Fünf Gespräche anlässlich des dreifachen Jubiläums der Politehnica-Universität

Lehrkräfte und Studierende stellen die deutschen Studiengänge vor

Lehrkräfte und Leiter der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen und der Politehnica-Universität stellten sich am Ende der dreifachen Jubiläumsveranstaltung zu einem Gruppenfoto vor die Aula: Rektor Prof. Dr. Mihnea Costoiu (Mitte 1. Reihe), dahinter Prof. Dr. Laura Trifan und neben ihm Prof. Dr. Elisabeth Lazarou (1. Reihe l.), die österreichische Botschafterin, I.E. Mag. Adelheid Folie (1. Reihe r.), Dekan Prof. Dr. Cristian Dragomirescu (1. Reihe, 2. v. r.) und sowie Prof. Andrea Cornelißen (Mitte 3. Reihe).
Foto: Cristiana Scărlătescu

Lange Geschichte: Studierende des 3. Jahrgangs der Fakultät für Elektronik im Labor, 1979.
Foto: comunismulinromania.ro/arhiva


Ende Mai feierte die Politehnica-Universität in Bukarest das 20-jährige Jubiläum der Gründung der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen (FILS) und den 30. Gründungstag des deutschen Studienganges in dem Jahr, in dem ebenfalls 30 Jahre deutsch-rumänischer Freundschaft und Partnerschaft begangen werden, mit einer aufwendigen Veranstaltung, die in ihrer neu erbauten Aula stattfand. Die dreifache Jubiläumsveranstaltung wurde unter dem Leitspruch „Von Tradition im Ingenieurwesen bis hin zur vierten industriellen Revolution“ abgehalten. An der Feierlichkeit beteiligten sich und sprachen der Rektor der Universität, Prof. Dr. Mihnea Costoiu, der Dekan der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen, Prof. Dr. Cristian Dragomirescu, Universitätssenatspräsident Prof. Dr. Tudor Prisecaru, Wirtschaftsminister Florin Marian Sp²taru, die österreichische Botschafterin zu Bukarest, I.E. Mag. Adelheid Folie und Michael Jaumann, Leiter des Infozentrums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Bukarest.
Im Anschluss daran kamen die Dekanin der Fakultät, Prof. Dr. Laura Trifan, die DAAD-Lektorin Prof. Andrea Cornelißen, die ehemalige DAAD-Lektorin und gegenwärtige Vollzeitangestellte Prof. Dr. Elisabeth Lazarou und die Studentin Iulia Bleiculescu ins Gespräch mit der ADZ-Redakteurin Cristiana Scărlătescu. Im Folgenden erzählen sie über ihre Erfahrungen als Lehrkräfte beziehungsweise als Studentin und über die Vorteile der Absolventen der Studiengänge in deutscher Sprache.


Prof. Dr. Cristian Dragomirescu

...ist seit 2004 für die deutschen Studiengänge an der Politehnica zuständig. Er hat sein Amt als Prodekan 2012 angetreten und leitet die Fakultät als Dekan seit 2016 – „Die deutschen Studiengänge sowie alle Studiengänge in Fremdsprachen liegen mir am Herzen.“

Herr Dekan, erzählen Sie uns bitte kurz die Gründungsgeschichte der deutschen Studiengänge und der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen.

Zu Beginn der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass eine Zusammenarbeit zwischen der Politehnica-Universität und etlichen ausländischen Universitäten unbedingt eingegangen werden musste. Von der deutschen Seite erfreuten wir uns schon der Unterstützung der Technischen Universität Darmstadt. Damals gab es keine eigentliche Struktur, eine Fakultät mit Departements, sowie wir sie heute haben. Studierende gab es auch wenige und wir litten außerdem an einem Mangel an Lehrkräften. 1992 hat man die Entscheidung getroffen, einen deutschen Studiengang nach dem Muster und mit der Unterstützung der TU Darmstadt zu gründen.

Als Gründer des deutschen Studiengangs gilt Prof. Dr. Helmut Böhme, der damalige Rektor der TU Darmstadt. Zusammen mit seiner Frau Heide Böhme, die heute Ehrensenatorin unserer Universität ist, reichte er uns und unseren Studierenden bereits während des Kommunismus, als alle Umstände gegen eine deutsch-rumänische Kooperation waren, und insbe-sondere nach der Wende 1989 eine helfende Hand durch ihre ständige Unterstützung und Spenden. Die beiden Wohltäter spendeten Bücher, Computer, Universitätskurse, Kleider und Nahrungsmittel zur besseren Ausstattung der Universität und um die Not der Studierenden zu lindern. Mitgründer und Förderer des deutschen Studienganges waren Prof. Dr. Radu Voinea, der damalige Präsident der Rumänischen Akademie, Prof. Dr. Dan Ardelea, Prof. Dr. Gheorghe Buzdugan und Prof. Dr. Ionel Constantinescu. Weil wachsendes Interesse für den technischen Unterricht in Fremdsprachen bestand, wurde zehn Jahre später, also 2002, die Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen ins Leben gerufen.

In welchen Sprachen wird an Ihrer Fakultät unterrichtet?

In Rumänien ist die meistgesprochene Fremdsprache Englisch und dies spiegelt sich im Sprachniveau unserer Studierenden wider. Bei der französischen Abteilung haben wir überwiegend ausländische Studentinnen und Studenten. Für die deutsche Abteilung gibt es zwar nicht so viele Studierende, die bereit sind, gleichzeitig mit den schwierigen Ingenieurwissenschaften auch Deutsch als Fremdsprache zu studieren. Aber es gibt Interesse dafür und unsere Studierenden sind Gott sei Dank sehr fleißig. Kleine aber feine Gruppen! (lächelt)

Welche Studiengänge gibt es auf Deutsch, und wie viele Studierende?

Wenn sie auf Deutsch studieren wollen, können sich Studierende beim Bachelorstudium entweder für die Abteilung für angewandte Elektronik oder für Wirtschaftsingenieurwesen in Fachrichtung Maschinenbau entscheiden. Beim Masterstudium gibt es ebenfalls zwei Studiengänge in deutscher Sprache. An der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen sind in diesem Moment insgesamt 140 Studierende beim Bachelor eingeschrieben und etwa 40 beim Master.
 
Können sich Abiturienten der Aufnahmeprüfung für die deutschen Studiengänge stellen, auch wenn sie kein Deutsch sprechen?

Wir haben auch sie berücksichtigt und bieten ihnen an unserer Fakultät ein Vorbereitungsjahr. Die Kosten dafür übernimmt die Universität. So wollen wir zur Unterstützung künftiger Generationen von  Studierenden beitragen.

Gibt es viele Interessierte?

So und so. Dieses Jahr haben sich insgesamt acht Abiturienten im Vorbereitungsjahr eingeschrieben. Es kommen aber auch viele Schüler von den deutschsprachigen Lyzeen zu unserer Abteilung. Ihr Deutschniveau ist ziemlich gut und für sie ist das Vorbereitungsjahr nicht nötig.

Wie verläuft das Vorbereitungsjahr?

Die Abiturienten stellen sich der Aufnahmeprüfung auf Rumänisch für den oder die Studiengänge ihrer Wahl, und wenn sie die Prüfung bestanden haben, gewähren wir ihnen einen Studienplatz. Bevor sie aber das eigentliche erste Studienjahr beginnen, müssen sie sich zuerst deutsche Sprachkenntnisse während des Vorbereitungsjahres aneignen. Am Ende des Vorbereitungsjahres werden ihre Sprachkenntnisse getestet. Wenn ihr Deutschniveau befriedigend ist, können sie ihr Studium im Rahmen der deutschen Abteilung beginnen. Wenn nicht, dann können sie sich einen anderen Studiengang bei der englischen oder französischen Abteilung mit Schwerpunkt auf Elektronik und Computertechnik auswählen, denn sie gelten schon als immatrikuliert.

Prof. Dr. Laura Trifan
… ist Dozentin an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften in Fremdsprachen

Frau Prof. Dr. Laura Trifan, was bedeutet es für Ihre Studierenden, einen der deutschsprachigen Studiengänge zu besuchen? Wie hilft ihnen die Deutsche Sprache, im beruflichen Leben weiter zu kommen?

Ich spreche aus einer doppelten Perspektive, als Absolventin dieser Fakultät und auch als Lehrkraft –  und ich kann Ihnen sagen, dass der Beschäftigungsgrad unserer Alumni bis zu 100 Prozent beträgt. Wir haben Kontakt zu unseren Absolventen und sie sagen uns ständig, dass sie sich freuen, immer leicht einen Job zu finden und auch zu wechseln. Also Deutsch im technischen Bereich ist wirklich ein Vorteil für sie. Dadurch, dass sie auch diesen kaufmännischen und juristischen Teil abgedeckt bekommen, können sie auch einen Vertrag lesen und verstehen. Vielleicht sind wir keine großen Juristen, aber wir können sehr gut im Verkauf oder an der Schnittstelle zwischen technischem und kaufmännischem Fach arbeiten.

Wie sieht das Sprachniveau unter den Studierenden aus? Welche Erwartungen gibt es seitens der Lehrkräfte in Bezug auf die Deutschkenntnisse der Studierenden?

Die Gruppen sind gemischt. Sie bestehen aus den Absolventen der deutschen Schulen in Bukarest und in den Städten, wo Deutsch traditionell gesprochen wird, und andere kommen aus Gymnasien, wo Deutsch als zweite Fremdsprache gelehrt wird, und die dritte Kategorie wäre jene der Absolventen des Vorbereitungsjahres.

Ich habe eine sehr schöne Sache von den Studierenden des ersten Studienjahres erfahren: Sie haben mir gesagt, dass sie sich ständig in Gruppen einteilen, so dass sich immer jemand von einem deutschsprachigen Gymnasium mit jemandem, der das Vorbereitungsjahr abgeschlossen hat, zusammensetzt, damit sie sich gegenseitig sprachlich helfen und so diesen Austausch schaffen. Das finde ich toll. Wir bringen ihnen den technischen und den kaufmännischen Wortschatz bei, und sie weisen am Ende der vier Jahre ziemlich gute Kenntnisse auf, welche ihnen ermöglichen, bei guten rumänischen und ausländischen Firmen zu arbeiten. Sie sind diejenigen, die uns bei unseren Treffen auch mitteilen, dass sie einen Bonus für die Fremdsprache erhalten.

Im Rahmen welcher Fakultät wird das Vorbereitungsjahr organisiert, wer kann sich daran einschreiben und wie verlaufen die Kurse?

Das Vorbereitungsjahr wird folgendermaßen organisiert: Die DAAD-Lektorin zusammen mit einer Germanistin oder einem Germanisten von der Fakultät für Ingenieurwesen in Fremdsprachen halten die eigentlichen Sprachkurse mit ihnen, dann gibt es ergänzend noch einen Teil zum Wortschatz der Mathematik und im technischen und kaufmännischen Bereich, das wird von uns anderen Lehrkräften abgedeckt.

Das Vorbereitungsjahr wird Interessenten angeboten, die  Deutsch von Grund auf lernen möchten, und am Ende des Jahres

 kommen sie auf ein B1-Niveau, manchmal fast auf ein B2-Niveau. Das ermöglicht ihnen, unseren Vorlesungen zu folgen und sich anständig ausdrücken zu können. Alles, was unterrichtet wird und die Unterlagen sind auf Deutsch, Nebenbemerkungen oder komplizierte Erklärungen werden auch auf Rumänisch gemacht.

Welche weiteren Herausforderungen kamen bisher auf Sie zu?
Das Wieder-Einleben in den Face-to-Face-Unterricht. Nach zwei coronabedingten Jahren Online-Unterricht, wo man fast nur mit einer Wand voller Gesichter gesprochen hat, ist es jetzt nett, sie in Person zu sehen. Sie freuen sich auch darüber, gleich nach unserer Rückkehr in die Unterrichtsräume waren alle sehr motiviert, zu kommunizieren, zu sprechen, einfach durcheinander zu reden. Es war ihre Freude, wieder mit Menschen sprechen zu können, und ich habe es ihnen erlaubt sich auszutoben, sozusagen. Nun hat sich das wieder gelegt, und wir können den Unterricht Hands-On halten.
Auf der applikativen Seite freuen sie sich auch darüber, dass es diese Mischung zwischen dem technischen und kaufmännischen Bereich gibt. Wir bieten ihnen Marketing, technische Fächer, wo sie auch mal an einer Drehbank arbeiten oder schweißen, auch wenn es nur im Labor ist. Es sind praktisch keine großen Herausforderungen für sie, aber es ist nett, das mal zu auszuprobieren.

Was sollten Interessierte und potentielle Studierende über die Fächer, die an der Fakultät für Ingenieurwesen in deutscher Sprache angeboten werden, wissen?
Wir haben die traditionellen Studiengänge: Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau und angewandte Elektronik, ein neuer Studiengang startet jetzt im Herbst, das ist angewandte Informatik im Ingenieurwesen. Dabei werden wir versuchen, die theoretische Seite zu fördern. Bisher beim Ingenieurwesen ist wie gesagt diese Mischung von technischen, kaufmännischen und juristischen Fächern abgesichert, das reicht von den klassischen Fächern wie Mathematik, Physik usw. bis hin zu praxisorientierten Fächern wie Robotik, Werkzeugmaschinen, Fertigungstechnik, Werkstoffkunde, Schallwellentechnik, Qualitätsmanagement und allerhand weitere Fächer, welche ein Ingenieur unbedingt kennen muss.

Prof. Andrea Cornelißen

…  ist DAAD-Lektorin an der Politehnica

Frau Prof. Cornelißen, wie sah Ihr eigenes Studium aus?

Ich habe in Deutschland Germanistik und auch Romanistik, vor allem Hispanistik und Islamwissenschaften studiert, nämlich in Freiburg, Breslau und in Hamburg. In Hamburg habe ich auch meinen Abschluss gemacht.

Wohin hat Sie das DAAD-Lektorat bis jetzt geführt?

Ich war nicht immer als DAAD-Lektorin unterwegs, weil das DAAD-Lektorat kein Rotationsprinzip hat, aber als DAAD-Lektorin war ich in Chile, im Sultanat Oman, in der Türkei und bin jetzt hier in Bukarest.

Wieso haben Sie sich für das DAAD-Lektorat in Bukarest beworben?

Zum einen habe ich ein Portfolio für die Fachkommunikation, für die Arbeit mit Studierenden, die aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften kommen oder sich dort ausbilden. Zum anderen weil ich naiverweise gedacht habe, dass man die rumänische Sprache als Romanistin ganz einfach lernen kann, denn Osteuropa interessiert mich und dies ist der einfachste Weg auch Leute kennenzulernen. Leider hat sich das bis jetzt nicht so richtig bestätigt, weil die Sprache doch relativ kompliziert ist.

Wie sieht Ihre Tätigkeit an der Politehnica aus?

Hier arbeite ich als Deutschlehrerin, denn ich bin ja keine Wissenschaftlerin im eigentlichen Sinne. Ich unterstütze die Sprachlehre, damit die Studierenden die Sprache besser in der Fach- und Unternehmenskommunikation anwenden können. Zudem haben wir Fächer wie Deutsch interkulturell, Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, Moderieren, Präsentieren, öffentliches Sprechen auf Deutsch usw. Das sind meine Fächer, die ich abdecken kann.

Ich unterrichte im Rahmen des deutschen Studiengangs an der Elektronik-Abteilung sowie an jener für Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau. Nebenbei gehe ich manchmal mit meinen Studierenden zu verschiedenen Veranstaltungen in deutscher Sprache. Für sie ist es eine große Bereicherung, dass es ein DAAD-Lektorat an der Universität gibt, und sie damit eine stärkere Verbindung zu Deutschland haben, aber auch zu den Aktivitäten, die hier auf deutsch-rumänischem Niveau ablaufen.

Prof. Dr. Elisabeth Lazarou
...kam vor zwölf Jahren als DAAD-Lektorin an die Politehnica und ist geblieben
 
Frau Lazarou, Sie waren zunächst DAAD-Lektorin an der Politehnica?

Genau, meine Nachfolgerin ist Frau Prof. Andrea Cornelißen, mit der Sie bereits ein Gespräch geführt haben. Bei mir hat es sich so ergeben, dass ich nach dem 12-jährigen Lektorat mit dem DAAD das Angebot bekam, hier zu bleiben und bei deren Erweiterung mitzuwirken. Zudem sollte ich zu einer engeren Kooperation mit Deutschland beitragen. Wir haben auch immer die Idee der Gründung eines deutschen Zentrums für Ingenieurwissenschaften gehabt, in dem all unsere Aktivitäten zusammengeführt werden.

Wurde dieses Zentrum ins Leben gerufen?

Wir haben ein Zentrum, welches sich Zentrum für Management und Technologie, kurz CTTM, nennt. Dieses ist allerdings nicht so ausgeweitet, wie wir uns wünschen, aber ich habe in der Zwischenzeit einige internationale Projekte, unabhängig von der Kooperation mit den deutschen Partnern, akquiriert. Wesentlich für uns ist der Austausch mit unterschiedlichen Universitäten.

Mit welchen Universitäten führt die Politehnica eine Partnerschaft?

Die Technische Universität Darmstadt war und ist unser Hauptpartner, weil sie wesentlich an der Gründung der deutschen Studiengänge beteiligt war, und lange wurde nach ihren Curricula gelehrt. Außerdem kollaborieren wir mit einer Reihe von deutschen Partneruniversitäten, mit denen wir auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten, unter anderem findet  Studierendenaustausch statt. Vor allem möchte ich die Polytechnische Universität in München nennen, die einer unserer wichtigsten Partner ist und von der verhältnismäßig viele Studierende und Dozenten hierher kommen. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Universitäten und momentan sind wir dabei, die Erasmus-Verträge zu erneuern.

Seit wann unterrichten Sie selbst an der Politehnica?

Ich bin als DAAD-Lektorin im Herbst 2010 nach Bukarest gekommen. Dann habe ich hier promoviert und man hat mir angeboten, an der deutschen Abteilung zu bleiben. Zuerst hatte ich einen befristeten Vertrag für fünf Jahre und musste hier promovieren. Eigentlich wollte ich mehr Projektmanagement machen und mich viel stärker auf Wissenschaftsmanagement konzentrieren. Aber hier braucht man unbedingt auch eine wissenschaftliche Laufbahn, so dass ich in der Fachdidaktik der Elektrotechnik, im Feld der Messtechnik und Labordidaktik, promoviert habe.

Was ist nach dem Ablauf der fünf Jahre passiert?

2020 wurde mir eine Festanstellung angeboten, die ich gerne annahm. Man hat mir gesagt, ich sei die allererste, die es hier so geschafft hätte, mit der ganzen Laufbahn und der Ausschreibung, wie es üblich ist (kichert). Dies geschah nicht ohne Hindernisse. Über all das, was ich mit dem (Bildungs-)Ministerium erlebt habe, könnte ich ein kleines Buch schreiben (lacht).

Was unterrichten Sie derzeit?

Eigentlich bin ich ja Fortbildnerin und bin auch auf Fachsprache im Bereich MINT (engl. STEM, Naturwissenschaften, Technik, Informatik, Medizin) spezialisiert, außerdem Testmethodikerin und Evaluatorin. Außerdem habe ich die wichtigsten Unterrichtsprüfungen auf Universitätsebene in den letzten 15 Jahren mitentwickelt. Darüber gibt es auch Trainingsbücher für Tests in DaF, darunter auch eines meiner Bücher mit Lehrwerken und Trainingsmaterial usw. Jetzt bin ich immer mehr in die Technik rein, also in die Ingenieurwissenschaften, so dass ich heute wenig Fachsprache unterrichte und eher Fachunterricht.

An meiner jetzigen Stelle halte ich die Kurse zu Datenbanken in der Elektronik, Prozessmanagement, ethisches Management sowie Unternehmenskommunikation – den ich schon immer geführt habe, auch als DAAD-Lektorin, weil dieses Fach mein Schwerpunkt ist. Darüber hinaus leite ich gemeinsam mit unserer Prodekanin, Frau Prof. Maria Dasc˛lu, das Labor eines Kurses für den englischen Master. Ich bin sozusagen, ohne es zu wollen, von meiner fachdidaktischen Ausbildung her, sehr stark ins Fach reingerutscht. Das hatte ich eigentlich nie geplant (lächelt). Außerdem bin ich Koordinatorin und Fremdsprachenfachfrau in internationalen Projekten, die ich in den letzten Jahren für das Zentrum gewonnen habe.

Welches Forschungsthema interessiert Sie am meisten?

Mein Fokus ist die Fachdidaktik in der Mehrsprachigkeit, die hatte ich beinahe aufgegeben. Ich möchte gern wissen – wie kann man eigentlich in der Labordidaktik, aber nicht nur dort, mehrsprachig bleiben und dadurch seine Kompetenzen im Fach erweitern, festigen und durch das Labor vertiefen, ohne auf die Fremdsprachenkenntnisse zu verzichten?
Wie kann man sie anbinden und mit den eigenen gesamten Kompetenzen anknüpfen? Ich fokussiere mich also auf kompetenzorientiertes Lernen, bezogen auf Ingenieurwissenschaften. Dazu zählt forschungsbasiertes Lernen, wo projektorientiertes Lernen mittendrin ist. Dabei bilden Kompetenzen das Ziel, nicht das Mittel.

Iulia Bleiculescu

… ist Studentin im ersten Jahr beim Studiengang für Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau.

Wieso haben Sie sich für diesen Studiengang entschieden?

Ich habe diesen Studiengang gewählt, weil er der einzige ist, bei dem die Fächer Management und Wirtschaft, wofür ich besonderes Interesse habe, auf Deutsch unterrichtet werden, ich habe davor am Goethe-Kolleg in Bukarest Deutsch gelernt.

Unser Studiengang schafft es echt gut, die beiden Fächer miteinander zu verbinden.

Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule?

Deutsch und Physik! Aber vor allem Deutsch, denn diese Sprache finde ich schön und sie gefällt mir sehr. Nach so vielen Jahren deutschsprachigem Unterricht am Goethe-Kolleg wollte ich unbedingt weiter auf Deutsch studieren.

Wie verständigen Sie sich untereinander, als Studierende?

In unserer Gruppe sind wir insgesamt sieben Studierende. Vier sind Absolventen des Goethe-Kollegs und drei haben das Vorbereitungsjahr beendet. Wir sind wie eine kleine Familie: Wir helfen uns gegenseitig und immer wenn wir an einem Projekt arbeiten, bilden wir Zweier-Gruppen, jeweils ein Kollege oder eine Kollegin vom Goethe-Kolleg mit einer Person vom Vorbereitungsjahr.

Wie haben Sie die Coronazeit als Studierende bewältigt? War es schwierig, wieder Präsenzunterricht zu haben?

Unser erstes Semester haben wir unter Coronabedingungen durchmachen müssen. Als wir uns endlich am Präsenzunterricht ab diesem Frühling beteiligen durften, verlief alles unerwartet leicht und natürlich.

Wir haben uns von Anfang an so gut miteinander und mit den Lehrkräften verständigt, als ob die Coronazeit nie gewesen wäre. Für kurze Zeit mussten wir noch Masken tragen, aber jetzt ist alles wie zuvor und es gefällt uns, zur Uni zu gehen.

Welche Herausforderungen gibt es für die Studierenden des Studienganges für Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau?

Zum Beispiel das Fach Mechanik finden wir ein bisschen schwieriger als andere Fächer, obwohl wir ihm im Physikunterricht am Lyzeum noch begegnet sind. Weil wir eine kleine Gruppe sind, sprechen wir untereinander über die Schwierigkeiten und versuchen unterschiedliche Fragen zu klären oder fragen unsere Professoren, die immer hilfsbereit sind, darüber.

Was planen Sie für die nahe Zukunft? Beabsichtigen Sie mit einem Stipendium ins Ausland zu gehen?

Vielleicht für das Masterstudium. Die Zukunft ist nichts, was ich mir in diesem Moment genau vorstellen kann, aber ich habe eine Perspektive, hier zu bleiben und ich denke, ich kann einen Masterstudiengang in Deutschland machen und dann nach Rumänien zurückkehren.

Wir bedanken uns für die interessanten, informationsreichen Gespräche und wünschen Ihnen allen  weiterhin viel Erfolg!