Endlich frei? Ab ins Gebirge!

Rumänen wollen reisen – im eigenen Land, in Sicherheit

Lacul Iezer: In der Natur ist soziale Distanz kein Problem. Foto: Marius Miclea, www.eco-romania.ro

Königstein Foto: Mihai Moiceanu, www.eco-romania.ro

Nach der langen Zeit der Einschränkungen, bedingt durch die Corona-Krise, wollen 40 Prozent der Rumänen endlich wieder reisen. Dies zeigt eine Umfrage von Travelminit.ro, einer der größten Online-Plattformen des Landes mit über 4000 touristischen Unterkünften, die im letzten Jahr rund 260.000 Übernachtungen verzeichneten. Sie identifiziert zwei große Trends: Über die Hälfte der Befragten will in Rumänien Urlaub machen. Gesucht werden entweder abgelegene Ziele und Pensionen (38 Prozent), vorzugsweise in den Bergen, oder Hotels, die hohe Hygienestandards garantieren und die auferlegten Normen respektieren (31 Prozent). Der erste Trend könnte eine große Chance für den heimischen Ökotourismus bedeuten. Vor dem zweiten fürchten sich jedoch gerade kleine Anbieter im ländlichen Bereich, wie eine Studie der Vereinigung für Ökotourismus in Rumänien (AER) warnt. Denn bisher fehlen verbindliche Vorgaben und konkrete Instruktionen.

Die Studie von AER basiert auf einer Umfrage unter Kleinunternehmern im Bereich Ökotourismus vom 1. bis 5. Mai. Sie beleuchtet Bedürfnisse, Schwierigkeiten und Ängste vor dem Hintergrund eines Neustarts nach dem Notstand. Befragt wurden 119 Dienstleister - 73 Prozent Pensionswirte, 12 Prozent Reiseanbieter, 15 Prozent lokale Fremdenführer - in den acht Ökotourismus-Destinationen Maramuresch, Dornaland, Hațeger Land und Westgebirge, Băile Tușnad und Umgebung, siebenbürgisches Hügelland, Wisentreservat Piatra Neamț, Donaudelta, Zărnești und Königstein.

Travelminit.ro befragte im Zeitraum vom 29. April bis 6. Mai 2038 Personen über ihre Einstellung zum Reisen nach Aufhebung der Restriktionen des Notstands.

Angebot und Nachfrage

Die erste gute Nachricht für die Anbieter von Ökotourismus: 40 Prozent der von Travelminit.ro Befragten wollen sofort wieder reisen. An erster Stelle steht das heimische Gebirge. 31 Prozent haben ihren Urlaub bereits geplant und das Geld dafür auf die Seite gelegt. Wichtig ist ihnen die Sicherheit vor Ansteckung und flexible Buchungsmöglichkeiten. Die übrigen schieben ihre Reisepläne noch vor sich her – aus Angst vor Ansteckung und finanzieller Unsicherheit.

Während der Ausgangssperre haben über 50 Prozent der Kunden von Travelminit.ro  ihren bereits geplanten Urlaub verschoben, die meisten auf den August. 20 Prozent behielten ihre Reservierungen bei, 26 Prozent stornierten.

Ein bisschen billiger sollte der Urlaub in diesem Jahr schon kommen, meinen die meisten Befragten. Dies bezieht sich weniger auf die Unterkunft, sondern auf den Wegfall bestimmter Aktivitäten wegen Ansteckungsgefahr: Massage, Spa, Gruppenaktivitäten. Die Hotels von Travelminit.ro wurden ermutigt, günstigere Tourismuspakete zu schnüren. Die ersten Reisenden der Saison sollen Reduzierungen von 10 bis 20 Prozent erhalten, kündigt Online-Marketing-Expertin Rita Szilveszter an.

Aus der AER-Studie geht hervor: Etwa 50 Prozent der befragten Ökotourismus-Anbieter können ihre Tätigkeit sofort wieder aufnehmen. Doch 40 Prozent äußerten sich besorgt wegen der Möglichkeit einer Kontamination ihres Unternehmens, ihrer Gäste oder ihrer Gemeinde und würden erst einmal abwarten. 11 Prozent möchten definitiv erst zu einem späteren Zeitpunkt eröffnen.

Ängste von beiden Seiten

Die AER-Studie verrät auch, welche Ängste Ökotourismus-Anbieter umtreibt. 40 Prozent denken, dass es nicht genug Touristen geben wird. Bei 20 Prozent überwiegt die Angst vor Ansteckung. Vereinzelt wird befürchtet, dass es seitens der Behörden strenge Sicherheitsvorschriften geben könnte, die die Kleinunternehmen nicht erfüllen können. Andere wiederum befürchten finanzielle Verluste oder eine zweite Infektionswelle.

Laut Travelminit.ro sorgen sich 55 Prozent der potenziellen Touristen wegen einer Ansteckung mit Covid-19. 39,7 Prozent zögern zu buchen, weil sie Angst haben, ihre Anzahlung zu verlieren, falls sie später doch stornieren. Weitere Gründe nicht zu reisen sind: Angst vor Restaurantbesuch (12 Prozent), Geldmangel, die Auflage zur sozialen Distanzierung und andere restriktive Maßnahmen.

Ein verbindlicher Leitfaden fehlt

Trotz der Besorgnis der Ökotourismus-Kleinunternehmen vor strengen Vorschriften sorgt für Unsicherheit, dass es bis jetzt keine klaren hygienischen Vorgaben für die Aktivitäten dieser meist ländlichen Kleinunternehmen gibt, verrät die Studie von AER. 37 Prozent sind der Meinung,  dass ein Leitfaden von den zentralen Behörden ausgearbeitet werden müsste. 41 Prozent finden, sie selbst seien für die Erarbeitung und Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen zuständig. Immerhin denken 92 Prozent bereits intensiv über zusätzliche Schutzmaßnahmen nach. Acht Prozent sind noch nicht auf den Gedanken gekommen. Die AER-Studie schließt mit der Empfehlung, dringend nötig sei ein Maßnahmenplan zur Unterstützung kleiner Tourismusunternehmen wie Zimmervermieter, Reisebüros und Reiseführer. Zudem sollte ein Leitfaden für Sicherheitsmaßnahmen in Bezug auf verschiedene Dienstleistungen erstellt werden.