Im Wald, neben der Stadt

Naturpark Marosch-Au bei Arad gut besucht

Rast an der Marosch.

Dieser Wasservogel ist das Symbol des Naturparks – hier vor dem Besucherzentrum.

Auf ins Besucherzentrum: Tierspuren im Beton weisen darauf hin, dass auch Vögel und Vierbeiner davon angezogen werden.

Der Wald ist auch im Herbst eine Attraktion: bunte Blätter und Hagebutten gehören zu seinen Schätzen.
Fotos: die Verfasserin

Ein Ranger mit grünem T-Shirt und Dreiviertel-Trekkinghosen parkt einen Jeep vor einem modernen Bau mit viel Glas. Was wie ein Bild aus einem amerikanischen Film wirkt, ist eigentlich eine Aufnahme aus Rumänien, in der Nähe von Arad. Das grüne  T-Shirt und auch der Geländewagen tragen die Aufschrift „Parcul Natural Lunca Mureşului“ – Naturpark Marosch-Au. Das Gebäude ist das Besucherzentrum im Ceala-Wald.

Das Wäldchen in der Marosch-Au gedeiht seit einigen Jahren dank einer EU-Finanzierung als ein schmuckes Stück Natur am Rande der Stadt. Es wurde nicht nur als grüne Lunge der Stadt  konserviert, sondern auch dem Publikum näher ans Herz gelegt: Schulklassen aus mehreren Kreisen reisen an, die Schüler werden im modernen Besucherzentrum beherbergt und dann auf verschiedenen Waldwegen spazieren geführt. Familien mit Kindern kommen zum Relaxen oder auf kleine Entdeckertouren. Jugendliche sind mit Fahrrädern unterwegs und Liebespärchen erfreuen sich an den Spaziergängen.
Aber auch sonst bleiben die Besucher dem Wäldchen nicht fern: So haben die Arader am vergangenen Wochenende bereits zum sechsten Mal den Tag des Naturparks Marosch-Au gefeiert. Mit Mal- und Flechtwettbewerben, Seilrutschen, Radrennen und Ponyreiten für Kinder, Kutschfahrten und Folkmusik für alle.

Den Wald genießen…

Der Waldspaziergang dient der Erkundung der Pflanzen, Bäume und Tierarten, die in der Marosch-Au beheimatet sind. Fast unglaublich klingt es, aber hier leben über 1000 Pflanzen- und zahlreiche Tierarten. Reh, Fuchs und Siebenschläfer sind nur die bekanntesten von ihnen. Schön ist es zu sehen, wie sich die Pflanzen umschlingen und alles überwuchern. Erzieherisch kann man auf die Kinder einwirken, wenn man sie lehrt, dass sie sich an das bunte Symbol halten müssen, das auf die Baumstämme gemalt ist, um ans Ziel zu kommen. Einige Pfade führen auch an die Marosch. Die Entdeckung aus der unmittelbaren Nähe aber ist das Schönste. Damit lernt der Spaziergänger nicht nur die Natur kennen, sondern übt auch Geduld und Gemächlichkeit, die in dem heutigen Alltagsrhythmus manchmal erst wiedergewonnen werden wollen. Das Naturerlebnis ist eine Form des Genießens.

So kann man einfach innehalten und lauschen, welche Geräusche und Töne der Wald verlauten lässt. Da sind die vielen Vogelarten, die man am für sie typischen Gezwitscher erkennen kann. Das lehrt die Schüler dann ein Ranger oder der Biologielehrer, der die Klasse begleitet. Alle sind schwer zu erkennen, es gehört sicherlich sehr viel Übung dazu, denn hier leben über 200 Vogelarten, viele davon stehen unter Naturschutz. Man kann einem Specht beim Pochen und Hämmern zuhören. Bienen und Hummeln summen dazu. Aus der Entfernung knattert hie und da ein Motorrad, die Landstraße ist nicht so weit, die Stadt auch nicht und die Arader lieben ihre Bikes. Der Wald zwitschert in vielen Stimmen, pocht, summt, raschelt, knackt. Bewegt man sich etwas weiter fort, hört man ein Rauschen und ein Tuckern. Es ist die Marosch. Und auf der Marosch ein Motorboot.

...und auf vielerlei Art entdecken

Den Naturpark Marosch-Au kann man zu Fuß, auf dem Fahrrad oder zu Pferd erkunden. Das macht die Erforschung umso genüsslicher. Denn so ist die Natur greifbar, unmittelbar. Auch für Wettbewerbe wie das jährliche „Duathlon“, wo Rennen und Fahrradfahren angesagt sind, ist der Naturpark geeignet. Für Wochenendexkursionen für Naturgenießer, die sich nicht mit dem Grau der Stadt abspeisen lassen wollen. Für mehrtägige Aufenthalte, um mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Auf den Betontreppen des Besucherzentrums sind Spuren zu sehen, es sind Vogelspuren und Spuren von Tatzen. Symbolisch wird festgehalten, dass das Zentrum nicht nur für die Menschen anziehend ist. Hier beginnen die verschiedenen Waldwege, hier kann man sich die Informationen holen.

Außer dem Genuss des einfachen Waldspaziergangs gibt es auch die Möglichkeit, eine längere Wanderung zu unternehmen. So kann man aus dem Ceala-Wald bis Bodrogul Vechi wandern. Der Weg verspricht viele kleine Sehenswürdigkeiten. So können die Überreste der Ceala-Festung besichtigt werden, die bereits 1486 als Gut des Adligen Országh Sebestyén bekundet wurde. György Dózsa hat sie später erobert, noch viel später dann Michael der Tapfere (Mihai Viteazul). Auch den ältesten Baum aus dem Ceala-Wald findet man auf dem Weg: eine 500 Jahre alte Schwarz-Pappel. Eine weitere Attraktion ist das Wäldchen aus Sumpfzypressen. Für Schüler winkt das Besucherzentrum mit verschiedenen Programmen zur Umweltschutzerziehung: „Der Weg eines Flusses“, „Die Produktion von Tinte“, „Die Wiederverwertung von Papier“, „Der Wald als Ökosystem“ oder „Wunderwelt Boden“ sind einige davon.

Zahlen, Daten, Fakten

Der Naturpark „Lunca Mureşului“ ist viel größer als der Ceala-Wald, der sich neben Arad ausdehnt. Die Gesamtfläche beträgt 17.455 Hektar, der Naturpark erstreckt sich entlang der Marosch bis an die Grenze zu Ungarn. Ein Großteil des Landstrichs wird periodisch überflutet, wenn die Marosch dann zurücktritt, ist es umso interessanter zu beobachten, wie sich die Vegetation unter den Wassermassen verändert hat. Schon in den 1970er Jahren wurden hier die ersten Studien für die Bildung einer Schutzzone durchgeführt. Aber erst 2005 wurde der Naturpark durch einen Regierungserlass gegründet. Vier Zonen des Naturparks stehen unter absolutem Schutz: Prundul Mare (717,9 Hektar), der Tschanader Wald (310,5 Hektar), die Große Insel Tschanad (2,1 Hektar) und die Inseln von Igrisch (7 Hektar).