Frühlinghafter Spaziergang durch die Kreisch-Klamm

Die Natur malt auch im Winter atemberaubende Bilder

Der Wasserfall, der sich aus der Höhle bei Vadu Crișului in die Schnelle Kreisch ergießt. Fotos: Raul Adrian Photography

Der erste Frühlingsbote ist aufgetaucht. Ein Zeichen dafür, dass der Frühling nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Pittoresk und leicht übersehbar: das Drachenhaus von Vadu Crișului

Wandern durch den Wald ist das ganze Jahr über eine kostengünstige und sehr gesunde Möglichkeit zum Freizeitvertreib.

Boiului-Tal mit Wasserfall: bei Minusgraden eine Zauberwelt aus Eis und Schnee

Ungestört und munter: Viele Wildenten nisten in der Nähe der Schnellen Kreisch, wo sie reichlich Futter bekommen.

„Was für einen schönen Frühling wir in diesem Winter haben!“ Mit diesen Worten wurde heuer in dieser Jahreszeit oftmals gespaßt in Rumänien. Die Folgen der globalen Erwärmung waren spürbarer denn je, in Westrumänien und auch im Kreischgebiet, wo es einst sehr schneereiche Winter gegeben hatte. Dort zeigte sich das Wetter in diesem Winter unerwartet mild. Die für die Jahreszeit ungewohnt hohen Temperaturen luden nicht selten zum Spazierengehen ein – egal, ob durch den Wald, entlang der Flüsse, über die Hügel oder einfach durch die Stadt. Im Kreis Bihor bietet die abwechslungsreiche Landschaft jede Menge Möglichkeiten für Winterspaziergänge. 

Ein Spaziergang durch die Klamm der Schnellen Kreisch/Crișul Repde ist eine gute Gelegenheit, seine Batterien aufzuladen und etwas Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Varianten gibt es viele. Eine erste Empfehlung wäre, von Großwardein/Oradea nach Vadu Crișului zu fahren, um von dort weiter zu Fuß durch die Klamm zu spazieren. Der spektakulärste, jedoch etwas längere Weg (knapp 2,5 Kilometer) führt durch den Wald, am linken Ufer der Schnellen Kreisch entlang. Von dort kann man bis zur berühmten Höhle mit dem Wasserfall von Vadu Crișului wandern. Der Pfad ist einfach zu bewältigen, allein an wenigen Stellen scheint er etwas gefährlicher, weil er eng ist und man sehr aufmerksam auftreten muss, um nicht abzurutschen. Doch keine Sorge: Eine echte Rutschgefahr gibt es nicht– auch für weniger sportlich Veranlagte ist dieser Pfad empfehlenswert. Naturfotografen kommen hier gewiss auf ihre Kosten, denn die Landschaft ist abwechslungsreich und bunt. 

Wandern durch das Naturreservat

Allerdings ermöglicht den besten Blick auf den Wasserfall das rechte Ufer der Schnellen Kreisch. Um diesen Ort zu erreichen, muss man vom Fußballfeld am Rande der Ortschaft durch den Wald wandern. Hier ist das Gelände ziemlich steil, sodass gute Fußgelenke erforderlich sind.  Gerade im Frühling, wenn die ersten Frühlingsblumen sprießen, ist ein Spaziergang durch den Wald ein Genuss für das Auge. Teppiche aus Schneeglöckchen und anderen Blumen lassen Frauenherzen schneller schlagen. Bis man den Ort erreicht, von dem der Wasserfall aus am besten zu beobachten und zu fotografieren ist, muss man drei Felsen, sogenannte „stani“, wie sie die Einheimischen nennen, erklimmen. Im Wald gibt es gute Markierungen, sodass überhaupt keine Gefahr besteht, sich zu verirren. Solange man rechterhand in die Tiefe schauen und die Eisenbahnlinie bzw. die Schnelle Kreisch sehen kann, ist man gewiss auf dem richtigen Weg dorthin. 

Im Naturreservat der Kreisch-Klamm blüht eine Blume, die hierzulande unter Naturschutz steht. Es ist die Schachbrettblume (Fritillaria meleagris), die man keineswegs pflücken darf, jedoch mit der Fotokamera festhalten kann. Die Pflanze ist übrigens auch in einem Naturreservat im Banat, auf der 75 Hektar großen Pogănișului-Wiese/Lunca Pogănișului, anzutreffen, ungefähr 27 Kilometer von Temeswar/Timișoara entfernt. Das Reservat, das sich unweit des zur Gemeinde Türkisch-Sakosch/Sacoșu Turcesc gehörenden Dorfs Berini im Kreis Temesch/Timiș befindet, ist ein Geheimtipp für Reisende, die an den Schönheiten der Natur Gefallen finden. Auch im Wald Zamostea-Lunca bei Suceava ist die Schachbrettblume anzutreffen. Die kleine, lilafarbene Tulpe ist in Rumänien selten geworden und deswegen seit vielen Jahren – genau wie das Edelweiß – geschützt.

Wer die Höhle mit dem Wasserfall erreicht hat, der kann eine andere Route zurück ins Dorf wählen. Nämlich entlang der Eisenbahnlinie, die am rechten Ufer der Schnellen Kreisch verläuft. Es fahren einige Züge pro Tag, deswegen muss man die Ohren spitzen, um zu hören, wann sich der nächste Zug nähert und sich rechtzeitig von den Schienen fernhalten. Der Pfad ist recht eng und verläuft unmittelbar neben den Gleisen, doch keine Sorge, es gibt genügend Platz für Zug und Wandernde entlang der Strecke. Rechterhand sieht man – gerade im Winter, wenn die Vegetation nicht so dicht ist – das Haus des Drachens/Casa Zmeului, eine ehemalige Salz-Zollstelle, die sich in der Feen-Wand/Peretele Zânelor befindet. Auf Fotografen wirkt diese Gegend im Herbst und Frühling besonders verlockend. Am Fuße des Drachenhauses erstreckt sich ein Teich, der von den Dorfbewohnern als „Teich ohne Ende“/Tăul fără Fund bezeichnet wird. Es handelt sich um einen Sumpf, der der Legende nach einige Menschen verschlungen haben soll. Wie dem auch sei: Hier haben seit einigen Jahren mehrere Wildenten-Paare ein Zuhause gefunden, fern von den Flinten der Jäger. Aussagen von Dorfbewohnern zufolge sind in diesem Jahr erstmals auch Silberreiher auf der Schnellen Kreisch bei Vadu Crișului aufgetaucht.

Naturschönheiten im Boiului-Tal

Eine andere schöne Gegend im Kreis Bihor ist das Boiului-Tal/Valea Boiului mit dem gleichnamigen Boiului-Wasserfall. Der Ort gehört zu den bei Fotografen beliebtesten Gegenden im Pădurea-Craiului-Gebirge und befindet sich in der Nähe der Ortschaft Lorăuș zirka 69 Kilometer von Großwardein/Oradea entfernt. Diesmal steigt man aus dem Zug nicht in Vadu Crișului aus, sondern fährt weiter bis in die Gemeinde Bratca, zu der auch das Dorf Lorău gehört. Mit dem Auto muss man über die Kreisstraße 108I, die Bratca mit der Ortschaft Bulz verbindet, nach Lor˛u fahren. Um zum Boiului-Tal zu gelangen, muss man das über Hügel verstreute Dorf durchqueren. Vom Dorfrand aus wandert man dann zu Fuß auf einem steinernen Weg. Der Pfad führt das Tal entlang durch den Wald bis in die Nähe des Wasserfalls. Auf den etwa 200 Metern bis dorthin gibt es keinen Pfad. Das Wasser stürzt hier aus einer Höhe von sieben Metern herunter. Im Sommer verleihen einem das Geräusch des Wassers und die zwitschernden Waldvögel ein einzigartiges Gefühl von innerer Ruhe. Im Winter ist der Wasserfall bei anhaltenden Minus-Graden komplett eingefroren. In der Gegend können Naturfreunde mehrere Naturschönheiten bewundern: das Brăt-cuța-Tal/Valea Brătcuței, die Windhöhle/Peștera Vântului bei Șuncuiuș, die Höhlen Bătrânului und Izbândiș, die Ortschaft Bulz und die Höhle im Leșului-Tal.

Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ist das Wandern hier zu empfehlen. Gerade wenn es das Wetter erlaubt, sind Spaziergänge genau das Richtige für das Immunsystem, um wieder auf Trab zu kommen. Die frische, saubere Luft wirkt belebend. Die Klamm der Schnellen Kreisch und das Pădurea-Craiului-Gebirge bieten jede Menge erlebnisreiche Pfade, die es nur zu entdecken gilt.