Neue Funde in der Ausgrabungsstätte bei Igrisch

Rumänisch-ungarisches Archäologenteam stellte jüngste Entdeckungen vor

Major Balázs, der Leiter des Archäologieinstituts an der „Pázmány Péter“-Universität in Budapest, vermutet, dass die beiden im Kloster Egres entdeckten Gräber dem Königspaar Andreas II. – Jolante von Courtenay gehören. Fotos: Zoltán Pázmány

Brocken aus rotem Marmor, der in diesem Jahr bei Igrisch gefunden wurde. Während der Zeit des Mittelalters wurden viele Monarchengräber mit diesem Baumaterial ausgestattet.

Eine beeindruckende und wertvolle Entdeckung haben Archäologen aus Rumänien und Ungarn auf dem Gelände der Ortschaft Igrisch/Igriș im Kreis Temesch/Timiș, unweit der Kreisgrenze zu Arad, gemacht. Es handelt sich um eine Kirche, die laut Aussagen der Fachleute älter als das zisterziensische Kloster aus der Gegend (erbaut um das Jahr 1179) sei. Das in Igrisch entdeckte zisterziensische Kloster Egres ist eines der wichtigsten auf dem ehemaligen Gebiet des mittelalterlichen ungarischen Königreichs und wurde vom König Béla III. von Ungarn gestiftet. Auch vermuten die Spezialisten, die Gräber des ungarischen Königspaars Andreas II. – Jolante von Courtenay hier ausfindig gemacht zu haben.

Die jüngst entdeckte Kirche befindet sich ebenfalls in der Ausgrabungsstätte des zisterziensischen Klosters und wurde infolge einer Ausgrabungskampagne des Nationalmuseums des Banats, die mit finanzieller Unterstützung des Temescher Kreisrats stattfindet, gefunden. Im Norden des Querschiffs des Klosters konnten die Ruinen und das Fundament dieser Kirche ausgegraben werden, die von vor 1179 datiert. An den Ausgrabungen beteiligten sich Mitarbeiter des Banater Nationalmuseums von Temeswar und des Instituts für Archäologie der Katholischen Universität „Pázmány Péter“ aus Budapest sowie Fachleute vom Archäologieinstitut „Vasile Pârvan“ in Bukarest.
Das von der rumänischen Seite 2016 initiierte rumänisch-ungarische Ausgrabungsprojekt in Igrisch entfaltete sich drei Monate lang in diesem Sommer. Laut Aussagen der Vertreter des Nationalmuseums des Banats hatte es keinerlei Informationen gegeben, dass es in Igrisch eine weitere Kirche gegeben hätte, die noch vor dem zisterziensischen Kloster erbaut worden wäre. Dennoch brachten die jüngst abgeschlossenen Ausgrabungen Licht ins Dunkel: Gefunden wurden im Inneren dieser und um diese Kirche Gräber aus Back- und Ziegelstein, aber auch Münzen und Bronzeringe, Keramik- und Glasstücke sowie ein Teil einer byzantinischen Goldmünze aus der Zeit von Kaiser Johannes III. Dukas Vatatzes, die in die Zeit der Herrschaft von König Andreas II. in Ungarn fällt. Andreas II. ist der ungarische König, der im Jahr 1224 den Goldenen Freibrief (lat. Andreanum) ausgestellt hat, wodurch den Siebenbürger Sachsen mehrere Privilegien und Rechte verliehen worden sind.

Die Ausgrabungen in Igrisch sollen im kommenden Jahr weitergeführt werden. Der große Wunsch der Archäologen ist es, das Grab des Königs Andreas II. von Ungarn, der 1235 verstarb, und jenes seiner Frau Jolante von Courtenay, 1233 verstorben, die laut den Geschichtsquellen in dem ehemaligen zisterziensischen Kloster begraben worden waren, zu entdecken. Im vorderen Bereich des Klosters wurden zwei Gräber gefunden, womöglich einst mit rotem Marmor ausgestattet, wie es für Monarchen üblich war, und die vielleicht dem Königspaar gehörten. Mit Sicherheit kann dies jedoch noch nicht behauptet werden, zumal keine menschlichen Überreste gefunden werden konnten – dies liege wohl an den wiederholten mongolischen und türkischen Überfällen, die viele Zerstörungen anrichteten, informierten die Fachleute. In Igrisch soll in Zukunft ein Archäologiepark entstehen, um die Artefakte in ein besseres Licht zu stellen.