Berlin – ein paar Entdeckertipps

Deutsche Filmgeschichte, Spreefahrt und Erdbeereis

Eine Spreefahrt durchs alte und neue Berlin kostet acht Euro pro Person. Für Kinder und Studenten gibt es eine Ermäßigung von 20 Prozent.

Das Museum für Film und Fernsehen bietet eine einzigartige Reise durch die deutsche Filmgeschichte.

Dali-Ausstellung am Potsdamer Platz.
Fotos: Ana Sălişte

Berlin besichtigen, jenseits von Bundestag und Museumsinsel: Die auf charmant getrimmte Metropole hat auch abseits ausgetretener Touristenpfade noch Vieles zu bieten. Doch um im Anschluß selber „Ich bin ein Berliner“ sagen zu können, muss man die Stadt richtig entdecken. Nicht nur sehen, sondern auch hören, riechen, fühlen und schmecken. Die ADZ unternimmt hier den Versuch einer Entdeckung der deutschen Hauptstadt mit den fünf Sinnen.

Beginnen kann man natürlich mit einem Besuch im weltbekannten Pergamon-Museum, dem Berliner Dom, dem Museum am Checkpoint Charlie  – um Näheres zum Thema Mauer, das Jubiläumsthema 2011  – zu erfahren und, wenn noch Energie und Lust übrig bleiben, kann man noch einen Spaziergang zum Brandenburger Tor auf der wahrscheinlich berühmtesten Straße Deutschlands „Unter den Linden“  machen.

Doch außer den Top-10-Sehenswürdigkeiten, die in jedem Berlin-Reiseführer zu finden sind, hat die deutsche Hauptstadt noch viel mehr Sehenswertes anzubieten. Manches liegt jenseits aller Touristenströme, anderes aber mitten in der Stadt, sozusagen vor der eigenen Nase.

Zum Sehen: Stummfilme und Dali-Ausstellung

Ein zentraler, von Touristen aber oft unbemerkter Ort ist die „Deutsche Kinemathek - Museum für Film- und Fernsehen“ in unmittelbarer Nähe vom Potsdamer Platz. Ein „Haus der bewegten Bilder“, wie es noch benannt ist. Hier taucht der Tourist in ein anderes Jahrhundert ein und begibt sich auf eine Reise durch die Filmgeschichte, wobei er sich interaktiv sein eigenes Programm gestalten kann.

Eine Zeit der Stummfilme, der Schwarz-Weiß-Bilder und der ersten Filmdiven in einer gemütlichen Atmosphäre, eingetaucht in Jazzmusik. So erfährt man Näheres über den deutschen Filmpionier Max Skladanowksy, der das Bioscop austüftelte, mit dem er am 1. November 1895 erstmals kurze Filmsequenzen vor Publikum projizierte. Die Filmabschnitte können im Museum, digitalisiert, gesehen werden. A

uch kurze Streifen aus dem Jahre 1910 mit dem Komiker Max Linder und mit Andra Fern, der ersten Geschäftsfrau des deutschen Films, sind zu sehen. Oder weitere Ab- und Ausschnitte von berühmten Filmen wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“, der als ein Meilenstein der Filmgeschichte gilt, Fritz Langs „Metropolis“ sowie „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich.

Dabei ist das Konzept des Ausstellungsarchitekten Hans Dieter Schaal schon an sich bemerkenswert: Für die Caligari-Abteilung hat er sich expressionistisch schiefe Wände ausgedacht, für den Gigantismus der „Metropolis“ erweitert sich der Raum plötzlich auf zwei Stockwerke, das Berlin des vergangenen Jahrhunderts kreiert er mit von innen erleuchteten Litfaßsäulen. Räume werden mit Spiegeln vergrößert und ermöglichen es den Besuchern, besser in eine andere Welt einzutauchen. Der Eintrittspreis beträgt sechs Euro, ermäßigt viereinhalb Euro.

Dalí: „Come into my brain“

Vom Film kann der Besucher weiterhin in der Welt der Künste bleiben und die Dauerausstellung von Salvador Dalí –  einer der genialsten Künstler der Moderne – besuchen, die ebenfalls am Potsdamer Platz zu sehen ist. Zu Beginn des Jahres 2009, zum Anlass von Dalís 20. Todestag und in Erinnerung an 20 Jahre Mauerfall, wurde dem populären und polarisierenden Künstler Dalí, der es stets verstand, Mauern einzureißen, diese feste Berliner Einrichtung als Dauerausstellung an historischer Stätte gewidmet.

Über 400 Exponate, darunter Zeichnungen, Lithographien, Radierungen, Holzschnitte, originale Grafiken und komplette Mappenwerke, inklusive der von ihm selbst gestalteten Mappenobjekte und Filmsequenzen sind nun am Potsdamer Platz zu sehen. Auch die berühmten und päpstlich gesegneten Werke Dalís zur ‘Apokalypse des Heiligen Johannes’, bei deren Entstehung Dalí ganz nach seiner paranoisch-kritischen Methode durch Bombenexplosionen Nägel auf Radierplatten schleuderte und Nähmaschinen mit Dampfwalzen überfuhr, sind hier zu finden. Eintrittspreis: elf Euro, ermäßigt neun Euro.

Zum Fühlen: Wind und Sonne auf der Spreefahrt

Wer einfach entspannen, einen Kaffee genießen und doch dauernd etwas sehen will, dem stehen die sogenannten „Strandbars“ zur Verfügung. Denn schon der bekannte Schriftsteller und Kritiker Kurt Tucholsky hatte erkannt, dass den Berlinern zu ihrem vollen Glück nur noch ein Meeresstrand fehlt. „Vorne Friedrichstraße, hinten Ostsee“, machte er sich über die Wünsche einiger Wohnungssuchender lustig.

Dafür haben sich aber die Berliner eine schöne Alternative ausgedacht: An der Spree wurden gemütliche „Strandbars“ eingerichtet. Da sind Liegstühle in die Sonne gestellt, wo man bei einem guten Longdrink ein interessantes Buch genießen kann. Es bieten sich auch viele Möglichkeiten zu einer Spreefahrt mit der „Spreeflotte“ an, wobei die Besucher während des Kurztrips – ungefähr eine Stunde –  auch über eine Reiseführung verfügen und Näheres über die auf der Schifffahrt gesehenen Orte und Gebäude erfahren. Da kann man für ein paar Minuten die Augen schließen, den erfrischenden Wind fühlen und die langsame Fahrt übers Wasser genießen – aber sich auch berlingerecht (weiter)bilden.

Zum Schmecken: Wurst, Eis und guter Kaffee

Natürlich gibt es überall, an allen Ecken, die bekannte Berliner Curry-Wurst (von der Ex-Kanzler Gerhard Schröder immer noch schwärmen soll), die man probieren kann. Unbedingt sollte man auch den Berliner Pfannkuchen verkosten. Aber am passendsten an warmen Tagen ist ein erfrischendes Eis, das man auf einem Liegstuhl am Spreeufer genießen sollte. Insbesondere das Café Allegreto gegenüber dem Berliner Dom bietet leckere Eissorten.

Zu den beliebtesten Sortimenten der Kunden zählt der „Erdbeermund“, eine frischespendende Kombination aus Erdbeereis, Vanille und hausgemachter Sahne. Und für die Kaffeetrinker bietet das „Balzac“-Café, gleich in der Nähe, verschiedene leckere Sortimente an. Der Preis: ein Euro und 20 Cent für eine Eiskugel. Die Preise für einen Kaffee schwanken zwischen ein und drei Euro.

Zum Hören: Musik in „Clärchens Ballhaus“

Musik gehört zur Berliner Stimmung einfach dazu. Bei fast allen bekannten Sehenswürdigkeiten gibt es Musiker, die mit ihrer Gitarre, Trompete oder Orgel einen durchaus angenehmen und gar nicht aggessiven musikalischen Rahmen bieten. Was Clubs und Lokale angeht, so bieten diese meist spezielle Abende mit unterschiedlichen Musikthemen an.

Von Balkan-Musik bis Retro, House oder Pop. Ein besonderer Ort ist das sogenannte Gipsy-Restaurant im Spiegelsaal von „Clärchens Ballhaus“ (Auguststraße 24). Hier findet am ersten Donnerstag jeden Monats ein besonderer Abend statt: eine Mischung zwischen dem Wien der Nachkriegszeit und dem Paris der 30er -Jahre, dem Berlin der Gründerzeit und des jüngst vergangenen Jahres. Das Ballhaus ist eines der letzten erhaltenen Ballhäuser der 1920er-Jahre in Berlin.

Während der DDR war es sowohl Ost- als auch West-Deutschen als Treffpunkt bekannt. Einerseits war es Stammlokal des kleinen Mannes, des Genrekünstlers Zille und Alfred Döblins, des Autors von „Berlin Alexanderplatz“, andererseits saßen hier früher in den diskreteren ersten Etage zahlreiche Offiziere. Später kamen Hollywood-Stars wie Tom Cruise und Quentin Tarantino, die hier zum Teil ihre Filme über Stauffenberg oder „Inglourious Basterds“ drehten.

Zum Riechen: Blumenpracht im Erholungspark

Wie sieht ein balinesischer, orientalischer oder ein chinesischer Garten aus? Was für Blumen und Bäume werden da gepflanzt und wie? Das sich über 21 Hektar erstreckende Erholungsgebiet Marzahn in Berlin bietet ein buntes, aromenreiches Erlebnis der verschiedenen spezifischen „Gärten der Welt“.

Der Park hat alles, was man für einen entspannten Tag braucht: Ruhe, Naturerlebnis, bezaubernde Düfte, vielgestaltige Blumenbeete, aber auch Unterhaltungsangebote und kulinarische Genüsse aus allen Ecken der Welt.
2000 entwickelte sich der Park zu einer touristischen Attraktion, da hier der Chinesische Garten eröffnet wurde. Weitere „Gärten der Welt“ folgten im Jahr 2003: Japanischer Garten, Balinesischer Garten.

Im Juli 2005 öffnete der Orientalische Garten seine Tore. Als Geschenk der Stadt Seoul an Berlin wurde im Jahr 2006 der Koreanische oder „Seouler Garten“ eröffnet. Im Jahr 2007 kamen ein Irrgarten und ein Bodenlabyrinth hinzu. Weltweite Natur vor der Haustür.