WORT ZUM SONNTAG: Der Kampf um Pluspunkte

Ist es uns bewusst? Wir Menschen sind in ein Punktesystem eingebunden. Die Sportarten können ohne Punktebewertung gar nicht auskommen. Wer die meisten Wertungspunkte erkämpft, wird Sieger. Wer die wenigsten Punkte erreicht, muss absteigen. Auch in der Wirtschaft und in der Politik gibt es Punktebewertungen. Hält ein Politiker eine überzeugende Rede, heißt es: „Er hat gepunktet!“

Auch wir punkten. Es begann mit dem „Startpunkt“ bei unserer Geburt. Als wir in die Entwicklungsjahre hineinwuchsen, da standen wir vor dem „Kritischen Punkt“. Es erging uns wie dem Herakles aus der griechischen Sage. Zwei Frauen umwarben ihn: eine üppige, verführerische Schönheit und eine schlichte Frau. Die eine hieß „Laster“, die andere „Tugend“. Herakles musste sich für eine der beiden entscheiden. Auch wir müssen uns am „Kritischen Punkt“ entscheiden. Wer das Laster wählt, sammelt nur „Minuspunkte“. Wer sich aber für die Tugend entscheidet, sammelt Pluspunkte. Wahr ist der Spruch: „Es wird in diesen Erdentagen so manche Wahl uns angetragen. Wird daraus Minus oder Plus? Dies jeder selbst entscheiden muss!“

Der „Kritische Punkt“ soll in einen „Wendepunkt“ umgewandelt werden. Soll dieser „Wendepunkt“ nur „Pluspunkte“ einbringen, müssen wir unser Leben gemäß dem Bibelwort einrichten: „Fürchte Gott und halte seine Gebote! Das hat der Mensch unbedingt nötig!“ So einen „Wendepunkt“ erlebte der Apostel Paulus, als er vor Damaskus Christus erlebte. Aus dem brutalsten Christenverfolger wurde der größte Heidenapostel. Das war der „Springende Punkt“, der sein Leben radikal zum Guten veränderte.

Leider bringt das Leben nicht nur Freude, sondern auch viel Leid. Wird jemand in die äußerste Not getrieben oder überfällt ihn eine lebensbedrohende Krankheit, dann ist er am „Tiefpunkt“ angelangt. Auch wir, die Russlanddeportierten, mussten Jahre hindurch den „Tiefpunkt“ erleiden. Solche Menschen sollen mit dem Psalmisten zu Gott flehen: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir! Herr, höre meine Stimme!“ Aber wenn ein Mensch in einer solchen Lage nicht an Gott glaubt, wer kann ihn aus dem „Tiefpunkt“ herausheben? Das blinde Schicksal? Nein. Dann ist dieser Mensch am „Toten Punkt“ der Verzweiflung angelangt. Viele machen dann ihrem Leben selbst ein Ende.

Wollen wir den Lebenskampf siegreich bestehen, dann benötigen wir einen festen „Standpunkt“. Den hatte Martin Luther, als er dichtete: „Ein feste Burg ist unser Gott!“ Den haben auch wir, wenn wir aus gläubigem Herzen beten: „Herr, ich glaube, Herr, ich hoffe, Herr, von Herzen lieb’ ich Dich!“ Bleiben wir beharrlich auf diesem „Standpunkt“, dann werden alle „Kontrapunkte“ der gottlosen Propaganda an unserer Glaubensüberzeugung abprallen.

Wir sind schwache, für Sünden anfällige Menschen. Das ist der „Wunde Punkt“ in unserem Leben. Es wird aber Heilung kommen, wenn uns im Bußsakrament die Sünden vergeben werden und wir vertrauensvoll beim Empfang der Eucharistie beten: „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“

Wir werden in unserem Leben wohl nie solche „Höhepunkte“ erleben wie die drei Apostel bei der Verklärung Christi auf dem Berge Tabor und wie viele Heilige in Visionen. Auch wenn wir solche „Höhepunkte“ nicht erleben, wollen wir in Treue auf dem Weg bleiben, den Christus uns angeraten hat, zumal er sagte: „Ich bin der Weg!“ Damit setzen wir den „I-Punkt“ auf unsere Lebensreise und die Verheißung der Bibel trifft auf uns zu: „Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir den Kranz des Lebens geben!“ So gestärkt gehen wir mutig dem „Endpunkt“ unseres Lebens entgegen. Er ist ja zugleich der „Zielpunkt“ unserer Lebensreise. Dann wird das Ewige Licht, das allen in Gott Verstorbenen leuchtet, auch unseren „Endpunkt“ in einen ewig bleibenden „Glanzpunkt“ umwandeln. Darum, liebe Freunde: Auf zum „Kampf um Pluspunkte!“