30 Strafverfahren im Forstamtsbezirk Bozovici

Forstwache Temeswar enthüllt Raubzüge in den Forsten der Almăj-Senke mit rund 300.000 Lei Schaden

Derartige kerngesunde Buchenwälder mit ihrem hochwertigen Holz sind die Begehr auch der Holzfällerunternehmen der Almăj-Senke, wo die Staatswälder vom Forstamtsbezirk Bozovici verwaltet werden. Um an diese Hölzer heranzukommen, ist vielen die Legalität schnuppe. Foto: der Verfasser

Vor mehr als zwei Wochen fand im Forstamtsbezirk Bozovici eine überraschende Kontrolle der Forstwache aus Temeswar statt. Binnen kurzer Zeit konnte im Almăj-Tal „ein großangelegter Raub in den Staatswäldern“ enthüllt werden, die vom Autonomen Regiebetrieb der Wälder „Romsilva SA“ verwaltet werden. Die Räuber und deren Komplizen, aber auch die Wächter der Wälder (die dafür bezahlt wurden, diese Wälder zu verwalten und vor Holzdiebstahl zu schützen), in Personalunion, sind die Verbrecher. Der bisher geschätzte Schaden liegt bei über 300.000 Lei. Auf Facebook gab es auf das Kommuniqué der Forstwache hin zahlreiche Stellungnahmen, die in der Zusammenfassung etwa so lauteten: „Endlich werden nicht immer nur die Österreicher des Forstraubs in Rumänien bezichtigt!“

700 Kubikmeter Holz der besten Güte aus den Buchenwäldern des Banater Berglands sind als illegal geschlagen identifiziert worden, desgleichen entdeckte man „Aufforstungsarbeiten“, die nur auf dem Papier und nur als „Abrechnung durchgeführter Arbeiten“ existieren; Setzlinge, für deren Pflanzung erhebliche Summen kassiert wurden, die es aber konkret gar nicht gibt; und Dutzende Kubikmeter Holz, die in die Holzlager „eingelagert“ wurden, die aber auf keine Weise vorgezeigt werden können – dies einige der Feststellungen der Forstwache, die auf einen Tipp hin unerwartet in Bozovici aufgekreuzt war. Die angeführten Illegalitäten und Mauscheleien sind die Grundlage für die 30 Strafakten, die an die Staatsanwaltschaft überwiesen wurden. Vor allem aber das illegal geschlagene Holz wiegt schwer.

Amar Ienea, Chefinspektor der Forstwache mit Sitz in Temeswar: „Als Folge der 668,715 Kubikmeter Holz von illegal gefällten Bäumen (im Gesamtwert von 193.414 Lei) haben wir an die Staatsanwaltschaft 30 Strafakten wegen unberechtigter Holzernte überwiesen. Desgleichen hat die Forstwache in 14 Fällen gegen den Forstamtbezirk Bozovici Geldstrafen in Höhe von zusammengenommen 53.000 Lei verhängt. Weitere Geldstrafen im Gesamtwert von 26.000 Lei sind gegen das Personal des Forstamtbezirks verhängt worden. Nicht zuletzt hat die Forstgarde gefordert, dass den Holzfällermannschaften des Forstamtbezirks Bozovici die Berechtigung entzogen wird, aufgrund derer sie in den Forstschlägen des Forstamtsbezirks arbeiten dürfen, da sie die gesetzlichen Voraussetzungen dazu ignoriert haben. Die Entscheidung über unseren Vorschlag haben allerdings andere zu treffen.“

Neben den Missständen in den Wäldern und Forstschlägen stellten die Fachleute der Forstwache ebenfalls Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung des Forstamtbezirks fest. Dort fehlten u. a. 342 Kubikmeter Holz im Wert von 57.848 Lei. Zudem zahlte die Buchhaltung rund 40.000 Lei ans Personal des Forstamtbezirks, die für Aufforstungen abgerechnet wurden, die es allerdings nur auf dem Papier gibt – weil sie nie durchgeführt wurden.

Derselbe Chefinspektor der Forstwache zu diesem Thema: „Unsere Fachleute haben vor Ort die vorgeblichen Aufforstungen sehen wollen. Gezeigt werden konnte ihnen aber ein Hektar Aufforstungen nicht, weil es ihn nicht gibt, dafür waren aber 9291 Lei kassiert worden. Desgleichen konnten unseren Leuten in den Baumschulen des Forstamtsbezirks eine Reihe von jenen Pflanzungen nicht gezeigt werden, die auf dem Papier existierten und abgerechnet worden waren – auch die gibt es aber nicht. Insgesamt fehlten 22.779 Forst-Pflänzlinge im Wert von 11.395 Lei. Die Summe musste von den Verantwortlichen hinterlegt werden. Weitere 5147 Lei mussten vom Personal des Forstamtsbezirks Bozovici zurückgezahlt werden, weil sie sich fünf Hektar zerstörte Flächen als „Wiederaufforstung, Renaturierung und Verfestigung durch Bepflanzung“ abrechnen ließen – aber dort keinen Finger gerührt haben. Weitere 15.600 Lei mussten sie zurückzahlen für Waldsäuberungen auf 23 Hektar, die nie durchgeführt wurden, wie eine Inaugenscheinnahme vor Ort ergab.“

Es ist seit langem bekannt, dass im Raum Bozovici Holzernte-Unternehmen mit extrem aggressiven Besitzern tätig sind, die sich überall der bedingungslosen Unterstützung seitens lokaler und regionaler Politiker brüsten, „denn wir unterstützen die auch!“ Zur Erinnerung: Im November 2013 berichtete die ADZ vom Auftreten des Besitzers eines solchen Unternehmens mit Sitz in Bozovici, das im Nationalpark Semenik-Karasch-Schluchten, in der Nähe der Comarnic-Höhle, Holzschlag betrieb und das Holz durch Iabalcea mit 60-Tonnen-Transportern über eine frisch asphaltierte Dorfstraße abtransportierte, die für sieben-Tonnen-Fahrzeuge angelegt war. Als die Dorfbewohner aufbegehrten und auch der Dorfpolizist sich ihnen anschloss und die Kraftfahrer mit Geldstrafen belegte, tauchte der eilends herbeigerufene Firmenbesitzer auf, schlug in aller Öffentlichkeit dem jungen Polizisten die Uniformmütze vom Kopf und erklärte ungeniert, im Banater Bergland tue er, was er für richtig hält, weil er einen „wohlgesteiften Rücken“/„spate bine proptit“ habe: Alle Politiker des Raums Bozovici fressen ihm aus der Hand! ... Als das Rathaus eingriff und den Firmenbesitzer wegen der Zerstörung der Straße zur Rede stellte, versprach der Firmenbesitzer, auf Firmenkosten die Straße wieder in Ordnung zu bringen. Bis heute, viele Jahre später, ist das nicht passiert... Doch unseres Wissens hat auch niemand den Rüpel bisher zur Verantwortung gezogen.

Die Forstwache stellte fest, dass in der Alm²j-Senke von diesen oft rabiat auftretenden Unternehmern sehr viel Holz „geraubt“/„jefuit“ wurde, weil sie in vielen Holzschlägen ohne jede Genehmigung sich einfach „bedient“ haben. Dafür gab es diesmal 13 Geldstrafen zu insgesamt 34.000 Lei, aber es wurden auch 32.842 Lei illegal kassiertes Geld aus Verkäufen von Holz, dessen Herkunft nicht belegt werden konnte, beschlagnahmt, zusätzlich 154,859 Kubikmeter illegal geschlagenes Holz aus ihren Lagerbeständen, dass zum Kauf angeboten wurde. Einem dieser Unternehmen, das hauptsächlich auf dem Areal des Forstamtsbezirks Bozovici tätig war, will die Forstgarde nun das Zertifikat fürs Holzernten entziehen lassen.