Aromen der Wachauer Marille

Wachauer Marillen
Foto: Niederösterreich Werbung/Stefan Fürtbauer

Die Café-Konditorei Hagmann rief das Fest „Alles Marille“ 1999 ins Leben.

Marillenknödel mit Brösel
Fotos: Café-Konditorei Hagmann

Die niederösterreichische Region Wachau beeindruckt nicht nur durch eine malerische Landschaft, sondern auch durch die schmackhafteste Marille (öst. für „Aprikose“) des Landes. Während jeden Frühling tausende Marillenbäume das ganze Gebiet in eine rosa-weiße Blütenoase verwandeln, dreht sich im Sommer alles um Marillen-Delikatessen.

Bei einem entspannten Ausflug mit einem Fahrgastschiff auf der Donau durch die Wachau kann man neben mittelalterlichen Baukunstwerken und Weinterrassen auch die Marillenbäume sehen, die nahe dem Fluss angebaut werden. Die 36 km lange Wa-chau, die im Jahr 2000 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde, sollte man am besten im Frühling, Sommer oder Herbst besuchen – zwischen Mai und September. Der Juli markiert dabei den Erntebeginn der Wachauer Marillen: Überall in der Gegend lassen sich dann Marillenaromen riechen und schmecken. Die pflückfrischen Früchte werden in speziellen, spitz zulaufenden Körben gelagert, Ihre Form erleichtert das Ernten von höheren Bäumen und bewahrt das Obst intakt.
Die Marille als Symbol der Wachau-Region

Obwohl Krems keine große Stadt ist, floriert der Tourismus aufgrund des Interesses der Behörden, die lokalen Traditionen zu fördern. Das bekannte Fest „Alles Marille“ auf der schönen Flanierstraße in Krems ist jedes Jahr eine der beliebtesten Attraktionen im Juli. Süße Verführungen rund um das Thema, wie Marillenknödeln und -schaumrollen, oder Getränke wie Marillenbowle oder -sekt erwarten die Besucher während der Veranstaltung. Dieses Jahr wurde das Fest „Alles Marille“ von 7. bis zum 24. Juli zum 22. Mal ausgetragen. Doch die rund 200 Geschäfte, die die schöne Kremser Hauptallee säumen, setzen den Verkauf von Marillen-basierter Feinkost bis September fort.

Auf eine lange Tradition in der Förderung der Marille als lokales Symbol blickt die 1836 gegründete Konditorei Hagmann in der Kremser Altstadt zurück, einerseits durch ihr schmackhaftes süßes Backwerk mit Marillen, aber eben auch durch das 1999 entstandene Fest „Alles Marille“: Denn dieses wurde von  Karl-Heinz Hagmann, Konditormeister und ehemaliger Kaufmannschafts- und Wirtschaftsbundobmann in Krems, ins Leben gerufen.

„Die Marille nimmt in der österreichischen Konditorei eine Sonderstellung ein“, meint Karl-Heinz Hagmanns Sohn, Thomas Hagmann, Wirtschaftskammerobmann und Stadtrat der Stadt Krems. „Anfangs haben wir drei Tische vor der Konditorei Hagmann aufgestellt, und einen Marillenkuchen bei einer kleinen Einweihung feierlich angeschnitten. Eine Trachtengruppe aus Krems und Stein hat mit Kindern dabei getanzt. Unser Marillenknödel-Stand am Kremser „Täglichen Markt“ hat alles abgerundet. So wurde das Fest geboren“, erzählt Thomas Hagmann.

Sein Vater war der Meinung, dass die Stadt Krems dieser für die Region so wichtigen Frucht keine angemessene Bühne böte. „Wir hatten eigentlich Weinfeste, Volksfeste, usw., aber kein Fest für die Marille“, sagt Thomas Hagmann. Jemanden zu finden, der bei der Entwicklung des Festes mitmachen wollte, sei aber gar nicht einfach gewesen. Die Kremser Konditorei Hagmann begann, alle essbaren Marillenprodukte wie Eiscreme, Knödel, Palatschinken, Kuchen mit geflammter Schneehaube, Souffléschnitten, Marillen per se, usw. anzubieten. Einer ihrer ersten Partner war die Privatdestillerie Hellerschmid in der Wachau – sie brachten flüssige Spezialitäten wie Edelbrände, Liköre und Säfte mit. Im Laufe der Jahre kamen nach und nach weitere Stände hinzu und die Geschäfte begannen, das Thema aufzugreifen. Der Name „Alles Marille“ wurde nicht nur wegen der Wachauer Marille gewählt, sondern auch deshalb, dass Krems für alle Sorten von Produkten ein historischer Umschlagplatz war, so Hagmann. Jakobimarkt, Grünmarkt oder Täglicher Markt waren unter anderen bekannte Handelspunkte in Krems.

Die Aufrechterhaltung von Brauchtum ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Festes „Alles Marille“: „Wir hatten immer Musikgruppen, Theateraufführungen, Stadtführungen und vieles mehr“, meint Michael Biedermann von der Tourismus-Abteilung Krems. Doch „Alles Marille“ ist nicht nur für die Österreicherinnen und Österreicher ein Touristenmagnet. „Wir empfangen auch Besucher aus Deutschland, die speziell für diesen Event hierher kommen“, so Biedermann.

Die Entstehung des Labels „Wachauer Marille“

„Es stellte sich heraus, dass die Marille nach dem Wein ein besonderes Produkt für die Wachauer Region ist. Die Marillenblüte und die Sommerernte sind zu wichtigen Attraktionen geworden“, meint Silvia Ebner, Leiterin der Marketing-Abteilung beim Donau Niederösterreich Tourismus. Die Nähe zur Donau und die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht haben direkten Einfluss auf Geschmack, Inhaltsstoffe und Aroma der Marillen. Deshalb hat die Europäische Union die Wachauer Marille im Jahr 1996 als „geschützte Ursprungsbezeichnung“ eingestuft.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Großteil der nun aus ca. 100.000 Marillenbäumen bestehenden Produktionsfläche gepflanzt. Damals war der Weinbau wegen des Reblaus-Befalls gefährdet. Die heutige „Klosterneuburger Marille“ macht fast 100 Prozent des Wachauer Marillenbestandes aus und hat sich im Laufe der Jahrzehnte durch die Arbeit der Wachauer Marillenbauern vermehrt.

Die meisten Reisenden unternehmen einen eintägigen Ausflug von Wien in die Wachau. Aber diese wie aus den Märchen genommen zu sein scheinende Landschaft verdient ausreichend Zeit, um die besten Einblicke zu gewinnen.