Dragonernest, Shrek und Lehmschloss

Neue Ausflugsziele für Kinder und Erwachsene am Fuße des Fogarascher Massivs

Für sämtliche Gebäude des „Lehmschlosses“ im Feental diente Lehm als natürliche Bausubstanz.

Das Dragonernest, ein beliebter Kinderspielplatz

Seine eigenwillige Architektur macht diesen Freizeitkomplex zum Kuriosum. | Fotos: der Verfasser (2 und 3)

Neben dem Dinosaurier-Park bei Rosenau/Râșnov, der jährlich tausende Kinder und ihre Eltern anlockt, gibt es weitere Anziehungspunkte im Kronstädter Kreisgebiet, die vor allem die Phantasie der Jüngsten anspornt. Beigetragen dazu haben sowohl Künstler als auch Amateure. Am Fuße des Fogarascher Gebirges, bevor man zu den Aufstiegsstellen zu dessen Kamm gelangt, kann man dort einen Halt einlegen, um den Kindern eine abwechslungsreiche Pause zu bieten. 

Dragonernest und Shrek 

Das „Dragonernest”, das im Herbst des kürzlich verflossenen Jahres im Umfeld der Gemeinde Șinca Nouă geschaffen wurde, befindet sich im Inneren eines Krokodils oder ähnlichen Monstrums. Die Skulptur wurde von dem Künstler Ioan Ungur aus dem Nachbarkreis Muresch aus einer besonderen Holzart, Bergahorn, geschaffen. Dragoner waren berittene Infanteristen, in Frankreich sind sie als Hugenotten in die Geschichte eingegangen. Die aus Holz geschaffene Skulptur hat beeindruckende Ausmaße: 13 Meter Länge und 1,3 Meter Breite. Kinder können durch die bestehenden seitlichen Öffnungen in sie ein- und aussteigen, wobei der offene Rachen tatsächlich furchterregend wirkt. An dem Werk hat der Bildhauer allein 14 Tage gearbeitet, wobei er an fünf davon auch einen Helfer zu Seite hatte. Wie er erklärt, hat er diese Holzart ausgewählt, da sie widerstandsfähiger ist als beispielsweise Lindenholz. Verwendet hat er bei den Arbeiten fünf Motorsägen unterschiedlicher Dimensionen und Leistungen. Auf seiner persönlichen Facebook-Seite hat er die Einweihung der Skulptur im September live übertragen. Das Bürgermeisteramt der bekannten Gemeinde, der bis zu den Parlamentswahlen Gheorghe Flucuș vorstand, der nun ins Parlament aufgerückt ist, beabsichtigt, den Kinderpark zu erweitern und neue Phantasiegebilde dafür schaffen zu lassen. Die bestehende Skulptur wurde mit Hanföl eingelassen, um der Witterung besser zu widerstehen. 

Ursprünglich schwebte der Gemeindeleitung jedoch ein anderes Werk vor. Eine dem Dakerkönig Decebal gewidmete Säule, ähnlich der Trajanssäule in Rom. Dafür wurde der Bergahornstamm ausfindig gemacht und in die Gemeinde gebracht. Schließlich wurde aber nach Rücksprache mit dem Bildhauer dieses Modell bevorzugt, da die Dimension sich besser für ein Räubernest, schließlich Dragonernest, eignete und den Kindern viel Einfallsreichtum beim Spielen bietet. Neben der Hauptgestalt wurden auch kleinere Märchenfiguren geschaffen. Das neue Ensemble hat seither unterschiedliche Meinungen im Internet ausgelöst. Positive Bewertungen gab es von ausländischen Durchreisenden, aber auch von einheimischen Besuchern. Beispielsweise gab der aus Kronstadt stammende Sänger Horia Brenciu seine Überraschung kund, als er aus dem Wagen stieg und dem Monster von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand.

Ioan Ungurs Werke sind an verschiedenen Stellen landesweit zu sehen. Beispielsweise hat er an der Einfahrt zur Gemeinde Moinești im Kreis Bacău ein drei Meter hohes Standbild geschaffen, das eine Familie in Landestracht darstellt. Auch dieses wurde aus Holz geschnitzt. Doch haben es ihm mystische Gestalten besonders angetan. Ebenfalls im Fogarascher Gebiet, in Bucium im Kronstädter Kreis, hat er die besonders Kindern bekannte Gestalt des Shrek geschaffen. Der moderne „Menschenfresser” war in einem amerikanischen Zeichentrickfilm aus dem Jahre 2001 zu sehen, der nach der illustrierten Erzählung von William Steig (1990) gedreht worden ist. 

Lehmschloss am Aufstieg zum Negoiu-Gipfel 

Von der Nationalstraße DN 1, wenn man von Kronstadt/Brașov in Richtung Hermannstadt/Sibiu fährt, biegt man gleich links bei der Einfahrt zur Gemeinde Porumbacu de Jos ab, und erreicht nach sechs Kilometern die dazugehörende Ortschaft Porumbacu de Sus. Auch kann man vom Bahnhof von Porumbacu de Jos, dem Bahnhof der Eisenbahnstrecke, die genannte Kreisvororte verbindet, mit dem Bus bis Porumbacu de Sus gelangen. Beim Aufstieg in das Fogarascher Massiv zur Negoiu-Hütte und zum gleichnamigen Gipfel (2535 Meter) kommt man am „Castelul de lut” (Lehmschloss) in der Valea Zânelor (im Feental) vorbei, mit mehreren völlig aus Lehm errichteten Unterkünften, unter anderem in der Form von Pilzen. Der gesamte Komplex, der oberhalb von Porumbacu de Sus errichtet wurde, zieht durch die Form der Gebäude die Blicke und das Interesse der Schaulustigen auf sich. Das am 20. März 2014 eingeleitete private Projekt nach einem besonderen Konzept als Naturhaus lockt seither unzählige Touristen und Wanderer an. Besonders an den letzten Wochenenden, gekennzeichnet durch die Einschränkungen wegen der Coronavirus-Epidemie, war es nicht leicht, am Straßenrand der Forststraße zu parken, da der rudimentär eingerichtete Parkplatz am Gebirgsbach Porumbacu voll belegt war. 

Der gesamte Komplex umfasst mehrere Gebäude. Das Hotel zählt zehn Zimmer, vier Appartements mit insgesamt 30 Plätzen. Eine Gaststätte, ein Souvenir-Shop, Kinderspielplätze am Bachufer und im Umfeld stehen zur Verfügung. Hier können unterschiedliche Freizeitaktivitäten entfaltet werden. Alle Zimmer des Hotels verfügen über einen separaten Eingang. Beim Bau wurden nur aus der Natur des Umfelds stammende Materialien, einschließlich beim Verputz der Wände, verwendet. Die Dachform ist den Gipfeln des Fogarascher Massivs nachempfunden. Das Dach der Gaststätte ist als grüner Rasen gestaltet, als hängender Garten. Die Eigentümer bestehen auf striktes Einhalten der Ordnung seitens der Touristen. Verboten ist dort das Grillen auf eigene Initiative, ebenfalls ist es untersagt, mitgebrachte Speisen auf dem Rasen des Komplexes zu verzehren. Begleittiere dürfen nur an der Leine geführt und deren Kot muss eingesammelt werden. Aufgeschlossen ist der Eigentümer allerdings für neue Ideen zur  Gestaltung des Umfelds, der Einrichtung der umliegenden Gebäude oder der Gestaltung der Grünfläche, wo gegenwärtig nur ein Wagen, gezogen von zwei Ochsen, als Gebilde zu sehen ist. Hat man die Negoiu-Berghütte oder den Aufstieg zum Bergkamm zum Ziel, ist dieses Lehmschloss ein guter Ausgangspunkt, wobei man sich an die Markierung des blauen Dreiecks halten soll.