Ostern in der Mărginimea Sibiului

Pensionsbetreiber rüsten sich für den Saisonauftakt

Blick über die leeren Hochweiden auf die schneebedeckten Gipfel der Fogarascher Berge.

Besonders reizvoll sind Wanderungen im Zibinsgebirge, wenn es anfängt zu grünen (hier im Tal des Zibin oberhalb von Gura Râului).

Begegnung mit einer Schafherde in Fântânele
Fotos: Holger Wermke

Ostern rückt näher und damit der Beginn der Sommersaison für die Hotel- und Pensionsbesitzer in der Mărginimea Sibiului. Neben dem bekannten Ikonenmuseum in Sibiel warten kleine Dorfmuseen, ursprüngliche Dorfbilder und viel Natur auf die Besucher. Noch aber liegt die Region im Winterschlaf...

Die Nordhänge des Zibinsgebirges/Munţii Cindrel zeigen sich jetzt Ende März noch recht trostlos. Grau und kahl ragen die Eichen und Buchen an den steilen Bergflanken auf. Doch langsam erwacht der Landstrich wieder. Die Schäfer der Bergdörfer in der M²rginimea Sibiului – einem etwa 100 Kilometer langen, aber schmalen Streifen südlich von Hermannstadt/Sibiu – bereiten den Auftrieb der zahlreichen Herden auf die Sommerweiden vor. Ab Mitte April ziehen die ersten Schäfer los – jedoch ohne die Osterlämmer.

Schafszucht mit Tradition

Die Osterfeiertage fallen in diesem Jahr sowohl nach dem evangelischen und katholischen Kalender als auch nach dem orthodoxen auf dasselbe Datum. Die Auferstehung Jesu Christi am Ostersonntag begehen die Konfessionen am 24. April. Allein im Kreis Hermannstadt werden für das Ostermahl rund 50.000 Lämmer geschlachtet, schätzt der Kreisverband der Schafszüchter – ein Großteil davon stammt aus der Mărginime, wo die Schafszucht seit Jahrhunderten ihren festen Platz hat und die so manchem Bewohner zu stattlichem Wohlstand verholfen hat.

Touristisches Zentrum ist Sibiel

Neuerdings betätigen sich immer mehr Mărgineni, wie sich die Einwohner des Landstrichs selbst bezeichnen, im Tourismusgewerbe. In fast allen Orten sind in den vergangenen Jahren Pensionen aus dem Boden geschossen oder wurden Gästezimmer eingerichtet. Rund 30 Prozent aller Übernachtungskapazitäten des Kreises Hermannstadt finden sich in den Mărginime-Dörfern, vermerkt der Tourismus-Masterplan des Kreisrates.

Die Hohe Rinne/Păltiniş, Răşinari oder Gura Râului gehören zu den am besten erschlossenen Orten. Touristisches Zentrum der Mărginime ist sicher Sibiel, dessen Fremdenverkehrswurzeln in die 1970-er-Jahre zurückreichen. Begonnen habe alles mit der Eröffnung des Ikonenmuseums 1969, erinnert sich Cristina Banciu. 

Museum mit Hinterglas-Ikonen

Das Museum mit seinen rund 600 Hinterglas-Ikonen – laut Eigenwerbung handelt es sich um das größte Ikonenmuseum Europas – zieht in der Saison Tausende von Besuchern an. Es gibt kaum eine Reiseagentur, die keinen Halt in Sibiel macht. Viele Reisegruppen würden für ein traditionelles Essen in einer der Pensionen im Ort einkehren, erzählt Pensionsbetreiberin Banciu.

Zu Ostern tischt sie, wie könnte es anders sein, Lamm auf. Ciorbă, Drob oder friptură – natürlich de miel darf bei einem zünftigen Ostermahl nicht fehlen. Als Nachtisch gibt es ein Stück Pască mit Käse und ein Gläschen Ţuică.

Die Mehrzahl ihrer Gäste komme aus dem Ausland, so Banciu. Viele Österreicher und Deutsche, aber auch  Franzosen und Japaner besuchen auf ihren Rundreisen das Dorf. Jetzt, kurz vor Ostern, rechnen viele Pensionsbetreiber vor allem mit inländischen Gästen, die die Osterferien fernab der Großstadt verbringen möchten. I

n die Mărginimea Sibiului kämen viele Touristen wegen der hier gepflegten Traditionen, der pittoresken Dörfer und der traditionellen Küche, hört man auf Nachfrage.

Gelebte Traditionen

Seit dem 14. Jahrhundert leben in den Dörfern zwischen Boiţa im Osten und Jina im Westen hauptsächlich rumänische Bauern und Handwerker. Im Unterschied zu anderen Landesteilen werden einige Traditionen in der Mărginime noch wirklich gelebt – wobei auch hier vermeintliche moderne Lebensformen Althergebrachtes langsam, aber stetig verdrängen.

So kann es dem Besucher passieren, das er unvermittelt in eine Hochzeitsprozession gerät, und er auf einmal von Männern und Frauen in den traditionellen Weiß-Schwarzen-Trachten der Gegend umringt ist – ein schönes Fotomotiv für Zuhause.

Moderate Preise zu Ostern

Die Preise für Ostergäste seien moderat, heißt es vonseiten der Pensionsbetreiber. Durchschnittlich 150 Lei pro Person kostet eine Übernachtung während der Feiertage. Damit liegen die Preise in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Angestrebt werde eine Auslastung von 60 Prozent, sagt Dorin Beu, Hermannstädter Repräsentant des Touristik-Verbandes Antrec.

Dieser ist ein Zusammenschluss der ländlichen Tourismusanbieter. Mitglied ist auch Maria Fulea, deren Familie eine Pension in Sălişte betreibt – dem traditionellen Hauptort der Mărginime. Sie hat, wie viele Betreiber, ein spezielles Osterangebot vorbereitet: Dieses enthält drei Übernachtungen mit Vollpension für 550 Lei pro Person. Damit liegt Fulea im preislichen Mittelfeld. Die Preise für ähnliche Angebote bewegen sich zwischen 400 und 600 Lei.

Mit Kampfpreisen lockt beispiels-weise die Pension Eugenia ab 420 Lei in Sibiel. Die Betreiber der Pension Prinţul Vlad in Fântânele – dem wohl schönsten und urigsten der Mărginime-Dörfer – zielt mit seinem Paketpreis von 600 Lei eher auf gutbetuchtere Gäste. Zu Ostern kämen diese zumeist aus dem Osten des Landes und der Hauptstadtregion, also aus Bukarest, Ploieşti, Piteşti oder Konstanza/Constanţa.

Für diese hält die Gegend einige Sehenswürdigkeiten bereit, auch wenn die meisten weniger bekannt sein dürften als das schon genannte Ikonenmuseum.

Sehenswert ist beispielsweise das Museum im Maschinenhaus des Wasserkraftwerks Sadu, zahlreiche Kirchen laden zur Besichtigung ein, die Stauseen von Sadu und Gura Râului sind einen Abstecher wert.

Passend zu Ostern käme auch eine Ruinensuche in Frage. So haben sowohl Răşinari als auch Fântânele und Săcel ihre Ruinenberge. Angeblich sind im Waldboden die Reste mittelalterlicher Verteidigungsbauten zu finden. Wir wünschen jedenfalls viel Spaß bei der Suche.