„Die Mannschaft muss Tore erzielen“

ADZ-Interview mit dem deutschen Trainer Ewald Lienen

Trotz zweier Siege ist Interimstrainer Constantin Schumacher beim rumänischen Fußballerstligisten Oţelul Galatz entlassen worden. Das Amt des Cheftrainers hat nun seit etwa drei Wochen der deutsche Ewald Lienen inne. Der 60-Jährige stand zuletzt nicht unter Vertrag, nachdem er vor einem halben Jahr bei AEK Athen als Sportlicher Leiter entlassen worden war. Der frühere Bundesligaprofi Ewald Lienen ist seit 25 Jahren im Trainergeschäft und der erste deutsche Trainer im rumänischen Profifußball. Wenige Tage nach seiner Verpflichtung beim Meister von 2011 unterlag die Mannschaft von Lienen beim Erstliga-Aufsteiger ACS Poli Temeswar 0:1. Perfekte Symmetrie ist nicht immer mit Positivem verbunden: O]elul Galatz liegt nach 14 Spieltagen mit 14 Zählern auf Platz 14. Mankos hat die Mannschaft sowohl in der Defensive als auch im Angriff. Durchschnittlich einen Treffer pro Spiel konnte Galatz in der laufenden Meisterschaft auf ihr Konto schreiben, mit den 26 Gegentoren gehört die Hintermannschaft zusammen mit jener von Săgeata Năvodari zu den Schlechtesten der Liga. Nach der Partie in Temeswar sprach ADZ-Redakteur Siegfried Thiel – bei bereits brummendem Motor des Galatzer Mannschaftsbusses – mit Ewald Lienen.
 

Wie ist es zu Ihrer Verpflichtung hier in Rumänien gekommen?

Das läuft über Kontakte zu Agenten. Klubs suchen einen Trainer, informieren einen oder mehrere Agenten und diese begeben sich auf die Suche. So ist auch irgendwann der Kontakt zu mir entstanden. Ein Trainervermittler hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, auch nach Rumänien zu gehen. Danach haben sie mir ein Angebot geschickt, wir haben uns in Bukarest getroffen. Dabei habe ich die Verantwortlichen des Klubs kennen gelernt und so sind wir zusammengekommen.

Galatz war also keine spontane Sache, als hier vor Kurzem der Trainer entlassen wurde?

Was heißt spontan? Wenn man einen Trainer entlässt, muss man einen Neuen verpflichten und insofern haben sie einen Trainer gesucht und ich war einer der Kandidaten. Sie haben mich angesprochen und wir haben uns geeinigt.

Warum gerade Galatz, wo der Verein vor zweieinhalb Jahren Meister wurde, aber mit dem eingenommenen Geld aus der Champions-League die Mannschaft kaum verstärkt hat?

Es ist immer schwierig, wenn eine Mannschaft einmal Meister wird... Ich denke, dass sich dadurch noch nichts verändert in einem Verein. Man muss dann schon mehrfach oben spielen, im Europapokal tätig sein, immer wieder Geldeinnahmen haben, dass sich etwas verändern kann. Ich kannte aber die Mannschaft, ich habe sie vor zwei Jahren bei Basel in der Champions-League gesehen. Ich habe gewusst, dass sie mal Meister war. Aber vor allem haben mich die Leute, die Verantwortlichen des Klubs, überzeugt. Es ist für mich als Trainer unglaublich wichtig, dass ich eine gute Mannschaft habe, ich war aber auch sehr zufrieden mit dem Generalmanager Narcis R²ducan und all den Leuten, die ich kennengelernt habe. Es sind Leute, die aus dem Fußballbereich kommen, die sehr viel von Fußball verstehen und in der Lage sind, gemeinsam mit einem Trainer einen Klub aufzubauen.

Inwiefern war Ihr Engagement hier auch mit der Bedingung verbunden, dass sich der Verein in der kommenden Transferperiode nach Verstärkungen umsieht?

Das hat erst einmal gar nichts damit zu tun. Zu erst muss ich die Mannschaft kennen lernen. Ich komme ja nicht zu einem Verein und denke in erster Linie daran, neue Spieler zu holen. Nachdem ich die Spieler kennengelernt habe, werden wir entscheiden, was wir tun.

Wo sehen Sie die positiven Aspekte und wo die Schwachstellen der Mannschaft, nach dem ersten Spiel der Mannschaft unter ihrer Regie?

Wir haben gesehen, dass wir eine gute Mannschaft haben, wir haben die defensive Organisation sehr gut hinbekommen, aber die Mannschaft muss Tore erzielen. Wenn man so überlegen ist, wie wir es waren, dann muss man einfach Tore schießen und deswegen haben wir heute leider nicht gewonnen.