Wie ein Weihnachtsgeschenk

Die Arbeiten an den Kirchenburgen in Zeiden und Wolkendorf können beginnen

Reparaturarbeiten an der Zeidner evangelischen Kirche stehen endlich an.

Das touristische Potenzial der Vorratskammern soll in Zeiden besser genutzt werden.

Erste Arbeiten an der Wolkendorfer Kirche Fotos: ADR Centru

Es hat seine Zeit gebraucht, bis in Zeiden/Codlea und Wolkendorf/Vulcan der Beginn umfassender Reparatur- und Restaurierungsarbeiten an den beiden Kirchenburgen gemeldet werden konnte. Umso größer ist die Freude der Nutznießer, die evangelischen Kirchengemeinden in Zeiden und im benachbarten Wolkendorf. Beide Kirchenburgen gelten als geschützte historische Baudenkmäler und sind eigentlich die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der beiden Ortschaften, sodass auch ihre bessere Sichtbarkeit und touristische Verwertung für die Lokalbehörden sehr wichtig ist. Von den beiden Bürgermeisterämtern wurden die Projekte dementsprechend gutgeheißen und auch für ihre Umsetzung, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, Unterstützung zugesagt.

Der Wolkendorfer Pfarrer Uwe Seidner dankte allen, die dazu beigetragen haben, dass nun das Projekt umgesetzt werden kann. Das sind die Firmen, die für Entwurf und Durchführung der Arbeiten zeichnen, die Gemeindeverwaltung und der Kreisrat Kronstadt, wie auch die Mitglieder der kirchlichen Gemeindevertretung, die nie ihre Hoffnung verloren haben und die, trotz Anfangsschwierigkeiten, in keinem Augenblick eine Aufgabe des Projektes erwogen haben.

Sein Zeidner Amtsbruder, Pfarrer Andreas Hartig, unterstrich anlässlich einer Pressekonferenz ebenfalls, wie wichtig jede Unterstützung in solch einem umfassenden Projekt sei, vor allem für eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft. „Jede Unterstützung ist wichtig. Ich danke bereits jetzt allen, die sich einsetzen und uns unterstützen wollen. Wir sind eng verbunden mit unseren ausgewanderten Landsleuten, die auch ihren Beitrag leisten wollen. Ich hoffe, wir sind auf einem gemeinsamen Weg, und das bekräftigt meine Überzeugung, dass dieses Projekt auch in Zeiden erfolgreich abgeschlossen werden kann“, sagte Pfarrer Hartig.

Gute Zusammenarbeit ist entscheidend

Die ersten Bemühungen für eine Sanierung der Kirchenburg und der Kirche liegen in Zeiden bereits sechs Jahre zurück. Ein ursprünglich von der Leitung der Entwicklungsregion Zentrum (ADR Centru) abgelehnter Förderantrag auf EU-Finanzierung konnte, nach Einspruch der Zeidner Kirchengemeinde und Vorlegung einer neuen Dokumentation, vor drei Jahren von Pfarrer Hartig in Karlsburg/Alba Iulia, beim Sitz der ADR Centru unterzeichnet werden. Nun hat man den entscheidenden Schritt getan und es steht fest, dass 3,197 Millionen Lei über das Regionale Operationelle Programm 2014-2020 für Zeiden bereitstehen. Der Zeidner Eigenanteil liegt bei 182.000 Lei. Das EU-Programm läuft landesweit über das Ministerium für regionale Entwicklung und wird vor Ort von ADR Centru überprüft.

Das Projekt soll innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden. Was das voraussetzt, erläuterte der Kronstädter Architekt Johannes Bertleff: „So eine Arbeit kann nur dann erfolgreich sein, wenn eine gute Zusammenarbeit herrscht zwischen Bauherrn, Bauarbeitern, Architekten und, was oft der Fall ist, mit den lokalen Behörden. Es gibt viele Akteure und nur wenn jeder seine Rolle gut spielt, nur wenn wir als geschlossenes Team agieren, kommen wir zu einem erfolgreichen Abschluss.“

In dem von Architekten Emil A. Crișan geleiteten Projekt ist Johannes Bertleff für den Architekturentwurf zuständig. Er weist darauf hin, dass der Entwurf nicht alle Probleme lösen kann. Durch die zur Verfügung stehenden Geldmittel werden Notfälle behoben, die nicht weiter verschoben werden können. Angefangen wird von oben nach unten, also mit dem Dachwerk. Ein besonderes Augenmerk dient der Elektroinstallation und dem Blitzableiter, die die notwendige Sicherheit des Gesamtbaus gewährleisten müssen. „Erst wenn die technische Seite geklärt ist, können wir uns den schönen Sachen widmen“, sagt Bertleff und meint damit unter anderem historisch wertvolle Gemälde oder Tischlerei.

Von „komplexen Arbeiten“, wo gleich mehrere Fachbereiche mitwirken, sprach Zsolt Demeter, der Vertreter des Unternehmens, das die Bauarbeiten durchführt. Sein Bestreben ist es, Qualitätsarbeit zu leisten – eine Voraussetzung, die besonders bei Denkmalschutzarbeiten immer wieder hervorgehoben wird.
Das Projekt berücksichtigt außer den Restaurierungsmaßnahmen auch die Ausarbeitung und Umsetzung eines Marketingplans für die touristische Nutzung dieses Baudenkmals. Dabei versucht auch der Stadtrat beizutragen, versichert der stellvertretende Zeidner Bürgermeister Gheorghe Rișcău. Ein Pluspunkt dafür bildet der Innenhof und vor allem die vielen gut erhaltenen Vorratskammern mit direkten Zugang vom Hof. Diese könnten für verschiedene gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden und mehr Leben ins gesamte Ensemble bringen.

Ein Wahrzeichen der Ortschaft

In Wolkendorf stehen für die Reparatur- und Restaurierungsarbeiten der Kirchenburg aus demselben Regionalen Operationellen Programm 2014-2020 der evangelischen Kirchengemeinde 1,502 Millionen Lei zur Verfügung, wobei die Eigenbeteiligung der Kirchengemeinde bei 165.000 Lei liegt. Diese Summe kann die Kirchengemeinde durch den Verkauf der deutschen Schule ans Bürgermeisteramt Wolkendorf decken. Renoviert werden sowohl die Kirche als auch die Nebengebäude. Vorgesehen sind Arbeiten am Überbau des Mauerwerkes, am Dachstuhl und an den Holzdecken. Wichtig sind auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Wandfeuchtigkeit sowie Innenarbeiten und Reparaturarbeiten an der Strominstallation. Wie in Zeiden soll auch in Wolkendorf die Kirchenburg, die als Wahrzeichen der Ortschaft gilt, besser als touristische Sehenswürdigkeit promoviert werden. Man erhofft sich dadurch einen jährlichen Zuwachs der Besucher von 34,1 Prozent (in Zeiden: 35,5 Prozent). Bauleiter Cătălin Albu, der bereits bei ähnlichen Arbeiten in der Rosenauer Burg mitgewirkt hat, unterstrich auf einer Pressekonferenz, dass die gesamte Gemeinde die Bedeutung der Kirchenburg verinnerlichen müsste. „Es muss verstanden werden, dass es sich nicht unbedingt um eine Kirche einer gewissen Konfession handelt, sondern um einen Bau, der zur Geschichte dieses Ortes gehört“, so Albu. Damit die Bauarbeiten nachhaltig bleiben, müsse nach deren Abschluss dieses Baudenkmal entsprechend gepflegt werden. Auf derselben Pressekonferenz unterstrich Bürgermeister Marius Doda seine volle Unterstützung für dieses Projekt. Dasselbe gelte für den Gemeinderat. Das sei man nicht zuletzt Pfarrer Seidner schuldig, der sich stets als Förderer und Verfechter der Wolkendorfer Belange erwiesen habe. 

Beratend zur Seite steht der Wolkendorfer Kirchengemeinde das Landeskonsistorium der evangelischen Kirche in Rumänien, das bereits viel Erfahrung im EU-Projekt „18 Kirchenburgen“ sammeln konnte, sodass der Kassenamtsleiter des Landeskonsistoriums, Dan Herciu, voller Zuversicht ist, dass in zwei Jahren diese Arbeiten erfolgreich beendet sein werden.