Burgen, Berge und Naturgenuss

Das Burzenland bietet eine schier unbegrenzte Vielfalt an Ausflugs- und Wanderzielen

Blick vom Schuler-Massiv auf das Burzenland Fotos: der Verfasser

Die Plaiul-Foii-Hütte als Ausgangspunkt zum Besteigen des Königsteins

Mit dem Aufzug kann die Burg vom Rosenauer Stadtzentrum aus leicht erreicht werden.

Im Bärenreservat zeigen sich die Bären dem Besucher ohne Scheu.

Das Burzenland,  gelegen im Karpatenbogen, ist unerschöpflich in der Schönheit der Natur, an Zeugnissen der Geschichte, an Kultur- und Freizeitangeboten, die jährlich tausende Touristen aus dem In- und Ausland anziehen. Heuer waren es  besonders die inländischen Besucher, die massenhaft Gebirgspfade, Wanderwege in den Wäldern, und Baudenkmäler bestürmten. In der Geschichte ist es  als „Terra Borza“ bekannt, benannt nach dem Burzen-Bach, der unter dem Königstein drei Flussarme zusammenführt, Die Senke kann über die Gebirgspässe auf den Nationalstraßen DN1 bei Predeal und dem Törzburger-/Bran-Pass auf der DN73 bequem mit dem Wagen erreicht werden. Umgeben von den Gebirgsmassiven Butschetsch/Bucegi, Königstein/Piatra Craiului, Schuler/Post²varul und der Wetterwarte auf dem Zeidner Berg/Măgura Codlei bietet die Senke einige reizvolle Anziehungspunkte.

Rosenau: zum besonderen Ziel entwickelt

Diesbezüglich ist besonders Rosenau/Râșnov durch einige Angebote zum Ziel vieler Touristen geworden.  Die Stadt, die rund 15 Kilometer entfernt von Kronstadt/Brașov liegt und ca. 16.000 Einwohner umfasst, ist besonderes an Wochenenden für Besucher aus allen Landes-teilen attraktiv. Obwohl die dortige Bauernburg, deren Gründung vermutlich auf den Deutschen Ritterorden zurückzuführen ist, sich in Renovierung befindet, ist diese das Hauptziel der Ausflügler. Nicht nur das Alter der Vorburg und des äußeren Erdwalls, die Ringmauer, die in der Burg befindlichen Vorratshäuschen, die Kapelle und der tiefe Brunnen ziehen in ihren Bann, sondern auch die Mythen, die diese umranken. Man erreicht die auf dem Hügel befindliche Burg mit dem  Zahnradaufzug in weniger als zwei Minuten - oder per pedes. Die Station befindet sich im Stadtzentrum hinter dem Kulturhaus  und ist seit 2015 in Betrieb. Die Strecke beträgt 165 Meter, der Höhenunterschied 85 Meter. Erwachsene zahlen für Auf- und Rückfahrt 12 Lei, Kinder 6 Lei.  Für diese ist sicher der Hauptanziehungspunkt der nahe  Dino-Park, die größte diesbezügliche Einrichtung in Südosteuropa, wo Dinosauriermodelle in natürlicher Größe zu sehen sind.  Bei jedem Exemplar gibt es Erklärungen, ein Kinoraum steht zur Verfügung, wo fünf- bis achtminütige  9D-Filme mit Sonderbrillen zu sehen sind. Für Kinder werden auch Wettbewerbe, Olympiaden, Ausstellungen organisiert, ein weiteres Highlight ist eine Drahtseilrutsche. Der Dino-Park wird täglich um 10 Uhr geöffnet, meistens bleibt er bis 17 bzw. 18 Uhr offen.

Ein weiterer Anziehungspunkt ist die  3,5 Kilometer entfernte Höhle an der Straße, die zur Schulerau/Poiana Brașov führt. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, wobei im großen Saal gelegentlich Konzerte abgehalten werden.  Hier herrscht eine konstante Temperatur von 12 Grad.  Die Höhle ist nach europäischen Normen gestaltet und sicher für Besucher.

Im Winter ist Rosenau auch ein besonderer Anziehungspunkt durch die dort errichteten Sprungschanzen geworden. Es ist eines der modernsten Wintersportzentren in Osteuropa. An den Wettbewerben beteiligen sich Skispringer von Weltrang. Befindet man sich vor Ort, sollte man auch das Reitzentrum Diana nicht außer Acht lassen. Neben Angeboten wie Reiten und Kutschenfahrten veranstaltet dieses einmal jährlich einen Wettbewerb für Pferde als Reit- oder Zugtiere.

Keinesfalls sollte man die evangelische Kirche auf der Nordseite des Marktplatzes vergessen. Die Pfeilerbasilika  verzeichnet ihren Bauanfang im 13. Jahrhundert. Weil sie nicht entsprechend befestigt war, erlitt sie im Laufe der Zeit mehrere Schäden. Umfassende Bauarbeiten wurden 1773 bis 1775 vorgenommen. Dort befindet sich auch ein Heimatmuseum  über den Ort, dessen erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1331 stammt.

Kirchenburgen und Bärenreservat

Hat man Interesse an Kirchenburgen, sollte man auf dem Weg zwischen Kronstadt und Zernescht/Zărnești die Kirchen und Kirchenburgen von Neustadt/Cristian und Wolkendorf/Vulcan besuchen. Der Bau der Neustädter Kirchenburg  wurde im 15. Jahrhundert begonnen und im 16. Jahrhundert vollendet.  Die  Kirchenburg von Wolkendorf geht ebenfalls auf das 15. Jahrhundert zurück. Aus dem Jahr 1377 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft. In beiden  Kirchen finden gelegentlich Konzerte statt.

Verlässt man Rosenau auf der Nationalstraße DN73A, biegt man von dieser nach nur sieben Kilometern rechts ab, um in das Libearty-Bärenreservat zu gelangen.  Gegründet  vom Verein „Millionen Freunde“ mit Hilfe der Weltschutztierorganisation (WSPA) ist dieses eine einzigartige Einrichtung, wo Bären, die oft unter unsäglichen Bedingungen in Zirkussen oder improvisierten Zoos gehalten wurden, wieder frei unter Fachaufsicht  leben. Für Besucher eröffnet wurde das Reservat im Jahr 2008. Drei Jahre vorher wurde mit dessen Gestaltung begonnen, auf einer Fläche von  69 Hektar, die das Bürgermeisteramt der Stadt Zărnești zur Verfügung gestellt hat. Täglich außer Montag kann das Reservat in drei organisierten Führungen besucht werden. Sommers um 9, 10 und 11 Uhr, winters, ebenfalls von Dienstag bis Sonntag, um 10, 11 und 12 Uhr. Die Führungen werden zweisprachig rumänisch oder englisch vorgenommen. Einleitend wird  ein Dokumentarfilm über das Reservat gezeigt. Auch gibt es für  Besucher einen  Minizug mit 22 Plätzen. In dem Reservat, dem größten in Europa, konnten bisher über 100 Bären aufgenommen werden, einschließlich aus dem Ausland. Sie erfreuen sich dort ihrer Freiheit, können auf Bäume klettern und sich in Teichen  tummeln. Für Nahrung sorgt das Reservat mit Hilfe von Sponsoren. Auch gibt es die Möglichkeit, einen Bären zu adoptieren, wobei man damit für einen Teil der Kosten aufkommt.  An  den Gehegen sind die Namen der jeweiligen Bären, bei einigen auch ihre Herkunft, also von wo sie befreit wurden, angebracht. Die Zeit im Reservat gestaltet sich nicht nur wegen der Bären, von denen manche Schaustücke vorführen, zum Erlebnis, sondern auch wegen der wunderbaren Landschaft und der Aussicht auf die umliegenden Bergmassive.

Im Naturschutzgebiet

Bleibt einem jetzt noch Zeit, fährt man am Besten mit dem Wagen nach Zărnești, um einige Stunden am Fuße des Königsteins zu verbringen. Nach einem Spaziergang durch die Stadt, die sich  stark modernisiert hat und wo  die Straßen zum Großteil als Einbahnverkehr gestaltet wurden, geht es auf einer gut asphaltierten Straße zum westlichen Teil des Königsteins nach Plaiul Foii, vorbei am Sitz der Verwaltung des Naturparks Königstein, entlang des Burzen-Baches. Einen Abstecher kann man  beim Kloster „Col]ul Chiliilor“ einlegen, das 2001 als solches ausgebaut wurde. Bis dahin  war  dort nur eine Mönchsklause im Felsen ausgehauen. Entlang der Asphaltstraße, die auf zwölf Kilometern von Zărnești nach Plaiul Foii führt, parken unzählige Autos und Wohnwagen auf den grünen Flächen, von denen nur die wenigsten zweckentsprechend eingerichtet sind. Da man sich in einem Naturschutzgebiet befindet, stellt man sich berechtigterweise die Frage, weshalb das geduldet wird. Abgase und Feuerstellen werden hinterlassen, Musik dröhnt durch die Natur. Doch die wunderbare Aussicht auf den Westkamm des Großen Königsteins lässt einen die zu beanstandenden Dinge übersehen.  

Das Naturreservat Königstein  besteht seit 1938 und umfasste damals 440 Hektar. 1972 wurde es auf 900 Hektar erweitert und heute gehören dem Naturschutzgebiet 14.773 Hektar Fläche an. Die Königstein-Nelke, Edelweiß und Alpenrosen  sind nur drei der Exemplare der vielseitigen, unter Naturschutz stehenden Flora. Mit etwas Glück kann man auch Bären, Gämsen oder Wölfe antreffen.

Unterkunft gibt es in Hütten und Pensionen. Die alte Plaiul Foii Hütte musste längst Neubauten weichen. Auf dem  großen Parkplatz davor stehen hunderte Wagen. Viele parken auch einfach entlang des Gebirgsbachs. Die Bergliebhaber und Wanderer erkennt man gleich an ihrer Ausrüstung und ihrem naturbewussten Verhalten. Von hier aus steigen sie über die Westwand oder durch eine der Schluchten auf den über 2200 Meter hohen Kamm.

Ausgehend von den Ortschaften des Burzenlandes gibt es aber auch zahlreiche Wanderwege: von Rosenau ins Mălăești-Tal, ins Bucegi-Massiv, auf den Schuler, oder von Zărnești durch die Prăpastie-Schlucht zur Curmătura-Hütte auf den Kleinen  oder Großen Königstein, in die Gebirgsdörfer Măgura und Peștera.