „genialen“ Ideen in mehrheitlich orthodoxen Ländern noch heute hin und wieder als Fürsprecher „gefährlicher liberaler Neuerungen“ angesehen wird. Alexander Dimitrijewitsch Schmemann konzentrierte sich in der Anwendung von Riten „nicht auf den Prozess, sondern auf die Endgültigkeit“, wie die Redaktion von RES Ende März beim Ausschreiben der Erstausgabe des Jahres 2023 unterstrich.

Die Biografie von Pater Alexander Schmemann ist in der Tat sehr reich an Kontrasten: er kam 1921 in Tallinn als Sohn von russischen Eltern zur Welt, die 1917 vor der Revolution der Bolschewiken in die Hauptstadt des benachbarten Estland geflohen waren. Mit ihm und seinem Zwillingsbruder Andrei zog die Familie sehr bald nach Paris um, wo Alexander Schmemann sowohl mit dem russischen als auch den französischen Bildungswegen in Kontakt geriet. Sein Großvater Nikolai war Lutheraner aus baltisch-deutschem Hause gewesen, musste aber wegen der Heirat mit einer Frau orthodoxen Glaubens Letzterem in der Kindererziehung den Vorrang geben. In Paris studierte Alexander Schmemann orthodoxe Theologie, gab von 1946 bis 1951 daselbst anderen Unterricht und wanderte noch vor Ende 1951 nach New York in den USA aus. Über Radio Freies Europa waren Predigten von ihm auf Russisch dreißig Jahre lang im Heimatland seiner Eltern zu hören. Am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 nahm er als Beobachter in Vertretung der Orthodoxie teil.

Der Ausschreibung für die Ausgabe 01/2023 der Zeitschrift RES nach zu schließen war Alexander Schmemann ein Orthodoxer im Exil, der schon zu Lebzeiten Missverständnisse aus dem Weg zu räumen versuchte. Autorinnen und Autoren, die nicht gezielt über seine Persönlichkeit und sein Vermächtnis, jedoch allgemein über die ständige Spannung zwischen Wort und Geist, zwischen Alt und Neu oder zwischen Tradition und Freiheit in der liturgischen Praxis der Orthodoxie schreiben möchten, sind ebenso eingeladen, Artikel in englischer oder deutscher Sprache per E-Mail an die Redaktion von RES zu senden (res.sibiu@gmail.com). Einsendeschluss für Beiträge zum Thema der „Dynamik von Tradition und Freiheit in der byzantinischen Liturgie: 40 Jahre nach Alexander Schmemann“ ist der 15. November 2022. Für die Gestaltung dieser Ausgabe von RES zeichnet Priestermönch Petru Pruteanu (Cascais, Portugal) verantwortlich. Die dabei zu berücksichtigenden redaktionellen Richtlinien sind unter dem Link www.res.ecum.ro/guidelines/ aufgelistet.