Das Szeklerland – ein überraschendes Land

Sehenswürdigkeiten und Entspannung in Covasna und Harghita

Geheimnisvolle grüne Oase: die Vârghiş-Klamm

Jesus mit Aussichtsplattform
Fotos: der Verfasser

Bemaltes Szekler Tor

Runde Millenium-Kirche in Szeklerburg

Csíki Sör - das „Verbotene Ciuc Bier"

Szekler Tor

Das Szeklerland ist derzeit für viele Besucher eine wahre Überraschung. Jahrelang irgendwie „vergessen“ oder nur als Transitroute benutzt, ist die Gegend um die Kreise Covasna und Harghita in den letzten Jahren zu einem echten Touristenmagnet geworden, wo jeder das eigene Interesse stillen und seine Batterien wieder aufladen kann: Sei es durch die wunderschöne wilde Natur, Möglichkeiten zum Outdoor-Zeitvertreib, Entspannung in einem modernen Spa oder Naturheilbad, historische Sehenswürdigkeiten, gutes Essen oder einfach nur Ruhe – es gibt kaum jemanden, der aus dem Szeklerland nicht entspannt und mit neuer Energie wieder heimkehrt.

Obwohl sie oft als Teil der ungarischen Minderheit Rumäniens betrachtet werden, sind die Szekler eine ganz andere Völkerschaft – und sie zeigen es gerne. Ihre stolze Geschichte als „Grenzbeschützer“ des ungarischen Reichs und als Teil der siebenbürgischen Führung bereits ab dem 15. Jahrhundert (nebst den Siebenbürger Sachsen und den Ungarn) wird insbesondere anhand ihrer hellblauen Flagge mit dem goldenen Streifen (mit Mond und der Sonne als antike Symbole), die im Szeklerland öfter als die Nationalflagge zu sehen ist, deutlich. An den kunstvoll geschnitzten und oftmals bemalten Holztoren, aber auch auf Souvenirs oder an Dorfeinfahrten ist oftmals die alte Runenschrift der Szekler (Rovás) zu sehen, die heute jedoch nicht mehr gängig ist. 

Eine Völkerschaft, die sehr stolz auf ihre Herkunft ist und mit sich nicht spaßen läßt, gleichzeitig aber einen sarkastischen schwarzen Humor zeigt und jederzeit hilfsbereit und offen ist… natürlich, solange man ihnen nicht in die Quere kommt. Wahrscheinlich deswegen „vergessen“ viele von ihnen die rumänische Sprache, wenn sie sich beleidigt oder bedrängt fühlen… Derzeit sind sie insbesondere in den Kreisen Covasna und Harghita sowie teilweise in Mure{ anzutreffen und bilden knapp die Hälfte der Ungarisch-Sprechenden in Rumänien. 

Natur pur und Kur

Zwar hat die Gegend industriell nicht allzu viel zu bieten, dafür aber eine wunderschöne wilde Natur. Von der Hügelgegend Sankt Georgens/Sfântu Gheorghe über den Sankt Annen Vulkansee bis hinauf zum Mördersee/Lacu Roşu und zur Bicaz-Klamm, sowie westlich von der Vârghiş-Klamm bis zum Gebirge von Harghita und Hăşmaş gibt es zahlreiche Hütten, Gasthäuser oder Campingplätze, die sich als „Generalquartier“ für Wander- und Fahrradtouristen, insbesondere an diesen heißen Sommertagen, hoher Beliebtheit erfreuen. 

Eines der wenigen Gebiete, in denen man im Fluss Alt baden kann, ist sicherlich die Szeklergegend, wo er entspringt. Aber auch generell kann man in zahlreichen reinen Bächen und Flüssen Kinder baden sehen.

Besonders anziehend, aber auch heilend sind die Mineralwasser-Kurorte – einfach den Ortsnamen mit dem Zusatz „-B˛i“ oder „B˛ile“ folgen – sei es ein kleiner Mineralwasserstrand (zwar nicht immer in gutem Zustand) oder eben ein modernes Spa wie beiwielsweise in Balvanyos. Sogar ein Museum des Mineralwassers gibt es in B˛ile Szejke. 

Das natürliche und reine Sprudelwasser mit dem leichten Geruch ist omnipräsent. Zahlreiche Mineralwasserhersteller tummeln sich in dieser Region: Bibor]eni, Borsec, Tu{nad oder Harghita. Und wer das „Original“ ausprobieren möchte, muss nur an einem größeren Parkplatz am Straßenrand stehenbleiben oder den Menschenmengen mit Plastikflaschen folgen und findet mit Sicherheit eine Mineralwasserquelle.

Mehr noch: auf Grund der Gasausströmungen dieser ehemaligen vulkanischen Gegend bieten zahlreiche Ortschaften Kohlendioxidkuren in Mofetten an (natürlich unter ärztlicher Aufsicht) – eine natürliche Kurart, die bereits seit dem Altertum bekannt ist, jedoch vielerorts verschwunden ist oder durch moderne Therapien ersetzt wurde.

Ebenfalls aus der Antike sind Salzluftkurorte wie beispielsweise Praid bekannt: Kilometerlange Straßen führen heute in die Tiefe durch die ehemalige Salzmine, die wie ein Freizeit- und Entspannungspark aussieht, mit Kletterwand, Strand, Pingpong-Platz, Terrassencafes usw., wobei die Salzluft bei Sport und Spiel ihre heilende Wirkung entfaltet. Ein anderer Anziehungspunkt: die Salzklamm Praid, wo das Salz tatsächlich von den Felsen abgeleckt werden kann.

Für Kunst- und Kulturfreunde

Unter den zahlreichen Sehenswürdigkeiten bietet das in der renovierten Burg Mikó in Szeklerburg/Miercurea Ciuc beheimatete Szekler Museum eine aufschlussreiche Darstellung der Geschichte dieser Region und ihrer Einwohner. 

Die Szekler Kirchen stammen größtenteils von Ende des 18. Jahrhunderts, einige von ihnen sind dennoch bemerkenswert. Die Marien-Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters in Schomlenberg/[umuleu Ciuc und ihre wundertätige Mutter Gottes Statue zieht jährlich tausende ungarische Katholiken zur Wallfahrt an. Im Kontrast dazu steht die Milleniumskirche in Szeklerburg, eine runde Kirche mit moderner Architektur, die im Jahr 2003 zum Gedenken an die Gründung des ungarischen Reiches erbaut wurde. 

Gleich nördlich von Szeklerburg, in der Ortschaft Lunca de Sus, kann man für 15 Lei eine „Achterbahnfahrt“ mitten in der Natur, auf der Sommer-Bobbahn von SkiGyimes, genießen. 

Segway-Liebhaber können sich danach bei „Fáradt Bakancs“ in Ivo an einer motorisiert Tour durch den Wald erfreuen. Wer Tiere liebt, für den ist der Wildtierpark Ivo genau das Richtige: In der „Ivo Riding Ranch“ kann man auf zahmen und ruhigen isländischen Pferden reiten.

Und wer unterwegs mitten in der Wildnis Lust auf ein köstliches Eis bekommt, sollte bei „Ati Cream Gelateria“ in Târnovi]a kurz anhalten.

Gleich an der Ausfahrt von Oderhellen/ Odorheiul Secuiesc sollte unbeingt der „Mini-Siebenbürgen“-Park besichtigt werden, wo die wichtigsten architektonischen Denkmäler Siebenbürgens vom Klausenburger Stadtzentrum bis zum Schloss in Hunedoara und der Törzburg in Miniatur nachgebildet sind. Gleich daneben die Galerie der Szekler Tore, eine Allee, auf der geschnitzte Szekler Tore ausgestellt sind.

Unweit davon ragt in der Nähe der Ortschaft Lupeni die gewaltige Jesusstatue, auch „Herz Jesu“ oder „Christus von Harghita“ genannt, empor, wobei ein Aufstieg in die 22 Meter hohe Statue eine wunderbare Aussicht, insbesondere bei Sonnenuntergang, bietet. 

Und für Foto-Liebhaber ist ein Besuch des Fotografie-Museums Kováts im Zentrum Odorhellens ein Muss, wo die Kunst der alten Schwarz-Weiß Bilder anhand von historischen Beispielen auflebt. 
Die Keramikwerkstätten in Korund sind allgemein bekannt, Workshops zur Kunst vor Ort bieten beispielsweise Kati István oder Ilyés Mihály.

Mehr als nur Gulasch...

Was isst und trinkt man so im Szeklerland? Unbedingt probieren sollte man ein traditionelles, etwas scharfes Gulasch oder einen süßen Baumstriezel, Kürtös Kolacs genannt, dazu ein hausgemachter Palinka, etwa aus der berühmten Region Zetea. Beliebt ist auch das  „Tiltott Csíki Sör“ – was auf Ungarisch „Verbotenes Ciuc-Bier“ bedeutet. Nach dem Kauf der staatlichen Bierfabrik Ciuc durch den Heineken Konzern wurde einem lokalen Brauer, der sein Bier „Csíki Sör“ genannte hatte, was soviel wie „Ciuc Bier“ bedeutet, dieser Name gerichtlich verboten. Daraufhin benannte er es um – in „Verbotenes Ciuc Bier“! Die „Csíki Sör Manufaktura“ in Sânsimion, südlich von Szeklerburg, bietet seit Jahren auch Führungen durch die Brauerei. Ein Tipp: Dort unbedingt Abendessen reservieren, Schweinestelze  in Brot gebacken – einfach lecker! 

Erholung kann man nicht nur beim Essen finden, sondern auch beim Backen: VisitHarghita.ro listet Unternehmen auf, die neben verschiedenen kulinarischen Verlockungen und Freizeitmöglichkeiten Backkurse für Szekler Lebkuchen anbieten.