Solide Ausbildung, die Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben

Aus der Tätigkeit des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt

Werner Braun, Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt

Mit einem fingierten Schachspiel demonstrierte „Caditec Automation“ die präzise Wiederholbarkeit von Fertigungsprozessen.

Das Vorführauto besteht ausschließlich aus Teilen, welche im nahen Umfeld von Kronstadt erzeugt werden.

Eine Vorführschaltung für Elektrosteuerungen, vorgestellt auf der „Berufskarawane“

Ein selbständig schreitender Roboter der Transilvania Hochschule
Fotos: der Verfasser

Die Homepage des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt (DWK) beginnt mit folgender Aussage: „Unser Verein ist ein Interessenverband der Investoren aus dem deutschsprachigen Raum in Rumänien. Neben der Förderung des Handels der Herkunftsländer mit Rumänien verfolgt der DWK soziale und kulturelle Ziele. Dies spiegelt sich auch in den vielfältigen Veranstaltungen, die vom DWK durchgeführt werden, wieder. An erster Stelle stehen jedoch die Stärkung der Wirtschaft und der regelmäßige Erfahrungsaustausch der Mitgliedsunternehmen.“

Der erste Teil des letzten Satzes fasst zusammen, worauf sich die Aufmerksamkeit des DWK in den letzten Jahren konzentriert hat und worauf dessen Vorsitzender, Werner Braun, sowohl in mehreren Interviews in der Karpatenrundschau und in der ADZ, als auch bei vielen Veranstaltungen, hingewiesen hat: Keine Wirtschaft kann ohne Mitarbeiter mit gründlicher Fachausbildung leben. Die Bemühungen des DWK, für den lokalen Arbeitsmarkt fachlich kompetente Mitarbeiter auszubilden, lassen sich kurz zusammenfassen: 2012 wurde die Berufsschule Kronstadt eröffnet, ein Projekt, an dem sich auch das zuständige Schulministerium und die Lokalbehörden beteiligten. Die „Berufskarawane“ ist eine Initiative des DWK mit Beteiligung der Deutschen Wirtschaftsklubs Hermannstadt/Sibiu, Karlsburg/Alba Iulia und Temeswar/Timişoara, als auch der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest. Jährlich wird die Informationsmesse „Made in Braşov“ vom DWK durchgeführt. Bewusst gesondert steht aber die Hauptinitiative des DWK, durch welche der Nachwuchs für die Belegschaft lokaler Firmen herangezogen werden soll, das „Fit For Future“-Programm, eine Partnerschaft mit den Gymnasien der Stadt.

„Fit for Future“

Hat sich die Berufsschule längst bewährt und ihre ersten Absolventen schon in die Unternehmen des DWK und auch andere Firmen eingegliedert, so bleibt doch jedes Jahr die Frage des Nachwuchses offen, denn laut Angaben der Arbeitsbehörde des Kreises mangelt es weiterhin auf dem Arbeitsmarkt an ausgebildeten Fachkräften im Industriebereich und in der Metallverarbeitung. Da hakt das Programm „Fit For Future“ ein - auf Ebene derer, welche nach dem Abitur direkt ins Berufsleben einsteigen wollen, sich aber die Option eines späteren Studiums offen lassen möchten.
Die Ziele der beruflichen Informationswoche sind unter fünf Punkten auf der Internetseite des DWK zusammengefasst: Konkrete Hilfe bei der richtigen Berufswahl; ein praxisbezogener Einblick in die Welt des Traumberufs; den Jugendlichen zu zeigen, wie viele attraktive und moderne Arbeitsplätze es in Kronstadt gibt; Antworten zu folgenden Fragen zu finden: Welche Berufe gibt es überhaupt? Was macht ein Konstrukteur, ein Architekt, ein Buchhalter usw. wirklich? Welche Voraussetzungen, Eigenschaften und Qualitäten erfordert mein Wunschberuf? Passt dieser Beruf letzlich wirklich zu mir? Zudem werden praktische Übungen für den gesamten Bewerbungsablauf geboten, von der Berufssuche über die Bewerbung selbst bis zum Jobantritt.

Die Berufskarawane

Als Ergänzung zur „Fit For Future“-Woche,  an welcher sich die Kronstädter Lyzeen Johannes-Honterus, Şaguna, Meşota, Grigore Moisil, Unirea, Andrei Bârseanu, Aprily-Lajos und die technischen Kollegs Mircea Cristea und Transilvania beteiligen, wurde die Berufskarawane eingeführt, um den Kreis der Bewerber zu erweitern. Vor dem ersten Start hatte uns Werner Braun die Ziele umrissen: „Es gibt ein großes Potenzial außerhalb von Kronstadt, zu welchem wir direkt vordringen wollen. Einer unserer Partner hat uns dafür den größten verfügbaren Kleinbus zur Verfügung gestellt und in den haben wir das gesamte Anschauungsmaterial der Firmen gepackt, welche sich an diesem Programm beteiligen. Damit werden wir in den Ortschaften des Kreises Vorführungen durchführen, und um diese möglichst anschaulich zu gestalten, werden die Schüler selbst an dem Vorführmaterial arbeiten können. Das bedeutet nicht nur, Tasten zu drücken, sondern unter Anleitung selbst zu bohren, Anschlüsse herzustellen, zu lernen, welches die Grundlagen sind – all das, was eine Berufsauswahl benötigt, wenn man vor der Entscheidung steht, was man im Leben machen will.“ Die Karawane erfreute sich großen Erfolges – einerseits, weil es nicht in jeder Ortschaft ein Großunternehmen gibt, von dem man Kenntnis hat, andererseits, weil der Ausfall der Berufsschulen vor Jahren zu Ratlosigkeit bei Jugendlichen und Eltern geführt hat, denen es einfach an Information fehlte. 
       
„Best of Braşov“

Kronstadts Umfeld hat sich in den letzten Jahren auf zwei Gebieten etabliert, für welche es junge Mitarbeiter sucht, die am Anfang einer Berufslaufbahn stehen: die Automobilindustrie und der Flugzeugbau. Beide werben mit allen Mitteln um Mitarbeiter und beide bieten extrem attraktive Arbeitsplätze für Einsteiger an. Dafür gibt es „Best of Braşov“, eine Messe, die von mehreren Lehrstühlen der Transilvania Hochschule unterstützt wird und zu der auch Unternehmen aus anderen Industriebereichen hinzukommen. Der absolute Renner der letzten Messe war der Prototyp eines Vorführ-Automobils, der unter Beteiligung mehrerer Lokalfirmen aus der Automobilbranche realisiert wurde: Autoliv Romania, Continental Powertrain, Caditec Automation, Dräxlmaier, Preh, Quin, Rege Automotive Braşov, Romradiatoare und Stabilus. Bei dessen Präsentation erklärte Werner Braun im Beisein des ständigen Vertreters des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, Achim Tröster, des Kreisratsvorsitzenden Adrian Veştea und von Bürgermeister George Scripcaru: „Wir wollten eigentlich zeigen, dass praktisch die gesamte Innenausstattung in Kronstadt produziert wird, dass man in jedem Auto aus Europa ein High-Tech-Teil aus Kronstadt finden kann. Das Auto hier ist zwar noch nicht funktionsfähig, könnte es aber bald werden. (…) Was wir hier vorstellen, ist die Beta-Version und wir hoffen, dass weitere Kronstädter Firmen sich unserem Projekt anschließen werden.“

Die Ausstellungsstände der Firmen, welche an diesem Projekt beteiligt waren, veranschaulichten, wie weit gefächert die Palette der Zulieferer in der Automobilindustrie ist: von Innenausstattungen (Dräxlmaier) über Steuerungselemente (Preh), Sicherheitsvorrichtungen (Autoliv Romania), Gasfedern (Stabilus) aber auch Fertigungsrobotik (Caditec Automation), um nur einige zu erwähnen. Auf der Messe ebenso gut vertreten war auch die Branche der Zulieferer im Flugzeugbau, wo 2010 Premium Aerotec den Anfang machte und heute von Airbus Helicopters ergänzt wird. Beide Unternehmen bieten Arbeitsplätze für hochqualifiziertes Personal, welches auf Lokalebene angeworben und ausgebildet wird. Was die Lage am Arbeitsmarkt und die Anwerbung von jungen Kräften zwecks Ausbildung betrifft, vertritt Werner Braun seit Jahren eine klare Linie: „Wir, die Wirtschaft, müssen den Jugendlichen rechtzeitig zeigen, dass es auch in ihrem direkten oder zumindest sehr nahen Umfeld genügend Arbeitsplätze gibt, deren technisches Niveau dem großer europäischer Unternehmen in nichts nachsteht. Es sind sehr oft Niederlassungen dieser Unternehmen, die in und um Kronstadt herum angesiedelt sind. Diese können den gesuchten Einstieg ins Berufsleben darstellen, die erste Stufe sein, welche man betritt, wenn man seinen Weg im Berufsleben sucht. Um diese Unternehmen näher kennen zu lernen, haben wir die Praxiswoche ‘Fit For Future’ eingerichtet, so dass Bewerber einen ersten Kontakt mit dem Berufsleben bekommen und ihre Wahl in Kenntnis treffen können.“