Europäisches Mekka für Kunstfans

Dresden – eine Stadt der Traditionen und des Fortschritts

Der Innenhof im Zwinger ist mit seinen Grünflächen und Springbrunnen eine Oase der Ruhe.

Die wiederaufgebaute Semperoper erstrahlt in neuem Glanz.

Der Besucherstrom im Zwinger ist von morgens bis abends ununterbrochen.
Fotos: Dieter Drotleff

In den letzten Jahren war es mir vergönnt, jeweils eine Woche in Dresden - und das zu unterschiedlichen Jahreszeiten - zu verbringen. Jedes Mal erwies es sich, dass diese faszinierende Stadt einem immer noch etwas Neues zu bieten, dass man vieles noch nicht gesehen hat. Zudem baut Dresden auf Tradition, aber auch der Fortschritt hat nach der Wiedervereinigung Einzug gehalten, was man an den neuen Forschungszentren bemerken kann, aber auch bei der „Gläsernen Manufaktur“ der Volkswagen-Werke, wo die Spitzenklassewagen geräuschlos auf den Fließbändern vor den Augen der Kunden montiert werden. Als Zaungast kann man dieses fast kosmische Verfahren von draußen durch die riesigen Glaswände verfolgen.

Bummel durch das Stadtzentrum

Natürlich beginnt ein Rundgang durch das alte Zentrum von Dresden an der Frauenkirche, die zwischen 1726 bis 1743 erbaut wurde, jedoch in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 Opfer des Bombenangriffes der britischen und amerikanischen Flugzeuge wurde, die die Stadt als Schutthaufen hinterließen. Über 1300 Flugzeuge hatten damals in Wellen die Stadt zerbombt. 35.000 Menschen verloren dabei ihr Leben.

Heute, nach seinem Wiederaufbau, erstrahlt das Gotteshaus in neuem Glanz. Die Weihe der Frauenkirche wurde 2005 begangen.

Fortsetzen sollte man den Rundgang, um den „Fürstenzug“ zu bewundern – das berühmte Porzellangemälde aus 24.000 Fliesen, das die Geschichte Sachsens an Hand der 93 dargestellten Persönlichkeiten – Markgrafen, Kurfürsten, Könige – darstellt. Autor dieses Kunstwerks ist der italienische Baumeister Gaetano Chiaveri, der gemeinsam mit seinen Helfern das italienische Dorf gründete, in dem sie während ihrer Arbeit untergekommen waren, und das heute eine nicht nur in Dresden bekannte Gaststätte „Italienisches Dörfchen“ beherbergt. Es folgt das Residenzschloss, in dem 2006 das historische Grüne Gewölbe wieder eröffnet wurde.

Die Semperoper

Gegenüber befindet sich die weltbekannte Semperoper, für die man unbedingt Zeit einplanen sollte. Leider hatte diese immer wieder durch Katastrophen gelitten. Errichtet in den Jahren 1838 bis 1841, wurde sie zuerst Opfer eines Brandes. Der Neubau wurde zwischen 1871 und 1878 durchgeführt. Beim Bombenangriff  auf Dresden im Zweiten Weltkrieg kam sie wieder zu Schaden und wurde nach aufwendigen Arbeiten ab 1977 – noch zu DDR-Zeiten – wiederaufgebaut und erhielt ihren alten Glanz zurück. Verschont blieb sie ebensowenig wie viele andere historische Bauwerke beim Jahrhundert-Hochwasser 2002, als die Elbe einen Wasserpegel von 9,40 Metern erreichte. Als die Elbe Anfang Juni diesen Jahres die 7-Meter-Marke wieder überschritt, bestand ebenfalls Gefahr für das Opernhaus, sodass vorsichtshalber mit der Räumung des Erdgeschosses begonnen wurde. Sorgen bereitet den Fachleuten auch die Tatsache, dass seit einigen Jahren der Putz im Inneren aus ungeklärten Gründen abbröckelt. Dafür muss noch eine Lösung gefunden werden.

Die Geschichte Dresdens

Doch bevor man die Besichtigung des historischen Teils der Stadt fortsetzt, sind einige Daten zur Geschichte von Dresden, der Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen, gelegen in der Elbtalweitung, sicher aufschlussreich. Obwohl erste historische Funde von der Besiedlung des Gebietes in der Jungsteinzeit und Bronzesteinzeit zeugen, erfolgte die erste Erwähnung einer Stadt an dieser Stelle 1206 in einer Urkunde des Markgrafen Dietrich von Meißen. Zehn Jahre später wurde sie erstmals unter der Bezeichnung „Dresden“ festgehalten. Nach 1427 wurden die Befestigungsanlagen der Stadt durch eine weitere Mauer verstärkt, dazwischen entstand später der sogenannte Zwinger. 1464 wurde Dresden zur ständigen Residenz der Wettiner, Herzog Moritz ernannte sich 1547 zum Kurfürsten von Sachsen.

Die kurfürstliche Kunstkammer wurde 1560 eingerichtet und ab 1572 unter den Namen „Grünes Gewölbe“ vermerkt, heute ist sie als Schatzkammer der sächsischen Könige bekannt. Dresden erreichte nach 1694 seine Blütezeit. Der Baubeginn des Zwingers fiel in das Jahr 1710 zur Zeit von Friedrich August dem Starken. Unter seiner Regentschaft entstanden auch die Frauenkirche und Schloss Pillnitz. Er liebte die Frauen und ausgefallene Feste – laut Quellen soll er 267 Kinder gezeugt haben. Als großer Kunstliebhaber hat er entscheidend zur Entwicklung der Stadt beigetragen.
Mit der Besetzung Sachsens 1756 durch die Preußen in Folge des Siebenjährigen Krieges begann der wirtschaftliche Niedergang der Stadt und ganz Sachsens. Nach der Besetzung Dresdens 1806 durch die französischen Truppen errang Napoleon seinen letzten Sieg 1813 in der Schlacht, die hier stattgefunden hatte. Nach der Revolution von 1848/1849 und der 1871 erfolgten Reichsgründung folgte in den nächsten Jahren ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung, auch durch die Gründung neuer Industriezweige. Das neue Rathaus von Dresden wurde 1910 eingeweiht.

Nach der Gründung der DDR übernahm im November 1949 das sowjetische Militär die Verwaltung der Stadt. Ab 1953 begannen die Aufbauarbeiten der Stadt, nachdem diese im Bombenangriff von 1945 fast völlig zerstört worden war.

Touristische Bedeutung

Dresden ist über die Jahre zu einem bedeutenden Anziehungspunkt für Touristen geworden. Die Hauptstadt des Freistaates Sachsen, die heute rund 530.000 Einwohner zählt und auch auch als Elbflorenz bekannt ist, wird jährlich von rund zehn Millionen Gästen besucht, davon fast 20 Prozent Ausländer. Das Dresdner Elbtal erhielt den UNESCO-Welterbetitel. Die Stadt gilt als eine der grünsten Städte Europas.

Dresden, das 56 Galerien, 44 Museen, 36 Theater umfasst,ist eine sehr lebendige Stadt, bietet ein vielseitiges kulturelles Angebot und lädt zum Shopping ein. Das berühmte barocke Stadtzentrum kann man leicht und gut zu Fuß erkunden. Um die Gemäldegalerie oder die Porzellansammlung im Zwinger zu besuchen, sollte man sich einige Stunden reservieren. Geöffnet sind diese täglich außer montags von 10 bis 18Uhr, wie die meisten Museen der Stadt.

Das Stadtmuseum  mit der städtischen Galerie am Pirnaischen Platz, das Verkehrsmuseum am Neumarkt, das Kupferstich-Kabinett im Schloss, das Deutsche Hygiene-Museum am Lingnerplatz, das Museum für Völkerkunde im Japanischen Palais, das auch das Landesmuseum für Vorgeschichte beherbergt, das Militärhistorische Museum der Bundeswehr am Olbrichplatz, sind einige der weiteren zu empfehlenden Kulturpunkte aus dieser wunderschönen Stadt an der Elbe. Nicht zu übergehen: Das im orientalischen Stil 1909 bis 1912 errichtete Gebäude in der Nähe des Bahnhofes, nach einem Projekt des Architekten Hermann Martin Hammitzsch im Auftrag des Zigarettenfabrikanten Hugo Zietz, das als Zigarettenfabrik diente und heute Theateraufführungen und kulturelle Veranstaltungen beherbergt.

Befindet man sich in Dresden, sollte man nicht auf einen Besuch in der nahe gelegenen Stadt Meißen verzichten. Viele historische Kostbarkeiten werden einem dort geboten. Das Museum von Meißen, das immer wieder auch zeitweilige Ausstellungen bietet, die Franziskanerklosterkirche, das Torhaus sind nur einige der Sehenswürdigkeiten dieser malerischen Stadt, die man sehen muss. Die Meißner Albrechtsburg ist von weit her zu sehen. Diese gilt als erster Schlossbau der deutschen Baugeschichte überhaupt. Die Gründung reicht auf das Jahr 929 zurück. Im Innenhof befindet sich der Meißner Dom, mit dessen Bau im 13. Jahrhundert begonnen wurde. In den Fachläden der Stadt kann man Kunstgegenstände aus dem berühmten Meißner Porzellan kaufen.

In Dresden sind jeden Abend unzählige Veranstaltungen zu erleben, wie Theater-, Oper-, Operette- und Ballettvorführungen. Im Umfeld von Dresden  gibt es aber auch erlesene Weingegenden mit spezifischen Festen, beispielsweise das jeden Herbst stattfindende Weinfest in Radebeul-Altkötzschenbroda. Dabei bieten Winzer ihre Produkte an, meist über 200 Weine aus den lokalen sächsischen Anbaugebieten. Auf den Straßen finden Darbietungen von Schaustellern statt. 

Allein die Sächsische Schweiz, eine faszinierende Landschaft aus Sandstein rund eine Autostunde südlich von Dresden, lockt jährlich rund 2,5 Millionen Besucher an. Attraktionen sind vor allem die Felsgebilde und das Felsplateau, von wo aus man einen weiten Blick auf die Elbe und bei schönem Wetter sogar bis in die Landeshauptstadt genießen kann.