Abschirmung der Abschreibdoktoren

Randbemerkungen

Die Befürchtung, dass die Unterrichtsministerin Ligia Deca die Deckungspolitik für Plagiatoren fortsetzt, die ihr des Plagiats überführter Vorgänger Sorin Câmpeanu verfolgte, hat sich leider bestätigt. Die Ex-Präsidialberaterin in Bildungsfragen und wahrscheinliche Ko-Autorin der Johannis-Initiative für ein „Gebildetes Rumänien“ (eine Formel, die man heute nur noch ironisch oder satirisch deuten kann...), hat sich über alle Hürden des Anstands hinweggesetzt und dem Konsultativforum des Bildungsministeriums, dem Nationalrat zur Bestätigung von Universitätstiteln, Diplomen und Attesten (CNATDCU) verboten, die Doktorarbeit des amtierenden Innenministers Lucian Bode (alle Genannten: hohe PNL-Funktionäre) auf Plagiatsverdacht zu analysieren. Nebenbei: Vorsitzender dieses Nationalrats ist der Präsident der Akademie, Prof. Dr. Ioan-Aurel Pop (der u.a. auch schon erklärt hat, dass man den CNATDCU auflösen sollte...).

Das Verbot kommt der Deckung der frechen Betrügereien auf höchster akademischer Ebene gleich, die in den höchsten Rängen der rumänischen Politik grassieren. Zur Erinnerung: (nahezu folgenlos) geplatzt ist der Betrug mit den unehrlichen Doktoraten, nachdem die grobschlächtige Kopier-„Arbeit“ des Ex-PSD-Premierministers Victor Ponta (2010-2015 PSD-Vorsitzender, 2012-2015 Premierminister) aufgeflogen war. Folgenlos blieb die ebenso krude Abschreibübung des amtierenden Stellvertreters des Oberstaatsanwalts Rumäniens, Bogdan Licu (an dieser Stelle wurde ausführlich darüber geschrieben); die von Ionu] Andrei, dem Dekan der Rechtsfakultät der Polizeiakademie (!!!); die des hochrangigen Polizisten Bogdan Despescu, Staatssekretär im Innenministerium und vieler, vieler anderer.

Das Eingreifen der Bildungsministerin und ihr Verbot, dass die einzige zum Überprüfen der Korrektheit von Doktorarbeiten befugte Autorität ihre Arbeit gemäß ihrer Gründungsaufgabe tut, spricht Bände. Implizite deckt sie jedes weitere Vorgehen zur Überprüfung der höchstwahrscheinlich auch zu erheblichen Teilen kopierten Doktorarbeit des Generals i.R., Ex-Generalstabschefs, Johannis-Vertrauten und Premierministers Nicolae Ciuc˛ – und wer weiß von wem noch, der unberechtigterweise, nur aufgrund politischer, nicht auch akademischer und ethisch-moralischer Meriten sowie von soliden Fachkenntnissen höchste Ränge in der Staatsführung belegt – mit den Ergebnissen, die leider für jeden Bürger erfahrbar sind. Parteimeriten vor intellektuellen Meriten, sowas kann in keinem Staat gutgehen. Wenn die Hinterbänkler aus dem Schulklassen (auch aufgrund von Diebstahl und Fälschung) die Führung übernehmen, dann fault der Staat. Und schuld an der Staatsfäulnis sind alle, die das zulassen oder decken. Egal, aus welcher Position sie das tun.

Auch deshalb klang die Parole von Staatschef Klaus Werner Johannis so falsch, als er zur Eröffnung des Hochschuljahrs den Studenten einflöten wollte, dass „wir“ „Nulltoleranz gegenüber dem Plagiat!“ / „Toleran]˛ zero la plagiat!“ ausüben werden. Wäre der Staatschef wirklich ehrlich gewesen, hätte es heißen müssen: „Stoppt die akademische Integrität!“ – denn in Wirklichkeit tat seine rechte Hand in Bildungsfragen, die aus seiner Institution kommende Bildungsministerin, genau das! Möglich in Absprache...  Anders lässt sich ihr Veto gegen eine Überprüfung der Doktorarbeit des Innenministers (heute Ideologe derselben Partei, die Johannis vorher geführt hat) durch die einzige dazu befugte Institution Rumäniens nicht deuten.

Dass die Ministerin mit ihrem Eingreifen sogar das noch geltende Bildungsgesetz mit Füßen trat – wer zieht sie zur Verantwortung? Denn dass die von Câmpeanu eingeleitete und von Deca zu vollendende Novellierung der Bildungsgesetzgebung „endlich“ plagiatorenfreundliche Bedingungen für die schulischen Hinterbänkler an der Staatsspitze schafft, das weiß man ja schon.