Die kleinen großen Helfer

Eine Spritztour durch den Appstore bringt viel Nützliches, aber auch Unsinniges zum Vorschein

Waze führt schnell und unkompliziert durch den alltäglichen Verkehr.

Der PeakFinder verfügt über eine Datenbank von 300.000 Gipfeln und Hügeln weltweit.

Seit der Erfindung des Smartphones sind auch die damit verbundenen Anwendungen oder Apps kaum noch aus dem täglichen Leben wegzudenken. Sei es für längere oder kürzere Autofahrten, es stehen einem zig Routenplaner zur Verfügung. Jungen Müttern stehen Apps zur Seite, welche ihnen die natürliche Entwicklung ihrer Kinder näherbringen und praktische Tipps zur Kinderpflege vermitteln, rundum fast alles, was einem der Familien- oder der Kinderarzt nicht auf den Weg mitgibt oder woran er oder sie gar nicht erst denkt.

Unternehmer oder Freiberufler tragen ihre eigene Buchhaltungsabteilung in der Hosentasche und können unterwegs Rechnungen ausstellen und vieles mehr, alles mithilfe einiger einfacher Fingergriffe. Auch den oft lästigen Gang zur Bank kann man sich neuerdings dank spezieller Banking-Apps ersparen und online Salden prüfen, Kontoauszüge herunterladen oder Zahlungen anweisen.

Mit über drei Millionen verfügbaren Anwendungen im Google Play Store und etwas über 2,2 Millionen im App Store für iOS-Systeme, sowie bald einer Million App-Entwicklern stellt sich die Welt der Apps als Milliardengeschäft heraus, welches schier alles bietet, was das Herz wünschen kann: die sogenannten Alltags-Apps, Spiele, Routenplaner, Kochbücher - aber auch unsinnige und  unnütze Anwendungen.

Weniger bekannte, nützliche Helfer im Alltag

Einige wohlbekannte und beliebte Apps wie Facebook oder WhatsApp werden hier ungenannt bleiben, denn sie nehmen bereits seit Jahren einen guten Teil des Alltags von Milliarden Menschen weltweit in Anspruch.

Bei einer solchen Auswahl kommt es leider von selbst, dass weniger bekannte, aber recht nützliche Anwendungen übersehen werden. Wer sich aber die Zeit nimmt und sich durch Millionen von Apps wühlt, findet nicht selten bemerkenswerte Lösungen für seine Probleme - oder vielleicht auch zu Problemen, von denen man davor gar nicht wusste, dass man sie überhaupt hat. Hier eine kleine Auswahl:

„Gott sei Dank, jetzt muss ich nicht wieder aussteigen und den Bus in die andere Fahrtrichtung nehmen, weil ich mich wieder einmal hoffnungslos verfahren habe!“ Stellen Sie sich vor, Sie sind irgendwo auf Urlaub in einer fremden Stadt, zu Fuß unterwegs, und wollen eventuell auf den öffentlichen Nahverkehr zurückgreifen. Die kostenlose Citymapper-App ist der beste Freund eines Touristen oder Pendlers und findet schnell und effizient die beste Route von A nach B anhand von Kombinationen zwischen Zug, Bus, Taxi, Mitfahrgelegenheiten oder gar Fußwegen und bietet Schritt-für Schritt-Anleitungen sowie Busfahrpläne in Echtzeit an. Er sagt einem sogar, wann aus dem Bus auszusteigen ist. Zusätzlich koordiniert sich der Citymapper mit Transportunternehmen und liefert Informationen zu Pannen auf bestimmten Linien, zu Dienstleistungen und andere Warnungen.

Ebenfalls kostenlos ist die Sprachplattform Memrise, einer der Gewinner der Google Play Awards 2017. Dank ihr können Sprachen wie Spanisch, Japanisch oder Französisch auf Anfängerebene erlernt werden. Sie verwendet aus der Welt der Spiele entlehnte Lerntechniken mit fortgeschrittener Verschlüsselung, um den Nutzern zu helfen, sich an bestimmte Wörter oder Informationen zu erinnern und die Sprachen somit leichter zu erlernen. Die Basis-Version bietet Sprachkurse, die Pro-Version fügt das vom Chatbot begleitete Lernen sowie Hör- und Sprachübungen hinzu.

Für jene, die zu Hause zig Schuhschachteln bunkern, die von alten Familienfotos überquellen, könnte PhotoScan die digitale Lösung sein. Die App scannt Fotos in hoher Qualität ein und lädt sie direkt in Google Photos hoch, sodass der Zugriff zu den alten Familienerinnerungen nun von überall aus möglich ist.

Auf der anderen Seite überzeugt auch Apple mit einer fast unendlichen Auswahl an Anwendungen. Interessant ist hier 1Password, das alle Passwörter für alle Anwendungen und Dienste verwaltet, gesicherte Passwörter erstellt und speichert, sodass man sich für den Zugriff auf alle Dienste nur noch ein einziges Passwort merken muss.

Für Fotografie-Fans bieten die mobilen Versionen von Lightroom, Snapseed und Prisma gute Lösungen für unterwegs. Besonders Prisma ist bisher beim Publikum gut angekommen, weil es ausgesprochen detaillierte Filter verwendet, welche den Werken bekannter Künstler nahekommen und neue, einzigartige Fotos und neuerdings auch Videos in kürzester Zeit schaffen hilft. Eine weitere interessante App von Apple ist Magisto, welche das Bearbeiten von Videodateien zum Kinderspiel werden lässt. Sie nimmt Fotos und Videos an und verwendet künstliche Intelligenz, um sie in Videos zusammenzufügen und eingebaute Effekte sowie Musik hinzuzufügen, die dann mit Familie und Freunden geteilt werden können. Die fertigen Werke können sofort aus der App heraus auf Facebook, Instagram, Google+, Twitter, YouTube, WhatsApp oder per Mail geteilt werden.

Unter den Navigations-Anwendungen von Apple sticht besonders Waze positiv heraus. Abgesehen von der Routenplaner-Funktion, die heutzutage an allen Ecken der App-Stores zu finden ist, bietet Waze eine Plattform für Benutzer, welche Radarfallen, Staus, Strecken mit Straßenarbeiten, Unfälle oder andere Gefahren melden können, sowieTankstellenpreise aktualisieren, auf den gemeinsamen Karten miteinander chatten können und vieles mehr. Besonders spannend ist hier, dass die in Echtzeit einfließenden Daten effizient verwendet werden und die App sich an die neuen Gegebenheiten entsprechend anpasst, sodass Umfahrungsrouten angeboten werden, welche die Wege deutlich verkürzen.

Etwas ungewöhnlicher, aber für Wanderer sicherlich interessant, ist der PeakFinder, der für fünf US-Dollar zum besten Freund des Outdoor-Enthusiasten wird. Die App verfügt über eine Datenbank von 300.000 Gipfeln und Hügeln weltweit und bietet ein 360-Grad-Panorama an, auf welchem auch die Sonnenbahn eingezeichnet ist. Es ist ein nützliches Tool für Bergbegeisterte oder auch einfach nur für jene, die mehr über die Bergwelt erfahren möchten.

Missratene Apps und Peinlichkeiten

Auf der Kehrseite der Medaille sind in den App-Stores vor allem in den Kategorien Spiele und Unterhaltung haufenweise missratene Anwendungen zu finden, die bestenfalls ein Kopfschütteln hervorrufen und schlimmstenfalls so heftige Reaktionen, dass sie in kürzester Zeit entfernt werden müssen. So beispielsweise der Baby Shaker, der im April 2009 veröffentlicht und innerhalb von Tagen wieder aus dem Netz verbannt wurde. In der App mussten die Benutzer ein weinendes Baby durch Schütteln zum Schweigen bringen. Ein Wort der Warnung: Vor allem Neugeborene und Kleinkinder dürfen niemals und unter keinerlei Umständen geschüttelt oder ruckartigen Bewegungen ausgesetzt werden! Zu dem Schluss kamen schließlich auch Apple und der Entwickler Sikalosoft, der in seiner Entschuldigung für das Spiel schrieb: „Ja, die Baby Shaker iPhone App war eine schlechte Idee. Sie sollten ein Baby niemals schütteln! Nicht einmal in einer Apple iPhone-Baby-Shaking-App.“

Die Phone-Story-Anwendung überlebte in Apples Appstore ganze vier Tage, vom 9. bis zum 13. September 2011, und ist nur noch für Android-Syteme erhältlich. Der offizielle Grund hierfür (dem viele jedoch widersprechen) war, dass der Entwickler gegen die Richtlinien von Apple verstoßen haben soll. In den vier enthaltenen Minispielen „mit erzieherischem Charakter über die dunkle Seite Ihres Smartphones“ müssen die Benutzer Kinder dazu zwingen, Kohle zu fördern und Angestellte davon abhalten, Selbstmord zu begehen. Sicherlich bezieht sich der Entwickler damit auf bereits mehrmals aufgetretene Skandale betreffend die Massenproduktion von Smartphones und deren unglückliche Folgen, aber es steht zur Debatte, ob ein Spiel die beste Möglichkeit ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.