Die Vatikanischen Museen – Konglomerat aus Kunst- und Kirchengeschichte

Rom als Ewige Stadt umfasst auch das Zentrum der katholischen Welt, den Vatikanstaat

Unschätzbar sind die Bilddarstellungen auf den Gewölben, wie diese in der Galerie der Landkarten. Die Verflechtungen zwischen Geographie und Geschichte finden auf dem Tongewölbe ihren Höhepunkt. Die 120 Meter lange Galerie wurde Ende des 16. Jh. zur Zeit von Papst Gregor XIII. verwirklicht.

Die Galeria dei Candelabri bietet einen prachtvollen Rahmen für antike Skulpturen, Kandelaber und Vasen.

Die 40 Meter hohe Trajanssäule ist eines der am besten erhaltenen Monumente der Antike in Rom. Auf einem 200 Meter langen Reliefband umfasst sie über 2500 Figuren. Es werden Szenen aus den beiden Daker-Feldzügen in den Jahren 101/102 und 105/106 dargestellt. Allerdings krönt die Säule heute nicht mehr die Statue von Kaiser Trajan, sondern die des Apostels Petrus.
Fotos: der Verfasser

Auch unter solch stolzen Namen wie „Hauptstadt der Welt“ (Caput Mundi) oder „Ewige Stadt“ (Urbs Aeterna) ist Rom bekannt, dessen legendäre Gründung durch Romulus auf das Jahr 753 v. Chr. zurück geht. In seiner 3000-jährigen wechselvollen Geschichte hat die italienische Hauptstadt, in der man auf Schritt und Tritt auf Geschichte stößt, das Einzigartige und Ewige bewahrt. Weil Rom den Vatikanstaat einschließt, wird sie auch als Heilige Stadt (Citta Santa) bezeichnet. Somit ist Rom mit seinen rund drei Millionen Einwohnern jährlich das Ziel von 26 Millionen Reisenden aus der ganzen Welt. Seit 1980 gehören das historische Zentrum, die Peterskirche und der Vatikan zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Zahl der Kultur- und Kunstschätze ist praktisch unermesslich. Allein vom Kolosseum und Forum Romanum bis zur Peterskirche und dem Vatikan trifft man Baudenkmäler aus der Antike bis über das Zeitalter der Renaissance und des Barock, die weltweit Bewunderung hervorrufen. Daher sind die in Rom verbrachten fünf Tage, an denen wir von morgens bis abends von einer Sehenswürdigkeit zur anderen pilgerten, bei weitem nicht ausreichend, um alles Sehenswerte zu umfassen. Bezeichnend sind diesbezüglich die Worte eines der berühmtesten Reisenden, Johann Wolfgang von Goethe, der am 1. November 1786 notierte: „Ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt... Alle Träume meiner Jugend seh’ ich nun lebendig“. Die Faszination der Stadt führte dazu, dass er nicht nur einige Tage, sondern 15 Monate blieb.

Orientierungsfahrt mit dem Doppeldecker

Untergekommen im Grand Hotel Tiberio, unweit des Stadtzentrums, unternahmen wir erst mal eine Rome-open-Tour mit einem offenen Doppeldeckbus. An den 16 eingeplanten Haltestellen bei den wichtigsten historischen Baudenkmälern kann man aussteigen und fotografieren, aber auch während der Fahrt bietet sich Gelegenheit zum Knipsen. Die zur Verfügung stehenden Audioanlagen geben einem je nach erwünschter Weltsprache Auskunft über diese Sehenswürdigkeiten. So entkommt man auch dem chaotischen Straßenverkehr, wobei die Italiener weder Rücksicht auf Autos noch auf Fußgänger nehmen. Daher ist dem Ortsfremden zu empfehlen, den Wagen im Parkplatz des Hotels stehen zu lassen und lieber etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um mit dem Taxi zu fahren. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn kaum merkt der Fahrer, dass man die Stadt nicht kennt, führt er einen über Umwege zu dem erwünschten Ziel, was sich negativ auf den Geldbeutel auswirkt.

Der Museumskomplex

Eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt bieten die Vatikanischen Museen, die einen großen Teil des Vatikanpalastes umfassen. Der gesamte Museumskomplex besteht aus rund 40 Ausstellungen, einschließlich Bibliothek, Pinakothek und der weltberühmten Sixtinischen Kapelle. Von den griechisch-römischen Statuen bis hin zu den Symbolisten, von ägyptischen Mumien zu Elfenbeinschnitzereien, ethnografischen Gegenständen und etruskische Bronzen ist alles vertreten. Oder, um Papst Benedikt XVI. zu zitieren: „Jeden Tag besuchen Tausende von Menschen die Vatikanischen Museen...Das regt zum Nachdenken an! Wer sind denn diese Besucher? Sie bieten ein Bild der Menschheit, das sich aus den unterschiedlichsten Personen zusammensetzt. Viele von ihnen sind nicht katholisch, sehr viele sind keine Christen und vielleicht nicht einmal gläubig. Ein großer Teil von ihnen begibt sich auch in die Petersbasilika, viele besuchen allerdings vom Vatikan nur die Museen. Das alles lässt uns über die außerordentliche Verantwortung nachdenken, mit der diese Einrichtung unter dem Gesichtspunkt der christlichen Botschaft betraut ist...“

Der Zutritt wird uns dadurch erleichtert, dass wir die Eintritskarten vorsichtshalber Monate vorher per Internet gebucht hatten und daher nicht in der kilometerlangen Schlange warten mussten. Allein schon der Eingang über die Spiraltreppe ist ein Kunstwerk für sich. Für diejenigen, die die Museen nicht kennen, empfiehlt es sich, einer der Führungslinien zu folgen: A violett (90 Minuten), B beige (drei Stunden), C grün (dreieinhalb Stunden) und D gelb (fünf Stunden). Man kann aber auch Audioguides in verschiedenen Sprachen mieten oder gegen Gebühr, die man vor Ort aushandelt, einen der lizenzierten Museumsführer als Begleiter mitnehmen, die beim Eingang stehen.

Die von Papst Julius II. im Jahr 1506 eingerichtete Skulpturenkollektion gehört zum Kern der hiesigen Sammlungen. Papst Benedikt XIV. gründete das Museo Sacro, 1767 folgte das Museum Profano, gegründet von Papst Clemens XIII. Im 19. Jahrhundert wurden die Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es folgten die Gründungen des Etruskischen und Ägyptischen Museums, 1837 bzw. 1839. Papst Pius XI. eröffnete 1932 die Pinakothek. 1960 folgte die Eröffnung des Museo Gregoriano Profano für griechische und römische Originalexponate, sowie für frühchristliche Kunst. Das Museo Pio-Clementino besteht aus mehreren Sälen, in denen als berühmtestes Exponat die Laokoongruppe, 1506 in Rom gefunden, zu nennen ist. Die Galleria dei Candelabri umfasst mehrere weltberühmte Skulpturen, wie „Ganymed und der Adler“ oder „Kind, eine Gans würgend“ die aus der Zeit vor Christus stammen. In der Galleria degli Arazzi sind Wandteppiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert, meist niederländische Arbeiten nach italienischen Entwürfen, zu sehen. Weiter kommt man in die Galleria delle Carte Geografiche, in der rund 40 künstlerisch interpretierte, aber auch exakte Landkartenfresken vom Ende des 16. Jahrhunderts zu sehen sind. Eine ganze Zimmerflucht umfassen die Stanzen von Raffael, die dort thematisch gegliedert ausgestellt sind. Unter dem Begriff Biblioteca Apostolica Vaticana folgt eine lange Flucht von Gängen und Räumen, in denen antike Wandmalereien, darunter die halbnackte Venus, zu sehen sind. Aber auch Miniaturen und Manuskripte sind dort ausgestellt.

Die Gemäldesammlung des Vatikans, die Pinakothek, bietet in 18 Sälen Gemälde aus sieben Jahrhunderten – dem 12. bis 19. - darunter das „Triptychon Stefaneschi“ von Giotto, Perugios „Maria mit Kind und Heiligen“ oder die berühmte „Verklärung Christi“ von Raffael. Zu sehen sind auch Kunst und Volkskunst aus Asien – eine große Ausstellung ist China gewidmet, Australien, Afrika, Nord- und Südamerika. Im Museo Storico Vaticano sieht man päpstliche Staatskarossen, Uniformen und Waffen der päpstlichen Truppen.

Farbenfrohe päpstliche Leibgarde

Die Schweizergarde (Guardia Svizzera Pontificia) ist heute die einzige noch bestehende militärische Formation des Vatikan. Ihre Aufgabe ist es, den Papst und den Vatikanpalast zu bewachen, sie ist auch die päpstliche Leibgarde. Diese besteht heute aus 110 Mann, alles katholische Eidgenossen, darunter auch einige Berufsoffiziere. Auch müssen die Mitglieder der Schweizergarde ihren Militärdienst abgeschlossen haben und verpflichten sich für mindestens zwei Jahre als Mitglied. Ihre offizielle Sprache ist Deutsch, die farbenfrohe Uniform mit gelb-rot-blauem Kürass wird durch Silberhelm und Hellebarde ergänzt. Allerdings verfügt die Garde auch über modernste Waffen, doch diese werden nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Die mittelalterliche Hellebarde darf nur im Vatikanstaat getragen werden, obwohl die altmodische Stichwaffe wohl kaum als ernst zunehmende Verteidigungsausrüstung betrachtet werden kann. Ein diesbezügliches Kuriosum ist, dass die Gardisten, wenn sie den Papst in seine Sommerresidenz in die Exklave Castelgandolfo begleiten, ihre Hellebarden getrennt transportieren lassen müssen, da laut italienischem Gesetz der Durchmarsch bewaffneter ausländischer Streitkräfte in Italien nicht erlaubt ist.

Die Vatikanischen Museen werden übrigens in der Pluralform benannt, da sie mehrere getrennte Sammlungen umfassen. Antonio Paolucci, Generaldirektor der Vatikanischen Museen, schreibt über die dort enthaltenen, unschätzbar kostbaren Kunstwerke: „Man kann sagen, dass es keinen Bereich der menschlichen Kreativität gibt, den die Kirche nicht anerkennen, sammeln und beachten wollte“.