Keltische Kreuze, atemberaubende Klippen...

...Guinness und die Titanic auf der abwechslungsreichen Insel Irland

Whiterock Bay

Die Basaltsäulen auf dem Giants Causeway

The Dark Hedges

Dunluce-Burgruine am Atlantik | Fotos: der Verfasser

Obwohl stark unterbevölkert und bis vor wenigen Jahren von einem langwierigen und blutigen religiösen Konflikt geprägt, ist es regelrecht erstaunlich, was der kleine Inselstaat Irland an Kultur und insbesondere an Naturschönheit zu bieten hat. Beeindruckend gelegene Burgruinen, atemberaubende Klippen, moderne Museen mit jahrhundertealter Geschichte und ein spezifischer, bunter und überdekorierter Kneipenstil mit typisch irischer Livemusik und Tänzen sind nur wenige der einzigartigen Reize der kleineren Nachbarinsel Großbritanniens – all dies begleitet von den klassischen keltischen Grabkreuzen in Mannshöhe und dem bereits berühmten irischen Grün, welches die Landschaft einhüllt.

Zur Planung…

Trotz der relativ geringen Größe der Insel kann die Planung einer Reise eher schwierig werden - einer-seits wegen der Vielfalt und guten Vermarktung jeder einzelnen Sehenswürdigkeit, andererseits aber auch auf Grund der malerischen Naturlandschaft, die hinter jedem Hügel etwas Schönes zu bieten hat. Und wenn man sowieso auf der Insel ist, sollte ein Besuch in Nordirland auch nicht fehlen – insbesondere da es so gut wie keine Einreiseformalitäten und Grenzposten zur Provinz des Vereinigten Königreichs gibt.

Deswegen ist es wichtig, flexibel zu bleiben und am besten selbst zu fahren, auch wenn…. auf der „anderen” Seite und meistens über eher enge Straßen, auf denen zwei Fahrzeuge nur knapp aneinander vorbeikommen. Außer der irischen Hauptstadt Dublin und der nordirischen Hauptstadt Belfast - zwei Pflichtstopps bei einem Irlandbesuch – ist der Verkehr sowieso eher spärlich und bietet viel Zeit, um die Hügelinsel zu genießen. Andererseits sind auch die Fahrzeiten zwischen den größeren Städten eher kurz. Bei der Planung sollte jedoch eine tägliche Fahrtdauer von drei bis maximal vier Stunden nicht überschritten werden, um auch gemütlich voranzukommen und nicht an unerwarteten Sehenswürdigkeiten vorbeihetzen zu müssen. 

Naturschönheiten…

…sind sicherlich Irlands größter Trumpf, seien es die grünen Hügel oder die steilen Klippen am Atlantik. Deswegen wurden auch zahlreiche Filme wie der berühmte „Harry Potter“ oder neuerlich die mittelalterliche Serie „Game of Thrones“ hier gefilmt. Ein Spaziergang auf die Touristenpromenade der Cliffs of Moher, die bekanntesten Steilklippen Irlands, gefolgt von einer kurzen Bootsfahrt, bietet Filmfans genau dieselben Ausblicke wie in den beliebten Serien. Und beim „Damm des Riesen“ (Giants Causeway - UNESCO Weltkulturerbe) bieten die einzigartigen und einheitlich, aber natürlich geformten Basaltsäulen nicht nur einen außergewöhnlichen Anblick, sondern auch eine der Erklärungen für die sechseckige britische Münzform. Ob die Abkühlung der Lava zu diesen eigenartigen Formen geführt hat oder aber tatsächlich, gemäß irischer Legende, der Riese Fionn McCumhail einen Damm bis nach Schottland gebaut hat, um den Widersacher Benandonner herauszufordern, bleibt auch weiterhin ein Mysterium. 

Eine gleichwohl beeindruckender Ort ist die majestätische Buchenallee „Dark Hedges” in Nordirland, welche von der Stuart-Familie vor zwei Jahrhunderten auf der Zufahrt zu ihrem Herrenhaus gepflanzt wurde und sich zu imposanten und gleichzeitig mysteriösen Formen entwickelt hat. Hier soll nachts der Geist der Gray Lady herumstreifen, ein Dienstmädchen, das unter mysteriösen Umständen in der Nähe der Allee ihr Ende gefunden hat.

Ein Sprichwort sagt, dass die beste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht immer die kürzeste ist..... so auch im Falle der irischen Insel: die beliebteste und schönste Verbindung zwischen der Nordküste bei Derry und dem südlichsten Ufer in der Nähe von Cork ist und bleibt der berühmte „Wild Atlantic Way“. Mit rund 2600 Kilometern Küstenstraße über Buchten und Klippen ist er eine der längsten und schönsten Straßen der Welt. 

Und während einer zweistündigen Kletterpartie bei Gobbins bietet sich die Möglichkeit, die Schönheit der Natur und die mächtigen Klippen von erster Hand zu erkunden.

Schlösser, Burgen und Ruinen…

...liegen entlang der Küstenstraße und thronen über fast jedem Hügel. Alle sehr schön gepflegt und instand gehalten. Das Schloss Kilkenny mit seinen rot bemalten Innenwänden oder das Schloss Burnatty wurden elegant restauriert, erinnern aber noch an deren jahrhundertelange Geschichte. Das elegante Schloss Blarney und der Stein, der die Sprachgewandtheit verleiht („Blarney Stone“) haben im Laufe der Zeit zahlreiche Persönlichkeiten, Staatsmänner und -frauen, angezogen. Dessen Kräfte seien unbestritten, meinen die Einheimischen, soweit er der Sage nach das Jakobskissen sein soll, welches vom Propheten Jeremias nach Irland gebracht wurde. Und die imposante und sagenumwobene Burgruine „Rock of Cashel“ wird auch heute als Christianisierungsort Königs Aenghus von Munster durch den Heiligen Patrick betrachtet, den Schutzpatrons Irlands – wobei der hoch gelobte Schutzpatron eigentlich überhaupt kein Ire war!

Eines der imposantesten Baudenkmäler ist wohl das Dubliner Schloss, derzeit ein Museum, aber einst Sitz der britischen Verwaltung von Irland. Dessen prunkvolle Räumlichkeiten werden auch heute für offizielle Anlässe genutzt, beispielsweise für das Treffen des Europäischen Rates im Jahre 2004.

Kirchen, Klöster und Abteien...

...bieten ebenfalls ein interessantes wie diverses Bild. Ruinen einst imposanter Zisterzienserabteien und eines frühen gotischen Stils sind oftmals in Irland noch zu sehen. Gleichzeitig aber auch modernere Architektur, wie zum Beispiel bei der zweihundert Jahre alten Kyle-more Abbey: ein echtes „Märchenschloss“ am Ufer eines ruhigen Sees, das vor Knapp hundert Jahren in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. 

Filme, IRA und Titanic

Die Naturschönheit Irlands hat zahlreiche Filmemacher fasziniert und die Tourismusbranche hat davon profitiert. Thematische Programme sollen die Filmfans so gut wie möglich in die beliebte Serie oder den Lieblingsfilm hineinversetzen. Es gibt sogar Filmstudios, die besichtigt werden können und für die richtige Atmosphäre sorgen. Ein ganz besonderes Thema ist die berühmte „Titanic“, für die in Belfast im Jahr 2012 ein gesamtes Museum in Form eines Schiffsbugs eröffnet wurde, gleich neben der ursprünglichen Baustelle des wahrscheinlich berühmsten Schiffes der Welt, auf der ehemaligen Werft von Harland & Wolff. Und an der Südküste Irlands bieten zahlreiche Rundgänge interessante Informationen zur letzten Anlegestelle der Titanic bei Cobh.

Wer sich noch an die Bombenanschläge der IRA aus den 70er und 80er Jahren erinnert, hat die Möglichkeit, im Ulster Museum in Belfast oder im Dubliner Schloss einen Teil der irischen Geschichte und Unabhängigkeitsbewegung zu erforschen – ja sogar ein Stück der berühmten langen Mauer zwischen den sich bekämpfenden Protestanten und Katholiken, die einen guten Teil der Stadt durchläuft.

Und Fans von Bibliotheken und Universitäten  finden im Museum des Trinity College in Dublin genau das richtige Ambiente. Neben der Architektur und den überaus wertvollen ausgestellten Büchern ist hier auch die berühmte Harfe zu sehen, welche das Wahrzeichen Irlands darstellt (... obwohl fälschlicherweise oftmals das Kleeblatt als solches vermaktet wird).

Nicht zuletzt könnte auch Kilmainham Gaol ein sehenswertes Ziel sein, denn das ehemalige Gefängnis hat seit Jahren die Tore für Besucher offen.

Die berühmten keltischen Kreuze…

...sind auf zahlreichen irischen Friedhöfen noch anzutreffen. Am fernen Ende des römischen Reiches gelegen, wurden die Kelten als Ureinwohner Irlands nur indirekt, viel weniger und viel später von der christlichen Religion geprägt und haben ihre vorchristlichen Symbole länger beibehalten – so auch das keltische Kreuz. Das weltweit größte Museum derartiger Steinkolosse liegt in Clonmacnoise und bietet einen überaus informativen Einblick in die unterschiedlichen Variationen der keltischen Kreuze. Und in der Durrower Kirche dient ein keltisches Kreuz sogar als Altarkreuz.

Die Kneipenkultur…

...ist ein wesentlicher Bestandteil der irischen Kultur. Kleine Stuben mit Blumen an den Fenstern und überladenem Design verzieren jedes Stadtbild. Live-Musik wird oftmals angeboten und vor den Kneipen wird häufig der typische irische Tanz vorgeführt. Bei einem Besuch in Dublin sollte ein Besuch der Guinness-Brauerei und wenigstens einer anderen Destillerie ein Muss sein – auch um dem von Hollywood geschaffenen Image der Iren als weltweite Alkoholschmuggler gerecht zu werden. Es soll jedoch erstaunlicherweise bemerkt werden, dass Nigerianer mehr Guinness-Bier trinken als Iren – denn rund 40 Prozent der Guinness-Produktion ist eigentlich in Afrika angesiedelt.