Fußball-Europameisterschaft im südlichen Kärnten

„EUROPEADA“ findet im Juni zum bereits vierten Mal statt

Kärnten (ADZ) - Ende vergangenen Jahres fand in Sankt Kanzian am Klopeiner See, im österreichischen Kärnten, die Auslosung für die Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten statt, die vom 20. bis zum 28. Juni 2020 im südlichen Kärnten ausgespielt wird. Die „EUROPEADA“ wird von der Föderalistischen Union Europäischer Minderheiten (FUEN) ausgerichtet und soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf den sprachlichen und kulturellen Reichtum in Europa legen. Aus Rumänien werden Ungarn und Aromunen dabei sein.

Nach den Turnieren im schweizerischen Kanton Graubünden (2008), der Oberlausitz (2012) sowie Südtirol (2016) ist in diesem Jahr Kärnten der Gastgeber. Die Kandidatur zur Austragung des Turniers hatten der Rat der Kärntner Slowenen, der Slowenische Sportverband und das Land Kärnten gemeinsam eingereicht. Den Zuschlag bekamen sie beim FUEN-Kongress 2017 in Klausenburg/Cluj-Napoca. Etwa 25.000 österreichische Staatsbürger zählen zur autochthonen Minderheit der Kärntner Slowenen und Steirischen Slowenen.

Waren die Spieler, Betreuer und Delegationen in Südtirol noch über verschiedene Ortschaften verteilt, werden am Klopeiner See die rund 900 Teilnehmer aus insgesamt 14 Ländern im sogenannten Europeada-Dorf versammelt sein. Die zentrale Unterbringung soll den 31 Mannschaften einen noch intensiveren interkulturellen Austausch ermöglichen. Und auch die Spielorte befinden sich in einem Umkreis von weniger als 30 Kilometern. Mit Prävali/Prevalje liegt ein Sportplatz sogar in der Republik Slowenien. Die beiden Endspiele werden am 28. Juni im Wörthersee Stadion von Klagenfurt ausgetragen, welches zur UEFA Europameisterschaft 2008 errichtet wurde und 30.000 Zuschauer fasst.

„Die Europeada ist eine Art Hype geworden. Es sind diesmal wieder drei neue Minderheiten dabei - mit dem FC Pomak aus Bulgarien, den Burgenlandkroaten und den Slowenen in Italien. Es muss ein wahnsinniges Interesse da sein“, erklärte Nehle Mommsen von der FUEN gegenüber der Tageszeitung „Flensburger Avis“. „Man muss es sich aber auch leisten können.“ Die Übernachtungspreise, ob im Gasthof oder im Hotel, sind westeuropäischer Standard. Pro Mannschaften summieren sich die Gesamtkosten dann schnell auf mehrere Tausend Euro.

Insgesamt erwarten die Veranstalter 24 Herren- und 7 Damenmannschaften. Die Männer-Mannschaften sind auf folgende sechs Gruppen aufgeteilt: Kärntner Slowenen, Lausitzer Sorben, Zimbern, Deutsche aus Nordschleswig (Gruppe A); Dänen in Deutschland, Ungarn aus Rumänien,  Deutsche aus Oberschlesien, Pomaken (Gruppe B); Deutsche aus Russland, Ladiner, Rätoromanen, Aromunen (Gruppe C); Ungarn aus Oberungarn, Kroaten aus Serbien, Ungarndeutsche, Burgenlandkroaten (Gruppe D); Deutsche Südtiroler, Ungarische Roma-Nationalmannschaft, Serben aus Kroatien, Krimtataren (Gruppe E); Okzitanier, Slowaken aus Ungarn, Nordfriesen aus Deutschland, Slowenen aus Italien (Gruppe F); Deutsche Südtirolerinnen, Deutsche aus Russland, Rätoromaninnen, Kärntner Sloweninnen (Gruppe X); Okzitanierinnen, Ladinerinnen, Lausitzer Sorbinnen (Gruppe Y).

Anders als der „CONIFA World Football Cup“ - der zwischen Mannschaften, die Nationen, abhängige Gebiete, nicht-anerkannte Staaten, Minderheiten, staatenlose Völker und historische Regionen repräsentieren, ausgetragen wird und an dem auch Profi-Fußballer teilnehmen - setzt die Europeada auf Amateursportler. Doch natürlich gibt es auch im nicht professionellen Bereich erhebliche Unterschiede. Während die Ungarn aus Rumänien, die von der UDMR gestützt werden, in Südtirol mit mehreren Spielern vom Viertligisten ACS Miercurea Nirajului/Nyárádszereda aufliefen, rekrutierte sich die aromunische Mannschaft vornehmlich aus Hobby-Spielern und Vertretern der Nicht-Regierungsorganisation „Armânamea Trâ Europa“, die ihre Anreise zum Teil selbst bezahlen mussten.

Neben der bedingten sportlichen Konkurrenz ist der kulturelle Austausch der bedeutendere Aspekt des Turniers. Der spielfreie 24. Juni ist dementsprechend aus als Kulturtag eingeplant, der einen Blick auf die Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Identitäten geben soll. Denn mit dabei sind auch eher exotische Teilnehmer wie die Zimbern, eine kleine Sprachminderheit deutschen Ursprungs in der italienischen Provinz Trient. Die historischen Landstriche der Zimbern umfassen drei zum Teil weit auseinanderliegende Gegenden. Die am besten erhaltene und aktivste Sprachinsel ist das rund 300 Einwohner zählende, jahrhundertelang extrem isoliert gelegene Lusern. Bei der letzten, im Jahr 2001 durchgeführten Volkszählung erklärten sich in der Provinz Trient noch insgesamt 862 Personen als Zimbern.

Insgesamt leben in Europa mehr als 100 Millionen Menschen, die zu mehr als 400 autochthonen Minderheiten gehören, in der Europäischen Union sind es mehr als 50 Millionen. Nach den offiziellen Zahlen der EU gibt es neben 24 Amtssprachen mehr als 60 Regional- und Minderheitensprachen. Die Gesamtzahl der Sprecher von Minderheitensprachen wird auf 40 Millionen EU-Bürger geschätzt. In ganz Europa gibt es 90 Sprachen, darunter werden 37 als Nationalsprachen gesprochen und 53 Sprachen, die als „staatenlose Sprachen“ gelten.