Temeswarer Trilogie ist online erhältlich

Bildbände stellen die Stadt in verschiedenen Epochen vor

Anhand von Bildern aus der Postkartensammlung des Temeswarer Historikers Thomas Mochnacs stellt der e-Media-Verlag das Alte Temeswar, die Stadt in der Zwischenkriegszeit und Temeswar zur Zeit des Sozialismus vor. Im Bild die ehemalige „Electromotor“-Fabrik in der Nähe des Temeswarer Nordbahnhofs. Foto: privat

Die Stadt Temeswar stellt sich seit Kurzem virtuell und physisch in verschiedenen Etappen ihres Werdegangs vor. Durch eine Flipalbum-Serie, die von Emil Banciu (60) anhand von Bildern aus der Postkartensammlung des Temeswarer Historikers Thomas Mochnacs erstellt wurde, werden das Alte Temeswar, die Stadt in der Zwischenkriegszeit und Temeswar zur Zeit des Sozialismus bekannt gemacht.

„Durch die Vorstellung des Bildbandes über Temeswar zur Zeit des Kommunismus wurde die Trilogie zur Förderung der Stadt Temeswar abgeschlossen“, sagte Emil Banciu im Temeswarer Museum des kommunistischen Konsumenten – der perfekte Ort für die Buchpräsentation. Der Raum ist voller Objekte, die für Rumänien zur Zeit des Sozialismus prägend waren: Glasfische, alte Spielsachen, Gemälde und Bilder sowie zahlreiche Propagandasachen. Im Hintergrund erklingt, auf Band, „Macarale“ des Trio Grigoriu, ein Lied über die „silbernen“ Kräne, die im Kommunismus eifrig Bau für Bau entstehen ließen. Dann strahlt der Beamer bekannte Temeswarer Ansichten aus der sogenannten „Goldenen Epoche des Kommunismus“ aus. Alte Straßenbahnen, der Dom- und Freiheitsplatz, die Innenstadt von Temeswar, das Hunyadi-Schloss oder die Theresien-Bastei, dann Hochhäuser an der Schager Straße, alte Freibäder der ehemaligen Temeswarer Unternehmen, verschwundene Fabriken oder den berühmten Fischbrunnen in der Temeswarer Innenstadt – sie alle waren charakteristisch für die Stadt an der Bega in der Zeitspanne 1950-1980 und sind nun im 96-Seiten-Band im A5-Seitenformat (breit) zu sehen.

„Durch diese Postkarten kann man alle Etappen, die die Stadt während des Kommunismus durchgemacht hat, beobachten. Von der wechselnden Farbe der Straßenbahnen – die in den 1960er Jahren blau waren und später gelb wurden – bis zu der Änderung der Politik und Lebensqualität der Menschen. In den 50er Jahren wurden die Postkarten rumänisch-russisch veröffentlicht, später wurden sie vielsprachig: rumänisch, englisch, deutsch. Interessant ist, dass während des Kommunismus keine einzige Temeswarer Postkarte in ungarischer Sprache veröffentlicht wurde, und das, obwohl hier sehr viele Vertreter der ungarischen Minderheit lebten“, erzählt Emil Banciu. „Die Qualität mancher Fotografien ist leider nicht die beste – denn viele der Postkarten aus dem Kommunismus wurden auf sehr schlechtem Papier gedruckt und das kann man vor allem auf den Postkarten aus den 80er Jahren bemerken“, erklärt Emil Banciu, der ausgewanderte Temeswarer, der durch seine Flipalben das alte und neue Temeswar bekannt machen will.

Alle Bilder der Trilogie sind Teil der Postkartensammlung des Historikers Thomas Mochnacs und wurden vom ausgewanderten Emil Banciu gesammelt, digitalisiert und nun, unter den Titeln „Timişoara veche“ (deutsch Alt-Temeswar); „Timişoara interbelică“ (Temeswar in der Zwischenkriegszeit) und „Timişoara socialistă“ (Das sozialistische Temeswar) veröffentlicht.

Die Bildbände des e-Media-Verlags in München wurden im Laufe dieses Jahres in Temeswar bereits mehrmals vorgestellt, der neueste Ende November. Die Bände können online vom Internetportal www.banat-media.eu bestellt werden. Vor Ort, in Temeswar, werden noch Verhandlungen in dieser Hinsicht geführt. „Es stört mich sehr, dass meine Bildbände im Infozentrum der Stadt nicht zum Verkauf ausgestellt werden können“, sagt Emil Banciu. In den Büchern dürfen Interessenten derzeit auf der Homepage des digitalen eMedia-Verlags blättern. Dort stehen desgleichen insgesamt 30 thematische digitale Publikationen über das Banat und Rumänien zum Durchblättern und Bestellen zur Verfügung.

In Zukunft wünscht sich der Gründer und Betreiber des Münchner Verlags, eine virtuelle Bibliothek in Temeswar zu gründen. „Ich wünsche mir das im Kontext der künftigen Kulturhauptstadt Europas. Eine virtuelle Bibliothek kann repräsentative Werke und Fakten aus der Vergangenheit von Temeswar sowie aus dessen Gegenwart bekannt machen. Doch dafür brauche ich Unterstützung“, sagt Banciu. In dieser Hinsicht hat er sogar ein öffentliches Schreiben an den Temescher Kreisrat gerichtet und hofft, demnächst über die Abteilung für touristische Entwicklung eine entsprechende Finanzierung zu bekommen.

Emil Banciu ist kurz nach der Wende mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. Vor mehr als zehn Jahren hat der Mann den „Verlag für elektronische Medien“, dessen Hauptprodukt eine Ansichtskarte mit integrierter CD war, gegründet. Kurz darauf wurde auch das Informationsportal banat-media.eu gegründet. Dabei wollte Banciu vor allem anderen Ausgewanderten, so wie er selber, einer war, Neuigkeiten und ein Stück Geschichte von daheim liefern. „Dieses Portal war eines der ersten, das solche Informationen über Temeswar im deutschsprachigen Raum bereit stellte“, sagt Emil Banciu. Die erste Präsentations-CD des Verlags stellte die Stadt an der Bega in sieben Sprachen mit Panoramabildern aus Temeswar vor. Später musste der Temeswarer mit der sich ständig entwickelnden Technologie Schritt halten. So sind nun die digitalen Flipbooks und Flipalben erschienen, die seit Anfang des Jahres im Internetportal erhältlich sind.