Bautzen, das „sächsische Nürnberg“

Auch ein Asteroid und ein Intercity-Express tragen den Namen dieser Stadt

Märchenhaft schön: die Stadt Bautzen

Das Stadtzentrum lädt zum Flanieren ein.

Das Burgtheater Bautzen Fotos: bautzen.de

In Bautzen befindet sich der größte Irrgarten Deutschlands.

Der Wenzelsmarkt ist einer der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland.

Zahlreiche Schlösser und Burgen trifft man im Freistaat Sachsen, gelegen im Osten Mitteldeutschlands, an. Befindet man sich im Erzgebirge im Süden dieses Bundeslandes, im Elbland, im Nationalpark Sächsische Schweiz mit der wunderbaren Aussicht auf die zerklüftete Felslandschaft und die Schiffe in der Tiefe auf der Elbe, in der Oberlausitz oder im Vogtland, im Burgen- und Heideland im Nordwesten des Bundeslandes, wird man immer wieder von der Landschaft, aber auch den mittelalterlichen Bauten in den Bann gezogen.


Von Dresden kommend ist aus der Ferne schon vor der eindrucksvollen Stadtsilhouette von Bautzen bei der Zufahrt in deutscher und sorbischer Sprache zu lesen: Große Kreisstadt Bautzen Budysin. Diese wird auch als „Stadt der Türme“ und seit dem 19. Jahrhundert als das „sächsische Nürnberg“ bezeichnet. Und nach einem Aufenthalt ist man nicht weiter überrascht, wenn man darüber in Kenntnis gesetzt wird, dass zu Ehren der Stadt sogar ein Asteroid, aber auch ein Intercity-Express nach ihr benannt wurden.

Baudenkmäler, Museen, Freizeitangebote

Weite Teile der Innenstadt stehen als Kulturdenkmäler unter Denkmalschutz. Dazu gehört die gesamte historische Altstadt innerhalb der alten Stadtmauer mit Bauten aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Das bezeichnendste Ensemble der Stadt, bestehend aus Alter Wasserkunst und Michaelisbrücke, ist bestens von der Friedensbrücke aus zu sehen, wenn man mit dem Wagen von der Autobahn Dresden – Görlitz abzweigt und nach Bautzen einfährt. Über der Stadt thront die Ortenburg mit ihren weißen Renaissancegiebeln. Geht man durch die Straßen oder sitzt man auf der Terrasse eines Cafes zwischen diesen Baudenkmälern, ist das barocke Rathaus mit den verschiedenen Uhren des Turmes zu bewundern. Das Ganze bildet mit den Bürgerhäusern ein bezeichnendes Barockensemble. Insgesamt sieben Kirchen gibt es, von denen noch fünf für Gottesdienste genutzt werden. Die beiden Kirchengemeinden, Protestanten und Katholiken, teilen sich den Petri-Dom, eine der größten Simultankirchen Deutschlands. Dies gehört zu den Kuriositäten, die nicht oft anzutreffen sind. Getrennt durch ein Gitter befindet sich in beiden Teilen je ein Altar und eine Orgel. Unterschiede gibt es in der Ausstattung des jeweiligen Kirchenteils, was von der Konfession abhängig ist. Die Gottesdienste werden zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert, so wie auch sonstige Veranstaltungen eingeplant werden. Die Domschatzkammer St. Petri, die auch besucht werden kann, befindet sich im Stift. Das Steinhaus ist ein viel besuchtes Kulturzentrum mit Konzertsaal, Kino, Theater, Cafe. Einschließlich der 1846 errichtete Bahnhof ist ein Baudenkmal und lohnt eine Besichtigung.

Noch eine Besonderheit ist kennzeichnend für Bautzen: das Senfmuseum. Darin sind verschiedene Senfexponate und die lokale Geschichte der Senf-Produktion einzusehen. Bei einem Besuch in der Stadt sollte man nicht vergessen, mehrere Senfsorten einzukaufen.

Zahlreiche Denkmäler zieren die Stadt. Verschiedene Feste sind spezifisch für Bautzen, wie das Ostereierschieben am Protschenberg oder das Osterreiten. Der „Bautzner Frühling“ zieht Gäste nicht nur aus dem Umfeld an. Im September findet dann der Internationale Bautzener Stadtlauf statt. Der Wenzelsmarkt gilt als einer der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland.
Der Bautzner Naturpark sorgt für Entspannung und bietet zahlreiche Freizeitangebote. Starke Nerven braucht man für den Besuch des größten Irrgartens Deutschlands. Ein Anziehungspunkt besonders für Kinder ist der Saurier-Park und -garten, sowie auch das dort befindliche Saurier-Kino. Eine Sternwarte wartet auf die Freunde der Astronomie. Der Stausee am Rande der Stadt, die Talsperre Bautzen, ist der geeignete Ort für die heißen Tage. Wassersport kann dort betrieben werden, es gibt einen Natur- und Abenteuercampingplatz, einen Minigolfpark und einen Hochseilgarten für Kletterer.

Stadt der sorbischen Minderheit

Bautzen wurde 1002 erstmals als Civitas Budusin erwähnt. Für den Ursprung dieses Namens gibt es keine genaue Erklärung. Erstmals trifft man 1523 den Namen Bautzen an. Bis dahin waren es verschiedene Namen sorbischen, niederserbischen, tschechischen oder polnischen Ursprungs. Auch wechselte die Ortschaft vom Römischen Reich und kam unter polnische, danach böhmische Herrschaft. Unter der Führung Bautzens wurde 1346 der Oberlausitzer Sechsstädtebund gegründet. Von 1469 bis 1490 gehörte es sogar zu Ungarn, durch den Frieden von Olmütz (1479). Das Relief des ungarischen Königs Matthias Corvinus ist auch heute noch am Matthiasturm zu sehen. 1625 kam Bautzen dann mit dem Markgraftum Oberlausitz zu Sachsen. 1921 wurde die Stadt zum Bischofssitz des Bistums Meissen, der 1979 nach Dresden verlegt wurde. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt gegen Ende der Kampfhandlungen vom 19.bis 26. April 1945 große Schäden. Die Kuppeln des Lauenturms und der Michaeliskirche wurden zerstört, fast alle Brücken gesprengt. Zu Zeiten der DDR war Bautzen eine Wissenschafts- und Industriestadt. Heute verfügt sie über eine gut entwickelte Wirtschaft. Förderanlagen und Bahntechnolgie werden dort hergestellt und es gibt Bauindustrieunternehmen. In Bautzen befindet sich auch einer der größten Betriebe Deutschlands für Neubau und Restauration von Orgeln,im Besitz der Familie Eule.

In der heute rund 40.000 Einwohner zählenden Stadt, wie auch im Umfeld und Brandenburg, lebt eine etwa 60.000 Personen zählende Minderheit, die der Sorben. Diese westslawische Ethnie lebt vorwiegend in der Lausitz im östlichen Deutschland. Diese sind in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt und haben auch eine offiziell anerkannte Flagge und Hymne. Sie blicken auf eine etwa 1400 Jahre alte Geschichte zurück. In Bautzen befinden sich zahlreiche sorbische Institutionen wie Zentralbibliothek, Forschungsinstitut, das sorbische Museum, ein Verlag, Vereine, Theater, Stiftungen, ein Künstlerbund. Dort erscheint auch die Tageszeitung „Serbske Nowiny“. Bei der 16. Auflage des Proetnica-Festivals, das vom 22. bis 26. August 2018 in Schäßburg/Sighișoara ausgetragen wurde, waren auch die Sorben vertreten. Vier Musiker vom Projekt Serbska Reja vertraten diese Minderheit. Bei der Eröffnung des Festivals war u.a. auch Meto Novac vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg zugegen.

Bautzen, aber auch andere Städte Sachsens, wie Dresden, Leipzig, Meissen, Chemnitz, Görlitz, Radebeul, Riesa, muss man erleben und bereisen. Sie hinterlassen unerschöpfliche positive Eindrücke.