„Wir sind alle Kinder dieser schönen Welt“

Hermann Oberth Schule weiht neuen Campus ein

Begrüßung der Gäste mit Luftballons Fotos: George Dumitriu

Beim Rundgang durften die Besucher auch in verschiedene Klassenzimmer hineinschnuppern, in denen gerade Unterricht stattfand.

Schon bei der Einfahrt in den Hof des neuen Schulcampus der „Internationalen Schule Hermann Oberth“ (HOS) weht einem der Wind der weiten Welt entgegen: Gäste, Staff und Lehrpersonal und natürlich eine Vielzahl Kinder unterhalten sich, quasseln oder lärmen fröhlich in mindestens drei Sprachen. Am 28. September wurde in strahlendem Sonnenschein der neue Komplex der HOS – zwei Hauptgebäude auf 8000 Quadratmetern in der Strada Racovița Nr. 15, Voluntari – feierlich eingeweiht. Mit bunten Luftballons begrüßten die Schüler und Schülerinnen den (inzwischen zurückgetretenen) Bildungsminister Sorin Cîmpeanu, den deutschen Botschafter Peer Gebauer, Staatssekretäre und Staatsräte, Vertreter von Rathaus und Präfektur, Ehrengäste, Medienvertreter, Gäste. „Wir sind alle Kinder dieser schönen Welt“, tönten die Grundschulknirpse von der Festbühne der von Deutschland akkreditierten Privatschule „für alle Klassen bis zum Bakkalaureat“, wie Schulleiter Prof. Florin Droc betonte.
 
Die vor 16 Jahren zunächst als deutsche Schule gegründete Bildungsanstalt hat sich vorgenommen, im Zuge der Integration Rumäniens in die Europäische Union den veränderten Anforderungen des Unterrichts gerecht zu werden. Im Vordergrund stehen dabei eigenständiges kritisches Denken und freudiges Entdecken, ganz nach dem Vorbild von Raketenforscher Hermann Oberth, dem Namenspaten der Schule.

Unterrichtet wurde bisher ausschließlich auf Deutsch, doch mit dem Einzug in den neuen Campus wurden im Sinne des internationalen Charakters auch zweisprachige Zweige eingeführt: Deutsch/Englisch, Deutsch/Rumänisch, Englisch/Rumänisch.

Die Hermann Oberth Schule ist Prüfungszentrum für das Deutsche Sprachdiplom, internationale Bakkalaureatschule (akkreditiert in Genf), Zentrum für die Vorbereitung auf das Cambridge-Examen, Mitglied im „Addvantage“ Partnerschaftsprogramm des British Council und akkreditiert für Erasmus-Austauschprogramme.

Personalisierte Programme fördern jeweils gezielt: Schüler mit besonderen Fähigkeiten, Schüler mit Lernproblemen, Schüler, die zwischen Bildungsstufen wechseln möchte und solche, die mit sozialen Kompetenzen Schwierigkeiten haben.

„Warum diese Schule?“ leitete Schulleiter Florin Droc seine Ansprache ein – und erzählte aus seiner Kindheit im damals noch stark sächsisch geprägten Hermannstadt/Sibiu, wo an allen Ecken Deutsch gesprochen wurde und auch rumänische Kinder es ganz selbstverständlich aufschnappten. Dieser prägende „Geist von Hermannstadt“ sei ihm zum Vorbild geworden, und man sollte ihn auch in seiner 2006 gegründeten Schule spüren, die ihren Anfang mit drei Lehrern und zwei Schülern nahm, unterrichtet wurde in einer Mietwohnung, kein einfacher Weg, wie er betonte.

„Warum ausgerechnet Deutsch?“ Auf diese Frage antwortet der Info-Prospekt der Schule: Der deutschsprachige Raum ist der größte wirtschaftliche Player in Europa, charakterisiert durch Stabilität,ständige Entwicklung und damit geht ein hoher Bedarf an Spezialisten einher.

Die ersten Schüler der HOS sind heute Studenten und begleiten die Besuchergruppen auf Besichtigungstour: Mircea Botezatu studiert an der TU München Architektur, Eliza Mera Medizin in Rumänien. Interessierte dürfen in die 45 bis 80 Quadratmeter großen, hellen Klassenzimmer hineinschnuppern: In der zweiten Klasse sitzt man sich in Doppelbänken gegenüber, auf der Tafel steht „Mein Lieblingstier – wir erstellen ein Plakat“; die dritte Klasse arbeitet gerade mit „Wie-Wörtern“ – und es sprechen wirklich alle Deutsch! Eindrücke beim Rundgang: moderner Chemiesaal, Musikzimmer, riesige Turnhalle, eine helle, gut ausgestattete Bibliothek auf 300 Quadratmetern, mit Schreibtischen und Laptop-Plätzen, Gänge mit hübsch dekorierten Riesenfenstern, darin Erdsäcke mit Grünpflanzen, Schülerausspeisung in der Eingangshalle, lustige Graffitis in den Toiletten – kurz, ein Wohlfühlort für die rund 300 Schüler.

Die HOS sei ein „Beispiel für Exzellenz, Interkulturalität und europäische Werte“, lobte Cîmpeanu und betonte auch die guten Ergebnisse bei den Schulolympiaden. Staatsrat in der Premierministerkanzlei Sorin Costreie sprach (auf Deutsch) vom „Lernen im europäischen Geist“, wo man nicht wisse, wer von wem lernt, „die Schüler von den Lehrern oder die Lehrer von den Schülern“. Vor dem Durchschneiden des Bandes zum Eingang pflanzen Schuldirektor, der inzwischen Ex-Minister und der deutsche Botschafter ein symbolisches Tannenbäumchen. Mit Blockflöte, Streich-und Zupfinstrument stimmt der Schulchor die „Ode an die Freude“ an. Und am Ende geht man tatsächlich mit dem Gefühl nach Hause: Wir sind doch alle Kinder dieser schönen Welt!