„Möglichst viele Schüler mit einem Deutschen Sprachdiplom“

Gespräch mit Stefan Mahler, dem Fachschaftsberater für Deutsch in Westrumänien

Stefan Mahler ist seit August 2017 Fachschaftsberater für Deutsch in Temeswar.
Foto: privat

Stefan Mahler ist seit Sommer 2017 Fachschaftsberater für Deutsch in Temeswar und Westrumänien. Der 49-Jährige kommt aus Hamburg und hat unter anderem auch noch in Coesfeld (Nordrhein-Westfalen), Erfurt (Thüringen) und Puebla (Mexiko) gelebt. Derzeit ist Mahler im Banater Kolleg Temeswar tätig, unterrichtet Deutsch und andere deutschsprachige Fächer und ist für die Organisation und Durchführung von DSD-Prüfungen in Westrumänien zuständig. Was sich Stefan Mahler bis zum Auslaufen seiner Amtszeit 2020 in Rumänien vornimmt, hat die ADZ-Redakteurin Andreea Oance aus einem Gespräch mit dem Fachschaftsberater erfahren.

Herr Mahler, Sie sind Fachschaftsberater für Deutsch in Temeswar bzw. Westrumänien. Worin besteht Ihre Tätigkeit vor Ort?

Ich bin seit August 2017 in Temeswar. Meine Aufgaben sind neben der Unterrichtstätigkeit am „Colegiul Național Bănățean“ die Organisation und Durchführung von DSD-Prüfungen, also Prüfungen, die zum Erwerb des Deutschen Sprachdiploms führen. Außerdem hatte ich dieses Schuljahr die Gelegenheit, bei dem Lesefüchse-Wettbewerb als Moderator sowie in der Jury mitzumachen. Dies ist ein Wettbewerb, bei dem Schüler Bücher lesen müssen, um dann darüber zu diskutieren.

Was haben Sie sich als Fachschaftsberater in Rumänien vorgenommen?

Mein Wunsch ist es natürlich, dass möglichst viele Schüler so gut wie möglich die deutsche Sprache lernen und etwas über deutschsprachige Kultur und die Gegenwart in den deutschsprachigen Ländern erfahren. Außerdem würde ich mir wünschen, dass möglichst viele Schüler das Deutsche Sprachdiplom erwerben und im Kontakt mit Deutschland und der deutschen Kultur und Sprache bleiben, auch hier in Rumänien.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie nach Rumänien bzw. nach Temeswar gekommen sind?

Ich hatte mich generell für den Auslandsschuldienst beworben, und als ich das Angebot für die Stelle in Temeswar bekam, war ich sehr glücklich.

Welches ist Ihre bisherige Erfahrung in diesem Bereich? Sind Sie zum ersten Mal im Ausland tätig?

Ich war bereits zwischen 2010 und 2013 an der deutschen Schule in Puebla, Mexiko, als Lehrer sowie Studien- und Berufsberater tätig. Während des Studiums machte ich ein Praktikum an der deutschen Schule in San José, Costa Rica.

Zwischen 2010 und 2013 war ich als Lehrer für Englisch, Geschichte und Landeskunde sowie als Studien- und Berufsberater am Colegio Humboldt A.C., Puebla, Mexiko, tätig. Dort war ich unter anderem für die Ausarbeitung von Schulcurricula in den Fächern Englisch und Geschichte im Rahmen der Einführung des Regionalabiturs verantwortlich. Gleichzeitig war ich Mitglied der Prüfungskommissionen für Abitur, Mittlere Reife und Deutsches Sprachdiplom (DSD) und habe zur Entwicklung und Umsetzung des Faches Landeskunde (Schwerpunkte: Vorbereitung auf DSD 1 und 2, Deutsch als Fremdsprache, Präsentationstechniken, Geografie, Zeitgeschichte, Deutschland in den Medien) in Kooperation mit der Oberstufenleitung und den Kollegen für Deutsch als Fremdsprache (DaF) beigetragen.

Was konnten Sie bisher in Rumänien erleben?

Bisher kenne ich von Rumänien nur den Westen (das Banat sowie Arad und Großwardein/ Oradea) sowie die Maramuresch, Siebenbürgen und Bukarest und die Donauklamm. Ich hoffe, einen Großteil des noch ausstehenden Gebietes Rumäniens im Sommer bereisen zu können. Doch je mehr man sieht und erlebt, desto mehr Inspirationen bekommt man. Das vielleicht Schönste an Rumänien war für mich bisher das Schneewandern im Apuseni-Gebirge und der Aufenthalt dort in einer kleinen Pension.

Hatten Sie Vorurteile im Bezug auf das neue Land? Konnten Sie diese abbauen?

Ich war zufällig im Sommer 2016 in Rumänien, auch in Temeswar, im Urlaub und somit war ich sehr glücklich, als ich das Angebot bekam. Ich kann nicht sagen, dass ich besondere Vorurteile hatte. Das Land hat mich seit Langem interessiert und ich wurde nicht enttäuscht. Schließlich bekommt man eigentlich alle Informationen über Rumänien in Deutschland, wenn man sich bemüht. Dass das Bild Rumäniens in den deutschen Medien nicht immer das beste ist und wenig differenziert, ist bedauerlich. Aber es gab in letzter Zeit auch sehr positive Berichterstattungen.

Wie gut kommen Sie mit der deutschen Sprache im Banat/in Rumänien zurecht?

Insgesamt habe ich bisher wenige Menschen getroffen, die Deutsch sprechen. Aber in regelmäßigen Abständen wird man doch überrascht, dass jemand Deutsch spricht. Englisch ist eindeutig verbreiteter, vor allem bei den jüngeren Menschen. Insofern bemühe ich mich, Rumänisch zu lernen, aber auch Deutsch zu sprechen, wenn die Gelegenheit da ist.

Sie sind am Banater Kolleg tätig. Was unterrichten Sie hier?

Ich unterrichte natürlich Deutsch und einige andere Fächer auf Deutsch wie Geschichte, Wirtschaft, Psychologie, Logik und Geschichte der Minderheit.

Wo sehen Sie die Stärken der Stadt Temeswar im Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2021? Und die Schwächen?

Die größte Stärke ist mit Sicherheit der Innenstadtbereich mit den drei Plätzen und der wunderschönen Architektur. Auch kulturell hat Temeswar viel zu bieten, auch wenn ich bisher noch nicht viel habe nutzen können. Ein weiterer Aktivposten ist, denke ich, die Nähe zu den Nachbarländern Serbien und Ungarn sowie das Vorhandensein ethnischer Minderheiten und vielfältiger kultureller Einflüsse, die der Stadt etwas Kosmopolitisches geben, das für eine Stadt dieser Größe etwas ganz Besonderes ist. Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren bis 2021 noch viele der historischen Gebäude renoviert werden, denn diese verfallen zu lassen, wäre sehr schade.

Wann läuft Ihr Mandat zu Ende? Planen Sie eine Verlängerung?

Mein Vertrag läuft über drei Jahre, d. h. bis 2020. Ich hoffe natürlich auf eine Verlängerung, die möglich sein müsste.