Stechen oder sein lassen?

Gründliche Recherche, Beratung und Pflege unerlässlich für gute und dauerhafte Tattoos

Großflächige Tattoos nehmen mehrere längere Sitzungen in Anspruch. Foto: www.facebook.com/TraditionalJapaneseTattoos

Das Tebori ist die traditionelle japanische Tätowierkunst, bei der die Farbe per Hand eingebracht wird. Foto: www.facebook.com/TraditionalJapaneseTattoos

Tätowierungen haben längst nicht mehr den schlechten Ruf, den sie anfangs hatten, als sich mehrheitlich Matrosen und Häftlinge die verschiedensten Bilder und Motive stechen ließen und heutzutage am Strand oder beim gelegentlichen Freibadbesuch fast überall zu sehen sind. In den 90er Jahren kamen sie nach und nach in Mode und neuerdings tragen die Verkäuferin vom Geschäft nebenan, der Kurier, Politiker, Sportler, Models und Sänger immer mehr und immer größere Tattoos, mal mit einer klaren Botschaft, mal zum Gedenken an einen Lieben oder einfach nur der Kunst zuliebe.

Die Ursprünge des Tätowierens liegen weit zurück. Aufgrund der verschiedenartigen Entwicklung und Streuung der Menschheit auf der Erdkugel ist davon auszugehen, dass sich die heutzutage als Kunst gesehene Tätowierung (auch „Tatuierung“ oder, wissenschaftlich, „Tatauierung“) selbstständig und unabhängig entwickelte und verschiedenen Zwecken dienen sollte. Die ältesten bekannten Tattoos stammen der Fachzeitschrift Journal of Archeological Sciences zufolge aus der Zeit um das Jahr 5351 v.Chr. und wurden auf zwei Mumien aus Gebelein (ausgesprochen „Dschebelin“) in Oberägypten und sogar auf der konservierten Haut des wohlbekannten, 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckten Ötzi (ca. 5300 v. Chr.), gefunden. Damals dienten sie religiösen oder gar medizinischen Zwecken und waren im letzteren Fall als eine Art Akupunktur zur Linderung von Schmerzen gedacht, indem feine Schnitte auf der Haut in den betroffenen Gegenden gemacht und vermutlich fein gemahlene Holzkohle oder Ruß in die so entstandenen Wunden einmassiert wurden.

Heutzutage wird die Tätowierfarbe, abgesehen von den alten Methoden, darun-ter dem „tebori“, was „handgeschnitzt“ bedeutet und die japanische traditionelle Kunst des Tätowierens darstellt, vorherrschend mit einer Tätowiermaschine durch eine oder mehrere Nadeln in die zweite Hautschicht gestochen und bildet Schriftzüge, Zeichen, Muster oder Bilder.

Worauf man achten sollte

Hast du dich für ein Motiv entschieden? Würdest du es einrahmen, im Wohnzimmer aufhängen und da nie wieder herunternehmen? So sollte man im Idealfall auch die Entscheidung angehen, sich etwas stechen zu lassen. Tattoos sind für immer und, pflegt man sie entsprechend, können sie einen das ganze Leben lang begleiten. Sie können das aber nur, wenn sie richtig gestochen und anfangs gut gepflegt, aber auch später, nach Bedarf, nachgestochen werden.
Nach dem Motiv folgt dann die Suche nach dem geeigneten Tätowierer und man sollte sich, wie bei jedem Schritt des Vorhabens auch, Zeit nehmen und  selber ausführlich recherchieren. Vor der Zeit von Facebook, Instagram und den eigenen Internetseiten der verschiedenen Tattoo-Shops konnte man sich fast nur nach Hörensagen richten, sodass die Technik und das Internet durch die reiche Vielfalt der fast überall berufstätigen Tätowierer zugleich Segen und Fluch sein kann. Dabei sollte man darauf achten, dass der Künstler, den man gerade im Auge hat, die Elemente beherrscht, die einen inte-ressieren, wie etwa gerade Linien bei einem geometrischen Tattoo und, allgemein, dass die Linien nicht verwackelt und gleichmäßig aussehen. Ebenfalls sollten die Schattierungen und die Farbe nicht die Randlinie überschreiten und fleckig erscheinen. Auch macht die Qualität der Fotos auf den Internetplattformen viel aus und unscharfe sowie zu intensiv bearbeitete oder verbesserte Fotos ermöglichen keine realistische Einschätzung der Qualität oder lassen gar einen Qualitätsmangel vermuten.

Hat man „seinen“ Tätowierer gefunden, sollte man nicht einfach in den Shop gehen, sich hinsetzen und es sich stechen lassen. Nichts überstürzen, sondern sich zu allererst beraten lassen! Ist die Auflösung des Bildes, das man stechen lassen will, gut genug? Wie groß muss das Tattoo überhaupt sein, damit alle Details gut integriert werden können? Wo auf dem Körper will man es stechen lassen und, wenn nicht da und nicht dort, will man es überhaupt noch? Dabei ist wichtig, dem Künstler klar zu erklären, was man will und, noch wichtiger, zu hören und zu verstehen, was einem erklärt wird.
Unter anderem geht es hier auch um den Preis. Jedes Tattoo ist ein Unikat, dessen Preis sich nicht einfach so ermitteln lässt und von der Anzahl und Dauer der Sitzungen, der Komplexität und seiner Größe abhängt. Außerdem sollte mit einer Tätowierung, die gut aussehen und den Körper dauerhaft schmücken soll, keinesfalls gegeizt werden. Gute Tätowierer haben ihren Preis, weil sie, wie alle anderen auch, Raum- und Materialkosten haben und Steuern sowie Sozialabgaben bezahlen müssen und auch noch von ihrer Arbeit leben wollen und das so gut wie eben möglich.

Hat man diese anfänglichen Einzelheiten geklärt und ist der große Tag da, sollte man auf jeden Fall nüchtern sein und am Vor-abend die ausgewählte Stelle rasiert haben. Desgleichen ist die Einnahme von Schmerzmitteln nicht empfohlen, da sie das Blut verdünnen und dem Tätowierer die Arbeit erschweren. Aber, wo wir schon beim Stichwort „Schmerz“ sind: Ja, Tattoos tun weh! Je nach Position ist die Haut dicker oder dünner und das Stechen wird dementsprechend mindere oder stärkere Schmerzen mit sich bringen. Sie können mit einem starken Kratzen mit dem Fingernagel verglichen werden, doch verwendet der Artist mehrere aneinandergereihte Nadeln oder bestimmte Farben, kann sich das Schmerzempfinden ändern.

Weil Tätowierungssitzungen oft mehrere Stunden in Anspruch nehmen können, ist vor deren Beginn eine ballaststoff- und vitaminreiche Mahlzeit anzuraten. Man sollte ausreichend Wasser trinken und vielleicht auch einen Snack für zwischendurch mitnehmen. Nachdem die Skizze vorgezeichnet oder das Motiv mittels eines speziell bedruckten Papieres auf die Haut kopiert ist, kann es auch schon losgehen. Dabei sollte man darauf achten, dass man bequem sitzt oder liegt, denn es kann, je nach Motiv, zu Sitzungen von bis zu acht oder sogar mehr Stunden kommen. Während der Arbeit wird der Künstler mehrere Nadeln und Farben wechseln und dabei ist auf absolute Sauberkeit des Instrumentariums und des Shops allgemein zu achten, vielleicht bereits beim Beratungsgespräch, denn Keime brauchen keine Sondereinladung und können sich unter Umständen leicht  durch die hunderte oder gar tausende Stiche einschleichen und nicht zu unterschätzende Komplikationen verursachen. 

Ist die Tätowierung fertig, so wird sie abgewaschen, eingecremt und mit Folie abgedeckt, die spätestens am nächsten Morgen zu entfernen ist, damit der Heilungsprozess seinen Lauf nehmen kann. Dabei ist zu bedenken, dass frische Tattoos farbintensiver als geheilt sind und bei einem anschließenden Kontrolltermin, der nach zwei bis vier Wochen stattzufinden hat, es dazu kommen kann, dass etwas nachgestochen werden muss. Bis dahin aber liegt das Wichtigste in den Händen des Empfängers und da heißt das Schlagwort „Eincremen“! Das Eincremen wird über die Qualität des Tattoos entscheiden und kann, nimmt man es nicht ernst, dieses und die Haut gravierend schädigen. Dann ist es schade um das Geld, die Zeit und die Schmerzen, die man investiert hat. Deshalb: oft und vor allem die entsprechende, meistens  vom Tätowierer  oder vom Apotheker empfohlene Salbe auftragen, die der Haut notwendige Fette und Nährstoffe spendet.

Nach zwei Wochen, in denen die Haut heilt und man nicht schwimmen oder baden sollte, dauert es nochmals zwei bis vier Wochen, bis diese wieder so dick und robust ist wie davor . Wöhrend dieser Zeit sollte man starke Sonneneinstrahlung, Solarium- und Saunabesuche vermeiden.
Letztendlich bedarf ein Tattoo auch später laufender Pflege. Schützt man es regelmäßig mit Sonnencreme und vermeidet man Sonnenbrand, wäscht man und cremt man es gewissenhaft ein, so hat man auch Jahrzehnte später Freude an seinem eigenen, persönlichen Kunstwerk.
In Rumänien sind das Piercing bei Jugendlichen unter 16 Jahren und das Tätowieren bei Personen unter 18 Jahren verboten. Das Tätowieren von Jugendlichen unter 16 Jahren ist selbst bei Vorlage einer Einverständniserklärung der Eltern oder des Vormunds verboten. Piercings und Tattoos sind jedoch bei Minderjährigen gestattet, deren Eltern oder Vormund sie begleiten und im Tattoo-Studio schriftlich erklären, dem Eingriff zuzustimmen.