Schwierigkeiten mit dem Online-Unterricht

Ergebnisse einer Umfrage unter Studierenden

Im Online-Unterricht fällt es offenbar vielen Studierenden schwerer, das notwendige Maß an Konzentration aufzubringen. Foto: pixabay.com

Der Online-Unterricht wurde in der Corona-Pandemie zu einer Notwendigkeit, weil der Präsenzunterricht mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr einher geht. Es gab jedoch nicht genügend Zeit, um sich auf diese Unterrichtsform einzustellen, sowohl bei den Unterrichteten als auch unter jenen, die nun auf diese Art unterrichten sollten.
Eine Umfrage, durchgeführt von zwei Universitätslektorinnen der Fakultät für Geisteswissenschaften der Hermannstädter Lucian-Blaga-Universität, Dr. Oana Lup und Doktorandin Cristina Mitrea, setzte sich zum Ziel zu erfahren, wie der Online-Unterricht von den Studierenden bewertet wird und was dabei verbessert werden sollte.

Zwischen dem 26. April und dem 30. Mai, also während des Corona-Notzustandes, wurden online 3603 Studierende aus 16 Hochschulzentren (unter ihnen Bukarest, Klausenburg/Cluj-Napoca, Jassy/Iași, Temeswar/Timișoara, Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brașov, Neumarkt am Mieresch/Tg. Mureș) befragt, wobei 2029 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf alle Fragen antworteten. Die Ergebnisse dieser Umfrage, die vom Forschungsinstitut Fogarasch/Făgăraș angeregt und über ein Programm der „Stiftung für eine offene Gesellschaft“ finanziert wurde, sind von Interesse, selbst wenn sie sich auf eine erste Phase des Übergangs zu dieser Unterrichtsform beziehen, also rund ein halbes Jahr zurückliegen – denn es ist anzunehmen, dass die meisten der angesprochenen Probleme weiterhin aktuell bleiben.

Mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) schätzen die Online-Vorlesungen als schlechter als die klassischen Lehrveranstaltungen ein. Zu den angeführten Gründen zählen eine geringere Attraktivität, sehr eingeschränkte Austauschmöglichkeiten der Studierenden untereinander, aber auch eine Überfüllung des Lehrprogramms. Was Letzteres betrifft, scheinen manche Lehrkräfte befürchtet zu haben, dass das Unterrichtsjahr im schlimmsten Fall eingefroren werden könnte, dass es also nicht abgeschlossen werde. Außerdem meinten wohl manche Unterrichtenden, die Studierenden verfügten nun über viel mehr Zeit fürs Studium, da sie fast immer zuhause seien.
Es mangelte auch an mehr Entgegenkommen seitens der Hochschulen in Bezug auf Dienstleistungen, die diese Unterrichtsform begleiten hätten sollen: Nur 27 Prozent der Beteiligten bestätigten, dass sie online Zugang zu Bibliotheken oder online-Datenbanken hatten.

Nur jeder bzw. jede fünfte Studierende war auf dem Laufenden über die wissenschaftliche Tätigkeit an der besuchten Universität. Beratung, Unterstützung für eventuelle gesundheitliche Dienstleistungen oder ein Angebot für sportliche Betätigung gab es noch seltener (in 10 Prozent der Fälle). Deshalb fällt auch die Einschätzung der zwei Online-Unterrichtswochen nicht gerade positiv aus: Nur 31 Prozent fühlten sich in dieser Zeitspanne in der Regel ruhig und gelassen; etwas weniger (27 Prozent) konnten von sich behaupten, sie seien froh und gut aufgelegt gewesen.

Zwei Drittel der TeilnehmerInnen an der Umfrage gaben an, dass sie sich unter guten Voraussetzungen an dem Online-Unterricht beteiligen konnten, das heißt, dass sie allein und ungestört vor dem Laptop, Tablet oder dem Smartphone saßen. 16 Prozent waren nicht allein, wurden aber nicht gestört, wie das bei anderen 10 Prozent der Fall war, die von Familienangehörigen oder ZimmerkollegenInnen in ihrem Studium ab und zu unterbrochen wurden. Die meisten Schwierigkeiten bereitete jedoch die Internetverbindung, die Empfangsgeräte oder fehlende digitale Kompetenzen.
Unter diesen Umständen ist es auch zu verstehen, dass mehr als die Hälfte der Befragten (62 Prozent) angab, sich vor dem Laptop nicht so gut konzentrieren zu können wie im Hörsaal. Für 57 Prozent bedeutete das, dass sie das Vorgetragene auch nicht so gut verstanden hatten wie im unmittelbaren Beisein der jeweiligen Lehrkraft.

Die beiden Autorinnen schlagen vor, an den Unis den Online-Unterricht besser an die Eigenheiten dieses Kommunikationsmittels anzupassen, die Verbindung zu den Studierenden zu vertiefen, und das gesamte Angebot an didaktischen und nicht-didaktischen Dienstleistungen zu überdenken: „Uns ist es sehr deutlich geworden, dass die Online-Vorlesungen und -Seminare eine ganz andere Dynamik und Organisationsgestaltung entwickeln und dass eine getreue Umsetzung des Präsenzunterrichts ins Online-Medium ohne eine beträchtliche Investition an Zeit und Vorbereitung nicht möglich ist“, heißt es abschließend in ihrem Bericht zu den Umfrageergebnissen.