Meißen: Geschichte und Porzellan

Jährlich weilen hunderttausende Touristen in der Stadt an der Elbe

Nicht immer so friedlich zeigt sich die Elbe, auf der reger Schiffsverkehr zu verzeichnen ist.

Von der Albrechtsburg aus bietet sich ein großartiger Blick auf die Altstadt.

Mehrere meiner letzten Aufenthalte in der Bundesrepublik Deutschland hatten Dresden, die Hauptstadt des Freistaates Sachsen, zum Ziel. Da es jeweils einige Tage waren, galt mein Interesse nicht nur dieser an der Elbe gelegenen, an Geschichte überwältigenden Stadt, sondern auch dem Umfeld. Eines dieser Ziele war Meißen, weltberühmt durch das dort hergestellte Porzellan, aber auch durch seine Altstadt. Wer hat nicht auch in der Familie von dieser Stadt oder dem berühmten Meißner Porzellan gehört? Wenn die Mutter oder Großmutter zu besonderen Festtagen das kostbare Kaffeeservice auf den Tisch stellte und mehrmals darauf aufmerksam machte, man solle sorgsam damit umgehen, da es aus Meißner Porzellan besteht. Ein solches, ein Obstteller oder eine Vase, gehörten immer zu den wertvollsten Familienstücken, die bestens behütet wurden.

Nachdem 1709 in Dresden das europäische Porzellan erfunden wurde, ist 1710 in Meißen die Porzellanmanufaktur gegründet worden. Das dort hergestellte Porzellan zeichnet sich bis heute durch Qualität und Dekorationen als einzigartiges Produkt aus.

Anziehungspunkt Albrechtsburg

Meißen liegt rund 25 Kilometer nordwestlich von Dresden und 75 Kilometer weit von Leipzig entfernt, am Ausgang des Elbtalkessels an der Elbe und ihrem Nebenfluss Triebisch. Aus weiter Ferne schon, gleich ob man auf der Straße mit dem Wagen oder auf der Elbe mit einem Schiff fährt, ist das Wahrzeichen der Stadt, die Albrechtsburg auf dem über die Stadt ragenden Hügel, sichtbar. Die fast 28.000 Einwohner zählende Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises wurde 929 unterhalb der Burg Misnia von König Heinrich I. gegründet. Meißen entwickelte sich somit aus dem slawischen Dorf Meisa und wird im obersorbischen Dialekt auch heute als Misno bezeichnet. Wegen der dort residierenden Bischöfe wurde Meißen 968 zum Bistum erklärt und 1332 erhielt es die Stadtrechte. 1539 wurde die Reformation durchgeführt.

Die Albrechtsburg, auf dem Berg am linken Ufer der Elbe gelegen, wurde ab 1470 unter Arnold von Westfalen als erstes deutsches Schloss als Residenz für die regierenden Fürsten errichtet. Doch interessanterweise wurde es nie als solches verwendet und stand Jahrzehnte hindurch leer, bis 1710 die Meißner Porzellanmanufaktur dort einziehen sollte und ihren Sitz dort bis Mitte des 19. Jahrhundert behielt.

Ebenfalls über die Stadt hinaus ragt der Dom mit seinen beiden Türmen, dessen Bau um 1250 eingeleitet wurde. Der Abschluss der Bauarbeiten dauerte Jahrhunderte - bis 1909, als die beiden Türme endlich fertiggestellt wurden.

Zu Zeiten der ehemaligen DDR ist die historische Innenstadt zusehends verfallen. Neue Stadtteile wurden nach dem Modell damaliger Zeiten errichtet. Einen historischen Tag erlebte die Albrechtsburg am 3. Oktober 1990, als in dieser erneut der Freistaat Sachsen gegründet wurde. Schon kurz nach der Wiedervereinigung wurde eine umfassende Sanierung des alten Stadtzentrum begonnen, das nun jährlich hunderttausende Touristen aus Deutschland und der ganzen Welt anlockt. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde Meißen jedoch bei der Jahrhundertüberschwemmung im August 2002. Damals wurde der höchste Stand des Elbpegels mit 9,40 Metern verzeichnet, fast acht Meter über dem normalen Wasserstand. Dabei wurden die Altstadt und weitere Stadtteile überschwemmt, wobei das Wasser bis drei Meter hoch stand. Dresden wurde ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen, wobei auch die Semperoper unter Wasser stand. Die Schäden wurden behoben. Gegenwärtig sind noch die Markierungen zu sehen, die das damalige Niveau des Hochwassers angeben, für eine bleibende Erinnerung.

Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote

Das Weinfest an einem der bevorstehenden Wochenenden im September sollte nicht übergangen werden. Erlesene Weinsorten aus dem dortigen Weinbaugebiet können dort verkostet werden. In Weinstuben der Stadt stehen beste Weine zur Auswahl.

Einen Besuch in der staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH muss man unbedingt in sein Programm aufnehmen. Im Frühjahr gibt es einen Töpfer- und Grafikermarkt, aber auch ein Literaturfest. In der Adventszeit wird die „Meißner Weihnacht“ begangen, dabei werden die 24 Fenster des Rathauses in Adventskalendertürchen verwandelt. In der Zeit gibt es ein reiches Kulturangebot in der Stadt, die im Glanz der Lichter erstrahlt.
Meißen ist bester Ausgangspunkt für Wanderungen und Fahrradtouren am Ufer der Elbe. Die malerische Landschaft, ganz besonderes zu Sommerende und im Herbst, bleibt einem in Erinnerung. Ferienhäuser kann man mieten, um die gepflegte Stadt und die vielen historischen Baudenkmäler an mehreren Tagen zu besuchen. Für Touristen gibt es Stadtführungen, auch kulinarische, und Weinbergtouren. Seit 1000 Jahren wird dort auch das Lieblingsbier der Sachsen gebraut.

Außer der Albrechtsburg und dem Dom, für deren Besichtigung man sich einige Stunden reservieren sollte, wird ein Besuch der Frauenkirche, einer im 15. Jahrhundert erbauten Hallenkirche, empfohlen. Ein Erlebnis ist das seit 1929 erste spielbare Glockenspiel aus Meißner Porzellan. Im Torhaus oder dem mittleren Burgtor, das im Mittelalter die Zufahrt zur Burganlage sicherte, befindet sich eine ständige Porzellan-Austellung. Kaffeeservice, Vasen, Sammlungsobjekte, schön dekoriert, erfreuen das Auge. Die zarten Porzellangefäße u. a. mit Zwiebelmuster, indischen oder prunkhaften Dekorationen, zeugen von einer besonderen Kunst.

Das Stadtmuseum führt in die Geschichte von Meißen ein. Im Theater finden zahlreiche Schauspiele, Musicals, Opern- und Operettendarbietungen, Konzerte und Ballettvorführungen statt. In der St. Afra-Kirche, einer frühgotischen Basilika, die mit einer Farbfassung aus dem 15. Jahrhundert versehen ist, kann auch der Schnitzaltar von Valentin Otte und Johann Richter bewundert werden. Auch der Tierpark, der 400 Tiere und zahlreiche Vogelarten beherbergt, ist ein Anziehungspunkt der Stadt.

Vom April bis Oktober pendelt ein Bus von der Haltestelle Albrechtsburg Meissen/Dom zur Porzellan-Manufaktur alle 30 Minuten. Dieser eignet sich bestens für eine kurze oder große Stadtrundfahrt. Darin werden den Teilnehmern Informationen zur Stadt geboten.
Fast 40 Hotels und Unterkünfte stehen den Touristen in Meißen zur Verfügung. Das Parkhotel Meißen, Siebeneichen, das Schweizerhaus, das Landhotel Gut Wildberg, das Schwerter Schankhaus&Hotel oder die Pension „An der Porzellan-Manufaktur“ bieten gute Voraussetzungen, um einige Tage in der Stadt zu veweilen. Die durchschnittlichen Preise liegen bei rund 200 Lei pro Nacht.

Das „Weiße Gold“

Porzellan wurde Jahrhunderte früher in China, im Jahr 620, erfunden, und zunächst als großes Geheimnis bewahrt. Hergestellt wird es durch Brennen und besteht aus einem Gemisch aus Kaolin, Feldspat und Quarz. Vielseitig sind seine Anwendungsbereiche, von Gebrauchsgegenständen bis hin zu technischen Erzeugnissen und für die Herstellung von Kunstobjekten. Ein Jahrzehnt nach Gründung der Meißner Porzellan-Manufaktur wurde eine gleiche Manufaktur in Wien eröffnet. Die bedeutendste Sammlung historischen Meißner Porzellans ist im Dresdner Zwinger zu sehen. Nach dieser ist die zweitumfangreichste Sammlung im Schloss Lustheim bei München ausgestellt.

Zu Zeiten der DDR war die Pozellan-Manufaktur ein volkseigener Betrieb, wie Unternehmen, die dem Staat gehörten, genannt wurden. Seit dem Juni 1991 ist sie zur „Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH“ geworden, deren Gesellschafter der Freistaat Sachsen ist. Diese ist weltweit führend im Bereich Porzellanherstellung und ist eine der bekanntesten deutschen Luxusmarken. Mit Recht wird somit Porzellan auch als „Weißes Gold“ bezeichnet. Zu seinem Symbol sind die gekreuzten Kurschwerter geworden. Woher aber kommt der Name Porzellan? Es ist die ursprüngliche Benennung einer Meeresschnecke mit weißglänzender, porzellanartiger Schale.

Nach dem Besuch von Meißen, der Albrechtsburg, anderer historischer Gebäude, dem Bewundern aller Arten von Porzellanexponaten in Geschäften der Stadt, statten wir noch einer weiteren großen Kreisstadt im Landkreis Meißen einen kurzen Besuch ab. Radebeul, auch als „Sächsisches Nizza“ bekannt, liegt ebenfalls an der Elbe. Die Wein-, Villen- und Gartenstadt ist den Besuchern nur zu empfehlen.