Erster Eindruck vom Kronstädter Hauptbahnhof fällt schlecht aus

Einst ein Schmuckstück, müsste er heute dringend saniert werden

Der vor über 50 Jahren eröffnete Kronstädter Hauptbahnhof benötigt dringend eine grundlegende Sanierung.

Aus Mangel an Warteräumen ist in der Haupthalle viel Bewegung.
Fotos: Dieter Drotleff

Es war Sonntag, der 19. August 1962, 11.49 Uhr, als der Schnellzug 201, unter dem Beifall Tausender Stadtbewohner von Kronstadt/Braşov, als erster Zug auf dem neuen Bahnhof einlief. Die Kapazität war 89 Paar Eisenbahnzüge und 12.000 Fahrgäste pro Tag. Die Bauarbeiten hatten 1960 begonnen und wurden innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen. Er galt damals als der schönste und modernste Bahnhof landesweit, und sollte es Jahre hindurch auch bleiben. Seither sind über 50 Jahre vergangen und der Zahn der Zeit hat überall an dem Gebäude und der gesamten Infrastruktur genagt. Vor zehn Jahren wurden einige oberflächliche Reparaturen vorgenommen, doch wären grundlegende Renovierungsarbeiten notwendig gewesen. Bekanntlich ist der Bahnhof das erste Bild von einer Ortschaft, mit dem man bleibt. Fällt dieses schlecht aus, so werden auch die weiteren Eindrücke, auch wenn die jeweilige Stadt oder Gemeinde noch so schön ist, davon beschattet.

Das Kronstädter Bürgermeisteramt ist seit Jahren bemüht, sowohl dem Hauptbahnhof als auch dem Umfeld ein neues, modernes Bild zu vereihen. Es wurden mehrere Eingaben an das Transportministerium gemacht, um das Gebäude des Bahnhofs in den Besitz der Stadt zu überführen, damit sich diese der Instandhaltung, Renovierung und Einrichtung von Verkaufsständen und Gaststätten widmen kann. Doch die Antwort fiel jedes Mal negativ aus. Gelungen ist es der Stadtleitung, das Umfeld des Hauptbahnhofes vor einigen Jahren zu sanieren, nachdem sich vor diesem ein Basar entwickelt hatte, der eher einem Flohmarkt glich und schließlich beseitigt werden konnte. An dessen Stelle wurde ein Freizeitzentrum eingerichtet, das vor wenigen Jahren teilweise Opfer der Flammen wurde. Daneben wurde eine wichtige Investition durchgeführt, indem da das moderne Hotel „Kronwell“ gebaut wurde. Heute ist dieses zum Anlaufpunkt zahlreicher in- und ausländischer Gäste geworden, die hier beste Voraussetzungen für Unterkunft, geschäftliche Begegnungen und Konferenzen finden. Auch wurde das davor befindliche Freizeitzentrum wieder aufgebaut.

Das Gebiet vor dem Bahnhof wurde, was den Verkehr und die Parkanlagen sowie die Taxistationen betrifft, neu gestaltet. Auch ein neues Gebäude wurde errichtet, das an Stände für Imbiss, Geschenke und Presse sowie einen Infostand versteigert wurde. Einen schlechten Eindruck hinterlässt aber der neben dem Bahnhofsgebäude befindliche Busbahnhof, der der Firma „Transbus Codreanu“ vermietet wurde. Dadurch ist da von morgens bis Mitternacht ein Busverkehr, der sich negativ auf die Umwelt auswirkt und zudem außer Fahrgästen auch zahlreiche Bettler und Obdachlose anlockt. Natürlich finden diese auch am Bahnhof einen Unterschlupf, besonderes jetzt, wo die kalte Jahreszeit eingebrochen ist. Wer sorgt diesbezüglich für Ordnung? Die Bahnpolizei ist nur für den Bahnhof zuständig, auf dem Busbahnhof müsste die Lokalpolizei im Einsatz sein. Doch greift diese meist nur in schwerwiegenden Fällen ein. Dem Busbahnhof wurde 2012 vom Bürgermeisteramt auch die Genehmigung erteilt, ein eigenes Gebäudes da zu errichten, da dieser seit Jahren einen Teil des Gebäude des Bahnhofes gemietet hat. Die Arbeiten haben 2013 begonnen und sollten am 10. Januar 2015 abgeschlossen sein. Seither steht der Rohbau unter Gerüst und die Bauarbeiten wurden nicht mehr fortgeführt.

Die Bahnhofshalle benötigt ebenfalls nicht nur dringende Reparaturen, sondern sie müsste auch ausgemalt werden. Doch da muss auch Ordnung geschaffen werden. Teilweise wurden die ehemaligen Schalter, wo Eisenbahnkarten verkauft wurden, vermietet, die ehemaligen geräumigen Wartesäle erster und zweiter Klasse sind geschlossen und warten auf Mieter. Wo verbringt der Fahrgast somit einige Stunden bis zum nächsten Anschluss? Eine wenig einladende Kaffeebar soll diese ersetzen, doch da muss man dann auch Getränke genießen. Ein weiteres Angebot gibt es nicht. Die da befindliche Gaststätte verleitet den Wartenden auch nicht gerade dazu, eine Mahlzeit zu genießen. Im Tunnel, durch den man zu den Bahnsteigen gelangt, und in dessen Verlängerung zu dem Tractorul-Park, ist die Beleuchtung schwach, Schmutz und Abfälle liegen herum. Die Bahnsteige, auf denen die Fahrgäste auf die einfahrenden Züge warten, sind ebenfalls überholungsbedürftig. Entlang der Gleise liegen Müll und es wächst Unkraut, die da befindlichen Verkaufskiosks bieten vor allem alkoholische Getränke und Zigaretten an. Heute sind es täglich noch 50 Eisenbahnzüge, die da ein- und ausfahren. Davon sind mehrere internationale Züge, deren Passagiere somit nicht mit dem besten Eindruck vom Kronstädter Bahnhof bleiben.

Ausgehend von diesen Zuständen, lancierte kürzlich eine Kronstädterin einen Aufruf im Internet und fand in kurzer Zeit zahlreiche Befürworter. Nach wenigen Tagen waren es schon über zweitausend Personen, die ihre Initiative unterstützen. Diese wurde weiter an das Transportministerium geleitet. Welches die Reaktion sein wird, ist noch nicht abzusehen. Voraussichtlich wird es aber Versprechungen geben, oder Argumente, dass kein Geld vorhanden sei. Die Stadt hätte dafür das Geld, doch, wie schon betont, will das Transportministerium aus bürokratischen Gründen den Bahnhof nicht dem Kronstädter Bürgermeisteramt abtreten. Der neue Transportminister Dan Costescu versprach in diesen Tagen dem Kronstädter Abgeordneten Gheorghe Ialomi]eanu, dass der Bahnhof 2016 durch ein Modernisierungsprogramm ein anderes Aussehen erhalten wird. Dabei schloss er auch eine Partnerschaft des Ministeriums mit dem Kronstädter Bürgermeisteramt nicht aus. Als der Bahnhof 1962 den Betrieb aufnahm, hat die nationale Fernsehgesellschaft TVR ihre erste Direktübertragung von da vorgenommen. Eine Fernsehreportage, die heute da gemacht würde, hätte weniger die positiven wie die negativen Aspekte aufzuzeigen.