Im Schatten der Aufmerksamkeit

Die Monatszeitschrift „Osteuropa“ über Politik und Gesellschaft in Rumänien

Die Monatszeitschrift „Osteuropa“ widmete sich in ihrem neuesten Band „Durchblick – Politik und Gesellschaft in Rumänien“ einem der jüngeren Mitgliedsstaaten der EU. „In der deutschen Öffentlichkeit kommt Rumänien kaum vor“, wie Manfred Sapper und Volker Weichsel im Editorial anmerken, welches zugleich den treffenden Titel „Im Schatten der Aufmerksamkeit“ innehat. In einem Vergleich mit Polen und Ungarn heben sie einleitend kurz gefasst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor, um „in vergleichender Absicht Rumänien unter die Lupe zu nehmen“, und leiten damit ein in die nachfolgenden 25 Studien über Politik und Wirtschaft, Geschichte und Gesellschaft, Kultur und Nation, welche von einer Chronik, 50 Abbildungen und 16 Karten begleitet werden.

Einführend folgen sechs Texte, von Grundzügen der Geschichte Rumäniens über die historischen Wurzeln und jüngsten Entwicklungen der Demokratie zu der blutigen Revolution 1989 und deren paradoxen Folgen. Dieser geschichtliche Einstieg gibt an Rumänien interessierten Lesern eine gute Wissensbasis, welche die Orientierung in den anderen Studien erleichtert, und auch gute Kenner und Einheimische werden wohl immer wieder auf ein Informationsbröckchen stoßen, das ihnen vorher unbekannt war. Die erste der nachfolgenden Kategorien, „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, zerstreut sich bereits über verschiedenste Felder. So kann der Leser sein Wissen vertiefen über den Fall Dragneas oder die Landwirtschaft und den Abschied vom „ewigen Bauern“. Andere Texte informieren tiefgehend über die Demografie, Migration und deren Folgen, beschäftigen sich mit der Thematik der Korruption in Rumänien oder der Stellung der EU oder anderer Institutionen (orthodoxe Kirche, Geheimdienste, Medien, Zivilgesellschaft) im Land. Im Anschluss daran findet sich die zweite kleinere Kategorie „Musik, Literatur, Film“, welche über den politischen Witz in Rumänien, rumänische Komponisten und die Securitate im rumänischen Film erzählt. Abgeschlossen wird die Zeitschrift mit der Studie „Im Abseits“, welche der Frage nachgeht, warum Rumänien in der deutschen Öffentlichkeit zumeist ignoriert wird, und führt damit wieder zurück zu der bereits anfangs getroffenen Feststellung.

Insbesondere interessant sind die Artikel über die in Rumänien lebenden Minderheiten. So gibt es Texte zur Geschichte und Gegenwart der deutschen Minderheit, über die Ungarn im Rahmen der rumänischen Minderheitenpolitik und der ungarischen Nationspolitik, über den Holocaust in Rumänien, sowie den Holocaust und dessen Aufarbeitung.
Der 325 Seiten umfassende Band „Durchblick – Politik und Gesellschaft in Rumänien“ wurde gefördert durch das Literaturnetzwerk TRADUKI und die Universität Wien. Er kann über die Webseite der Zeitschrift für 28 Euro bestellt werden, zuzüglich sind fünf Euro Versandkosten zu entrichten.