Die historische Konzilstadt am Bodensee

Ein touristischer und kulinarischer Streifzug durch Konstanz

Das Konstanzer Münster: Frontansicht vom Münsterplatz

Die Imperia-Statue am Hafensteg

Fassadenbemaltes Fachwerkhaus in der Altstadt Fotos: der Verfasser

Ein echtes Meer ist der Bodensee nicht, aber immerhin Deutschlands größtes Binnengewässer, welches auch liebevoll als „Schwäbisches Meer“ bezeichnet wird. Aufgrund der Lage am Bodensee und seiner Nähe zu den Alpen hat Konstanz eine wechselhafte Geschichte, die die Stadt tief geprägt hat. Die historischen Spuren lassen sich überall finden, wenn man einen Blick dafür hat. 

Eines der Highlights ist die einzig gültige Papstwahl nördlich der Alpen während des Konstanzer Konzils vor rund 600 Jahren. Zu dem verfügt die Stadt über die älteste seit 1607 dauerhaft bespielte Bühne Deutschlands. Die Stadt in der Vierländerregion hat auch darüber hinaus ein facettenreiches Angebot. Dieses Jahr stand die Region vor allem bei einheimischen Touristen wieder hoch im Kurs.

Die malerische und geschichtsträchtige Altstadt

Der Münsterplatz dient hervorragend als Startpunkt zur Erkundung der Konstanzer Altstadt. Ein Besuch des Münsters (oder auch „Münster Unserer Lieben Frau“) ist mehr als lohnend. Es ist eines der Wahrzeichen der Stadt und prägt mit ihrem 76 Meter hohen Turm als höchstes Gebäude das Bild der Konstanzer Altstadt.

Bereits im Jahr 780 wurde erstmals eine Kirche auf dem Platz des heutigen Münsters erwähnt. Die ältesten, heute noch sichtbaren Teile der Kirche, stammen aus dem Jahr 1000. Die damalige Kirche stürzte 1052 ein, direkt danach begann man mit dem Wiederaufbau. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt das Gebäude im 15. Jahrhundert, vollendet wurde es mit dem Abschluss des Turmbaus im Jahr 1853. Das Münster war über zwölf Jahrhunderte lang Sitz der Bischöfe von Konstanz, zudem Sitzungssaal während des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418. Seit der Auflösung des Bistums wird das Münster als katholische Pfarrkirche genutzt. Architektonisch gehört es zu den größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands. Unbedingt sollte man dort die 193 Stufen erklimmen und die Aussicht über die Stadt und den See genießen. 

Für Kunstinteressierte lohnt sich ein Blick in die Städtische Wessenberg-Galerie, die direkt daneben liegt, mit interessanten Wechselausstellungen von Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Museum liegt im Kulturzentrum am Münster. Wer noch mehr Kultur möchte, für den gibt es hier außerdem die Stadtbibliothek, einen Gewölbekeller und den Turm zur Katz mit weiteren Wechselausstellungen in spannenden, historischen Räumlichkeiten. 

Eine der schönsten Fußgängerzonen Deutschlands versteckt sich in der Konstanzer Niederburg. Der Stadtteil zwischen dem Münster und dem Rhein gehört zu den ältesten Teilen der Stadt. Ursprünglich wohnten hier Fischer und Handwerker. Ein Spaziergang durch das malerische Gassengewirr ist ein Ausflug in die Vergangenheit. Man kann alte Fachwerkhäuser, Stadttürme sowie alte Gebäude mit faszinierenden Fassadenmalereien entdecken. Ihren Namen hat die Niederburg bekommen, weil sie unterhalb der ehemaligen Bischofsresidenz in der Nähe des Münsters lag. Heute findet man in den Erdgeschossen der Niederburg Weinkellereien, Weinstuben, kleine Restaurants und charmante, inhabergeführte Läden. Wer durch die Niederburg flaniert, kann sich in der handvoll Straßen schnell verirren. Das liegt vor allem daran, dass die Gassen gekrümmt angelegt sind – eine mittelalterliche Verteidigungsmaßnahme. Im Falle eines Angriffs konnten Feinde nicht über die gesamte Länge einer Straße hinunter feuern. Die Wandmalereien, das Fachwerk, der Bewuchs und die Architektur der reichen Patrizierhäuser begründen den Charme der Niederburg. Es lohnt sich also, den Kopf zu erheben und sich Zeit zu nehmen, die Altstadt in ihrer gesamten Höhe wahrzunehmen.

Der Hafen und die Imperia 

Der Hafen bietet eine herrliche Aussicht auf den See. An wolkenfreien Tagen lassen sich sogar die Alpen am Horizont erkennen. Rund um den Hafen gibt es zahlreiche herausragende Sehenswürdigkeiten. Eine davon ist das weltweit größte Denkmal einer Kurtisane und gleichzeitig Konstanz’ „Freiheitsstatue“. Die Imperia findet man unübersehbar am Ende des Hafenstegs. Auf einem Sockel, der aus den Resten eines ehemaligen Molenturms besteht, erhebt sich die neun Meter hohe, 18 Tonnen schwere, aus Beton gegossene Figur einer nur sehr spärlich bekleideten Frau mit einer Narrenkappe auf dem Kopf. Auf ihren ausgebreiteten Armen trägt sie zwei nackte Männerfiguren. In der einen Hand sitzt, mit übereinander geschlagenen Beinen, eine Figur mit Papsttiara, in der anderen Hand, mit gespreizten Beinen, eine Figur mit Kaiserkrone, die einen Reichsapfel in der Hand hält. Die Frauenfigur steht auf einem Rundtisch, der sich in vier Minuten einmal um die eigene Achse dreht. Den Sockel der Imperia bildet die älteste Pegelmessstation, nicht nur am Bodensee, sondern ganz Baden-Württembergs. Sie ging 1816 im damaligen Molenturm in Betrieb und blieb auch nach dem Abriss dieses Turms im Jahre 1890 erhalten. Die von dem Künstler Peter Lenk geschaffene Imperia-Statue wurde am 24. April 1993 auf den Resten dieses Turms errichtet. Die Imperia ist eine satirische Anspielung auf das Konzil von Konstanz. Das Figürchen mit Kaiserkrone und Reichsapfel stellt die weltliche Macht, die kleine Figur mit der Papsttiara die kirchlichen Autoritäten dar.

Direkt vor der Imperia befindet sich auch schon die nächste bekannte Attraktion, die historische Fähre von Konstanz. Sie war nicht nur die erste Autofähre auf dem Bodensee, als sie 1928 in Betrieb genommen wurde. Sie war die erste Fähre für Kraftfahrzeuge auf einem Binnensee in Europa. Mit dieser kann man den Bodensee ins malerische Meersburg überqueren. Insgesamt kann man am Hafen mehrere Seerundfahrten sowie Schifffahrten zur Klosterinsel Reichenau, welche auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, nach Friedrichshafen, Bregenz auf der österreichischen Seite des Sees oder in die Schweiz buchen. Wer den Bodensee auf eigene Faust erkunden will, kann nahe dem Hafen auch Tretboote und kleinere Motorboote mieten. Beeindruckend ist auch der Jachthafen. Fußläufig lässt sich vom Hafen aus auch der benachbarte Stadtgarten erreichen. 

Blickt man vom Hafen aus Richtung Bahnhof und Altstadt, erblickt man das historische Konzilgebäude von Konstanz. Das massive Gebäude wurde als Warenlager schon im 13. Jahrhundert errichtet. Während des Konzils fand hier im Jahr 1417 das Konklave zur Wahl des Papstes Martin V. statt. Heute wird das Gebäude als Festsaal, Kongresszentrum und Restaurant genutzt. Der Biergarten und das Restaurant sind vor allem im Sommer gut besucht und lohnen sich für eine kleine Pause. Falls der Hunger groß ist, kann man hier gutbürgerliche Küche genießen und wird von der Terasse aus mit einem wunderschönen Blick auf den Hafen und den Bodensee belohnt.

Spaziert man vom Hafen aus südlich, so lässt sich das Bodenseeufer auch über eine Promenade erkunden. Man muss jedoch achtsam sein, denn ohne, dass man es schnell merkt, hat man zu Fuß die Grenze in die Schweiz überschritten. Unweit der Uferpromenade kann man auch das Sea Life Konstanz mit vielfältigen Meerestieren entdecken. 

Das kulinarische Konstanz

In der Konstanzer Küche findet man Einflüsse der schwäbischen, elsässischen, Schweizer und französischen Küche. Zu den typischen Konstanzer Gaumenfreuden gehören Feldsalat von der Reichenau mit Croutons, der badische Rehrücken und das Egli-Fischgericht. Käsespätzle, Maultaschen sowie klassische Spätzle werden mit Schweinemedaillons und heimischen Pilzen kombiniert. Der schwäbische Kartoffelsalat ist eine typische Beilage. Die Dünnele (Hefeteig) und Flammkuchen (Mehlteig) werden oft als „Konstanzer Pizza” bezeichnet und sind traditionell mit Zwiebeln, Speck oder Kartoffeln belegt. Zum guten Essen kann man die Weine aus Konstanz und der Umgebung kombinieren. Der Spätburgunder ist seit 884 am Bodensee beheimatet. Wer lieber Weißwein trinkt, wird mit dem Müller-Thurgau glücklich. Nirgendwo gedeiht der feinfruchtige Wein besser als am Bodensee mit seinen speziellen klimatischen und geologischen Voraussetzungen. Zu empfehlen sind auch die Weiß- und Grauburgunder, die rund um den See hergestellt werden. In der Spitalkellerei Konstanz kann man Weinproben beiwohnen, die Weinhandlung Franz Fritz lädt in eine gemütliche Weinstube ein.

Die Insel Mainau

Die Blumeninsel Mainau ist mit gut 45 Hektar Fläche die drittgrößte Insel im Bodensee und auch durch eine Brücke vom Festland aus zu erreichen. Die Blumeninsel gehört zu den meistbesuchten Ausflugszielen in der Umgebung von Konstanz. Auf der Insel sind viele Parks, Gärten und ein Schloss inklusive Schlosskirche zu entdecken. Je nach Jahreszeit wachsen auf Mainau die unterschiedlichsten Blumen in den Parks. Besonders sehenswert ist dabei die Tulpenblüte im Frühling oder die Dahlienblüte im Herbst. Auf der Webseite der Insel Mainau (www.mainau.de) lässt sich nachlesen, welche Blumen und Sträucher gerade blühen. Da sich die Insel in Privatbesitz befindet, wird für den Besuch auf Mainau Eintritt erhoben.