Der Groaveri-Friedhof als Sehenswürdigkeit

Letzter Ruheort zahlreicher rumänischer Kronstädter Persönlichkeiten

Das Grab des Dichters Andrei Mureșianu Foto: der Verfasser

Die der heiligen Paraskewa geweihte Kirche mit der Schützenwiese im Vordergrund (Ende 19. Jh.)

Im Rahmen des Kulturprojektes „Strada - G. Baiulescu – Straße“ wurde am Samstag, dem 8. September, auch ein von Liliana Stănescu erstellter Faltplan des Friedhofs „Groaveri“ vorgestellt. Dadurch sollen für die Kronstädter und vor allem für die Kronstadt-Touristen der orthodoxe Friedhof und die der heiligen Paraskewa geweihte Kirche als Teil einer alternativen kulturellen Stadtroute besser zur Geltung kommen. Diese Trasse könnte am alten Marktplatz beim Mure{enilor-Museum (Initiator dieses Kulturprojekts) beginnen, am Rossmarkt/str. G. Barițiu fortgesetzt werden und über die Wagner-Zeile/Șirul Beethoven zur Schützenwiesengasse/str. Baiulescu führen. Die Trasse ist nicht lang, aber sie führt vorbei an einigen der bekanntesten Kronstädter historischen Baudenkmäler: das alte Rathaus (heute Geschichtsmuseum) am Marktplatz, die Schwarze Kirche, die orthodoxe „Sfânta Treime“-Kirche an der Stadtmauer, die Schmiedbastei (heute Sitz der Kronstadt-Filiale des Staatsarchivs), das Katharinentor und das Waisenhausgässer Tor/Poarta Schei).

Die Schützenwiesengasse wartet auf ihrer linken Seite (Richtung Zinne) mit einem Museum auf: das Ștefan-Baciu-Gedenkhaus bei Nummer 9. Am unteren Teil der Straße, aber mit Eingang von der Angergasse/str. Prundului, steht die „Casa Junilor“, wo auch das touristische Infozentrum der Stadt untergebracht ist. Auf der rechten Seite (wo sich auch, bei Hausnummer 2, der Sitz des Kronstädter Deutschen Forums sowie die Redaktion der „Karpatenrundschau“ befinden), kann man, bei Nummer 16, den Groaveri-Friedhof besuchen. Er ist nicht der einzige Friedhof in diesem Stadtteil, gleich oberhalb befindet sich der Soldatenfriedhof, wo die Gräber der in den Schlachten um Kronstadt im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee liegen. In der benachbarten Angergasse (Nummer 3) befindet sich der evangelische Obervorstädter Friedhof und in der ersten parallel zur Schützenwiesengasse gelegenen Straße (Trotuș) liegt ein Friedhof der ungarischen katholischen Kirchengemeinde.

Die Ruhestätten der nicht nur für Kronstadt bedeutendsten rumänischen Persönlichkeiten befinden sich am Groaveri-Friedhof. Der Name kommt vom deutschen „Gräber“ in seiner Variante in Kronstädter sächsischer Mundart. Entstanden ist der Friedhof 1876 zusammen mit dem Bau der orthodoxen Kirche auf Initiative des Erzpriesters Bartolomeu Baiulescu (der Vater von Gheorghe Baiulescu) zu einer Zeit, als es die Schützenwiesengasse noch nicht gab und als die als Schützenwiese bekannte Fläche noch unbebaut war. Der Friedhof umfasst rund dreihundert Gräber und wurde von Ovidiu Savu, wissenschaftlicher Museumsmitarbeiter bei „Casa Mureșenilor“ und zuständig für die Erstellung des Groaveri-Faltplans, als ein Kronstädter Pendant des bekannten Pariser Friedhofs Père Lachaise bezeichnet.

Auf der Rückseite des Faltplans werden in alphabetischer Reihenfolge 32 Persönlichkeiten mit Porträtfotos und ihren Verdiensten vorgestellt. Es handelt sich dabei um prominente Familien wie Mureșianu oder Baiulescu. Der bekannteste ist Andrei Mureșanu (1816 – 1863), von dem die Verse der heutigen Landeshymne „Deșteaptă-te române!“ stammen. Ursprünglich hieß das Gedicht „Un răsunet“. „Wir sind stolz und froh, dass der aus Bistritz stammende Andrei Mure{anu bei uns in Kronstadt ist“, sagt die Frau, die den Friedhof betreut. Im selben Grab bestattet ist auch seine Frau Susana, die Gründerin eines Vereins zur Unterstützung armer rumänischer Witwen aus Siebendörfer/Săcele. Das Grab liegt nahe am Friedhofseingang und ist leicht aufzufinden, dank der rumänischen Trikolore, die da ständig gehisst ist. Fünf weitere Mitglieder dieser Großfamilie sind in einem Familiengrab am hinteren Ende des Friedhofs bestattet, unter ihnen Akademiemitglied Iacob Mureșianu (1812 – 1887) oder Elena Mureșianu (1862 – 1924), die als erste Kunstmalerin Siebenbürgens gilt. Die Familie Baiulescu ist im Faltplan durch drei Mitglieder vertreten: der Arzt Gheorghe Baiulescu (1855 – 1935) der erste rumänische Bürgermeister Kronstadts (August 1916 – Oktober 1916), dessen Schwester Maria (1860 – 1941), die bekannteste Frauenrechtlerin Rumäniens in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, und deren Vater, der Pfarrer Bartolomeu Baiulescu (1831 – 1909). In der Liste der Persönlichkeiten finden sich wieder: Gelehrte wie Sextil Pușcariu (1877 – 1948), Virgil Onițiu (1864 – 1915), ehemalige Minister wie Alexandru I. Lapedatu (1876 – 1950), der 1935 zum Vorsitzenden der Rumänischen Akademie gewählt wurde, oder Voicu Nițescu (1889 – 1954), Künstler wie Mișu Popp (1827 – 1892), Museumsdirektoren: Ion Colan (1902 – 1969), Titus Hașdeu (1938 – 2007), General Ioan Dumitrache (1889 – 1977), Univ. Prof. Dr. Radu Emil Mărdărescu (1907 – 1968), der Unternehmer Dumitru Eremias (1817 – 1887) und dessen Neffe Ilie Savu (1868 – 1938), der Arzt und Ex-Libris-Sammler Emil Bologa (1916 – 2005), der viel zu früh verstorbene Journalist Mihai Berariu (1972 – 2011).