Nichts als „Ja!“

Ein Tag, an dem Eltern ihren Kinder nur JA sagen dürfen

Eine Schlacht mit Mehl, Popkorn oder Schlagsahne muss man sich ein Mal im Jahr gönnen. Unter yesday.com.au findet man Anregungen für einen gelungenen Ja-Tag.

Eine Wasserschlacht gehört unbedingt auf den Plan eines „Yes-Day“.

Ein Vergnügungspark ist nur etwas für Eltern mit starken Nerven (und Magen). | Fotos: yesday.com.ua

Kinder können am Ja-Tag ganz extravagante Wünsche haben. | Foto: parc-aventura.ro

Im Bett essen, im Wohnzimmer picknicken, unzählige Süßigkeiten und Chips naschen, verkleidet auf die Straße gehen, eine Kissenschlacht, Besuch in einem Vergnügungspark, gefolgt von einer Pyjamaparty. JA! Das geht. Das alles darf und kann man an einem einzigen Tag machen: am Ja-Tag. Dann dürfen Eltern ihren Kinder keinen Wunsch ablehnen. Vorteile sind für jeden garantiert.

Die nach Amy Rosenthal-Krauses und Tom Lichtenhelds gleichnamigem Kinderbuch „Yes Day” verfilmte Familienkomödie hat das Konzept, dass Eltern einen Tag lang immer nur Ja zu ihren Kindern sagen dürfen, populär gemacht. Die Familie macht dann 24 Stunden lang ausschließlich, was die Kinder wünschen und erlebt nicht nur enorm viel Spaß, sondern man erfährt auch ganz Vieles voneinander. Sie sprechen sich aus, sehen, was ihnen überhaupt Freude bereitet, sie verstehen besser, warum die anderen so handeln wie sie handeln – die Familie findet neu zusammen, sie wächst zusammen.

Besonders nach einer langen Zeit voller Restriktionen wegen der Coronavirus-Pandemie, die Spannungen, Unsicherheit, Angst ausgelöst haben und in denen der Spaß stark eingedämmt war, ist diese einfache, aber wirksame Idee sehr willkommen. Gemeinsam abenteuerliche Aktionen unternehmen, lustige Dinge tun, Gerichte essen, die man sonst gar nicht oder nur selten konsumiert, bereitet allen Freude und bringt der ganzen Familie Vorteile.

Ja, es gibt auch Regeln

Auch wenn am Yes-Day die Kinder diktieren und die Eltern kein einziges Mal „nein” sagen dürfen, gibt es klare Regeln, die dem Tag einen gewissen Rahmen geben. Dabei geht es beispielsweise um Sicherheit – man darf nichts zerstören und keine Gesetze brechen! Und man darf den im Voraus bestimmten Radius nicht überschreiten; man muss nicht lange reisen und den ganzen Tag im Auto sitzen, um Spaß zu haben. Eine halbe Stunde Autofahrt sollte reichen, um einen Vergnügungsort zu finden. An diesem Tag geht es nur darum, Zeit miteinander zu verbinden und witzige, spannende, schöne Sachen zu unternehmen. Außerdem wird empfohlen, ein klares Budget anzugeben, an das man sich hält. Wenn es auch für einen Besuch im Spielzeugladen reicht, sollte man den Wunsch der Kinder respektieren und ihnen dort etwas kaufen. Die meisten Kinder bevorzugen aber Erlebnisse. Sehr witzig finden sie es, wenn sie Mama und Papa verkleiden dürfen und diese dann mit Perücken und grell geschminkt auf die Straße gehen. Dabei ist es strengstens verboten, anderen Leuten zu erzählen, dass man gerade den Ja-Tag feiert. Die lustigen Selfies, die man mit dem Handy macht, darf man allerdings am nächsten Tag an Freunde versenden, denn am Ja-Tag ist das Nutzen der Technologie verboten. Man soll qualitative Zeit miteinander verbringen, ohne auch nur ein einziges Mal unterbrochen zu werden. Dass die Eltern nichts arbeiten dürfen, versteht sich von selbst. Deswegen plant man Yes-Days  in den Ferien oder an Wochenenden.

Erinnerungen fürs Leben

Einen Tag bewusst mit den Kindern zu verbringen ist eine Seltenheit. Gewöhnlich ist man von morgens bis abends beschäftigt, auch an Wochenenden kann man oft nicht ständig zusammensein und nach Herzenslust miteinander spielen, wandern, kochen oder basteln. Der Haushalt, die Einkäufe, Hausaufgaben müssen erledigt werden. Von daher ist ein Ja-Tag für Groß und Klein von Vorteil. Alle können als Familie mal etwas anderes ausprobieren, was für sie wichtig ist und viel Spaß haben. 

Die Kinder schlüpfen in die Schuhe der Eltern und haben das Sagen. So wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt und sie lernen, Entscheidungen zu treffen. Die Eltern wiederum können entspannen. Sie müssen nicht ständig an ihre To-Do-Liste denken oder dauernd ihre Benachrichtigungen von der Arbeit lesen. Es wird auch nicht telefoniert, gezappt, oder gescrollt. Man blickt sich in die Augen, lacht zusammen, kitzelt einander und liegt umarmt in der Hängematte. Auch Besuche und Treffen mit anderen werden abgesagt. Es geht nur um die Familie. So erzielt man Verbundenheit und Nähe, erfährt mehr übereinander, sieht die anderen aus einer anderen Perspektive, übt Empathie. Die Wirkungen des Ja-Tages machen sich auf lange Sicht bemerkbar. Deswegen ist es gut, diesen Tag jedes Jahr zu feiern und gemeinsam zu planen.

Ideen für einen Ja-Tag

Auch wenn Kinder diesen Tag lange herbeisehnen, um mal etwas ganz Anderes ausprobieren zu dürfen, sind es gewöhnlich kleine Dinge, die sie verlangen. Eisessen zum Frühstück, den Vormittag im Nachthemd verbringen, Fangen oder Verstecken spielen, eine Höhle aus Decken bauen und mit Konfetti werfen, ins Kino gehen oder im Garten mit Matsch spielen, sind einige Möglichkeiten, die Zeit auf amüsante Weise zu verbringen. Nach einer Playlist der Kinder Disco machen, stundenlang Brettspiele spielen, einen Filmabend organisieren, im Zelt übernachten oder Popcorn in die Luft werfen und es mit weit geöffnetem Mund einfangen, kann auch sehr witzig sein. Man kann gemeinsam mit den Kindern eine Wunschliste aufstellen und die tollsten Ideen aussuchen. Auf die Liste könnte auch ein Spiel eingetragen werden, bei dem man sich gegenseitig neue Namen gibt, sich gegenseitig auf Leinwände malt oder die Gesichter der anderen mit Schlagsahne und bunten Zuckerstreuseln dekoriert. Das alles ist erlaubt. Regel ist aber: Jeder packt am nächsten Tag beim Aufräumen mit an.

Vorbereitung

Die Vorstellung von einem Yes-Day kann Anfänger, also jene, die das noch nicht ausprobiert haben, vielleicht erschrecken. Deswegen kann man zur Probe beispielsweise einen Ja-Morgen oder Ja-Nachmittag ausprobieren. So testen Erwachsene, inwieweit sie bereit sind, das Programm der Kinder einzuhalten, die Kinder hingegen haben die Gelegenheit, ganz besondere Aktivitäten auf diesen halben Tag zu legen.

Sei es ein Ja-Nachmittag oder -Tag – beides verlangt Vorbereitung. Die Kinder - oder alle Familienmitglieder zusammen – erstellen eine Liste mit den wesentlichen Infos: Tag, Ort, Teilnehmer. Dann folgen ihre Wünsche, das Budget und der Radius – meist bleibt man in einem Umfeld von einer halben Stunde Autofahrt. Ganz wichtig ist es, die Regeln schriftlich festzuhalten, aber auch die Konsequenzen, was passiert, wenn die Eltern mal „nein” sagen. Danach kann es los gehen.

Ja-Tag für jeden

Nicht nur als Familie ist es toll, sich Zeit und Zuneigung zu gönnen. Das Konzept kann genauso gut mit Freunden, Partnern, Verwandten oder sogar alleine durchgeführt werden. Wer freut sich nicht darauf, einen Tag abzuschalten und nur das zu tun, wofür man sich sonst nie Zeit nimmt? An einem neuen Ort wandern, Schneidern ausprobieren, ein Buch auslesen, eine ganze Filmserie auf einmal schauen oder mit dem Fallschirm springen – all das muss nicht bis zur Rente warten. Auch die Treffen mit lieben Personen sind manchmal sehr selten. Warum sollte man bis zum 10., 20. oder 30. Klassentreffen nach der Beendigung der Schule warten? Man kann aktiv werden und ein Mal im Jahr zusammenkommen. Die Vorbereitung und das Warten auf diesen ganz speziellen Tag macht das Ereignis umso schöner.