Von der Pandemie ausgebremst

IRSOP-Umfrage: Wie blickt die Jugend in die Zukunft?

Zurückhaltung bei sozialen Kontakten, im Reise- und Gruppenverhalten zu Zeiten der Pandemie mag für den reifen Erwachsenen kein Problem sein: Qualitätszeit kann man auch im Schoß der eigenen Familie verbringen. Doch die Jugend drängt naturgemäß hinaus – weg aus dem Elternhaus, Studium oder Praktikum auch im Ausland, Partnersuche, Aufbau eines eigenen Lebens. Vielleicht auch ein bisschen Abenteuerlust – wenn man sie jetzt nicht auslebt, wann dann? Was für die junge Generation nur natürlich ist und für die Persönlichkeitsentwicklung essenziell, wird nun durch die Pandemie plötzlich ausgebremst! Die brüske Unterbrechung der aufstrebenden Pläne einer ganzen Generation zwischen 18 und 29 Jahren ist eine dramatische Episode für die gesamte Gesellschaft, warnt die neue Studie des Meinungsforschungsinstituts IRSOP, die am 7. Juli lanciert wurde.

Wie blickt die Jugend Rumäniens in die Zukunft? Etwa die Hälfte der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren befürchtet, dass die Pandemie ihre Zukunftspläne stark beeinträchtigen wird. Betroffen sind immerhin rund 2,6 Millionen Jugendliche im ganzen Land. 60 Prozent davon meinen, das Leben würde nie wieder wie zuvor. Die Pandemie wird tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterlassen, heißt es dazu in der Studie. Denn Sozialpsychologen zufolge entwickeln sich zwischen 18 und 24 Jahren die Einstellungen und Werte, die man für den Rest des Lebens beibehält. Wer sich in dieser Zeit allein und im Stich gelassen fühlt, wird zeitlebens kein Vertrauen mehr in Menschen und Institutionen haben, warnen die Experten. 
Nur 55 Prozent der befragten Jugendlichen zeigten sich relativ optimistisch. Der Rest hat gemischte Gefühle, Unsicherheit herrscht vor. Im Moment steht noch die Angst um die Gesundheit an erster Stelle (46 Prozent), gefolgt vor der um den Arbeitsplatz (32 Prozent), um Ausbildung und Geld (beide 12 Prozent). Mit der Zeit werde sich das Verhältnis jedoch umkehren, meinen die Experten. Die Sorge um den Arbeitsplatz werde an die erste Stelle vor Gesundheit rücken.

Der Pessimismus der Jugendlichen betrifft nicht nur die Pandemie, sondern auch die Situation des Landes. Nur vier Prozent vertrauen der politischen Führung, 65 Prozent haben so gut wie gar kein Vertrauen und 31 Prozent nur wenig. Erschreckende 70 Prozent befürchten, dass sich in den nächsten zehn Jahren nicht viel zum Guten ändern wird, eher noch zum Schlechten. Trotzdem bezeichnen sich 65 Prozent als heimatverbunden, 8 Prozent sogar als starke Patrioten. 

Als größte nationale Probleme betrachten 30 Prozent Korruption, 27 Prozent die Gesundheit der Bevölkerung, 19 Prozent den Kampf gegen Armut. 14 Prozent liegt auch der Schutz der Umwelt am Herzen.

Hoffnung für die Zukunft setzen viele Jugendliche in die Europäische Union: 83 Prozent wünschen sich, dass auch ihre Kinder, wenn sie einmal groß sind, in Rumänien als EU-Mitgliedsstaat leben. Die europäische Idee scheint nicht nur ein pragmatisches Kurzzeitziel für die Jugend zu sein, sondern eine langfristige Basis, schließt IRSOP.
Zwischen einer Staatsform, die Wirtschaft und Gesellschaft von oben lenkt und einer mit Akzent auf wirtschaftlichen und individuellen Freiheiten würden 70 Prozent letztere wählen. IRSOP interpretiert dies als politische Tendenz in Richtung liberaler Ideen statt sozialdemokratischer oder sozialistischer.

Die größten globalen Bedrohungen sieht die Jugend in Wirtschaftskrisen (23 Prozent), Epidemien/Pandemien (22 Prozent), Kriegen (21 Prozent) und dem Klimawandel (19 Prozent). 15 Prozent bezeichnen Armut als größte globale Herausforderung. Die Experten folgern daraus, dass eine Öffnung für Altruismus und Kooperation einsetzen könnte.