Sonne, Meer, Kultur und Geschichte

Eine Reise nach Andalusien im Mai des zweiten Covid-Pandemie-Jahres

Ronda: Die Neue Brücke verbindet den alten und neuen Stadtteil

Häuser am Felsenrand

Die riesige Kathedrale von Malaga ist auch von der Meeresküste aus sichtbar.
Fotos: die Verfasserin

Faszinierend: die lila blühenden Jacaranda-Bäume

Abends werden Alcazaba und das römische Theater angestrahlt.

Blick auf den Hafen und Park von Malaga vom Gibralfaro

Ich bin geimpft, nun kann ich irgendwohin in den Süden fahren, ich möchte Sonne und Meeresluft tanken, sagte meine unter Rheuma leidende Freundin Julia in einem Telefongespräch. Geimpft war ich auch, Sonne und Meer waren auch mir willkommen, also zogen wir beide los. Erst nachdem das Flugticket für Malaga gebucht war, stellten wir jedoch fest, dass trotz Impfung bei der Einreise auch ein negatives PCR-Testergebnis, nicht älter als 72 Stunden, sowie eine online zu erhaltende Bescheinigung der spanischen Gesundheitsbehörde vorgelegt werden mussten. Bei der Rückkehr ins Land genügte das Vorweisen der Impfbescheinigung, um der Quarantäne – die aus dem in der gelben Zone befindlichen Spanien angeordnet war – zu entgehen. Angesichts der überall herrschenden und von allen auch beherzigten antiepidemischen Sicherheitsvorkehrungen in Andalusien - die Maske wird über Nase und Mund und nicht wie in Rumänien am Kinn getragen – schlussfolgerten wir beim Rückflug, dass wir, ohnehin sehr vorsichtig, das Virus dort nirgends hätten einfangen können. Und dass wir richtig gehandelt haben, Anfang Mai nach Spanien zu fliegen. 

Malaga am Mittelmeer hatten wir gewählt, weil in Spanien zwar Ausgangssperre ab 23 Uhr herrschte, die sonstigen Restriktionen zu jener Zeit aber akzeptabler waren als in Griechenland oder Zypern. Glück hatten wir, dass die Reiseeinschränkungen innerhalb Andalusiens kurz vor unserer Anreise aufgehoben worden waren und wir somit auch Granada und die Alhambra besichtigen konnten. Aber Malaga hätte auch genug zu bieten gehabt. Es ist eine wunderschöne und angenehme Küsten- und Kulturstadt, Anfang Mai herrschen bereits 25 bis 30 Grad, Sonnenbaden und auch kurzes Schwimmen im noch sehr kalten Mittelmeer sind möglich, überall blüht es farbenprächtig und pandemiebedingt gab es sehr wenige Touristen (weshalb einige Info-Zentren und Sehenswürdigkeiten aber auch der Passagier-Hafen geschlossen waren). Gefreut haben uns die wenigen Besucher insbesondere im sonst maßlos überlaufenen Granada und Ronda – Orte, die mehr noch als Malaga, unter dem Touristen-Mangel sehr zu leiden haben. Beeindruckt waren wir von der Sauberkeit überall und der Bemühung, die zahlreichen Bau- und Kulturdenkmäler zugänglich zu machen und sehr besucherfreundlich ins Rampenlicht zu stellen. 

Malaga eignet sich als Urlaubsziel besonders für jene, die nebst Sonne und Meer – der laut Reiseführer 14 Kilometer lange Sandstrand mit ruhigem, sauberem Wasser ist je nach Wohnlage in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen – auch Kultur genießen möchten. Es ist die Geburtsstadt Pablo Picassos, auf dessen Spuren zu wandeln es lohnt: nebst seinem Geburtshaus, vor dem die Bronzestatue des Künstlers auf einer Bank sitzt – den Zeiten entsprechend mit Maske – ist das Picasso-Museum empfehlenswert. Das ist im Palacio de Buenavista, dem zwischen 1530 und 1540 erbauten ältesten Wohnhaus Malagas eingerichtet und umfasst eine Dauerausstellung mit rund 230 Gemälden, Keramiken und Plastiken Picassos, die anhand der verschiedenen Schaffensperioden dargestellt sind und diese erläutern. An Kunst- und anderen Museen ist die Stadt überreich: Andalusische Malerei ist im Carmen-Thyssen-Museum zu bewundern, einen Überblick über die Stadtentwicklung, beginnend mit archäologischen Funden bis zu Gemälden des vergangenen Jahrhunderts, bietet das im ehemaligen Zollhaus eingerichtete „Museo de Malaga“. In Malaga gibt es ein Centre Pompidou, ein Ableger der gleichnamigen Institution in Paris, aber auch ein russisches Museum, dessen Wechselausstellungen vom städtischen Museum in St. Petersburg bestückt wird sowie ein Museum für zeitgenössische Kunst. Von den insgesamt 37 kleineren und größeren Museen Malagas seien hier nur noch das interaktive Musikmuseum, das Glas- und Kristall-, das Wein-, das Flamenco-, das Stierkampf-Museum sowie zwei Ökomuseen erwähnt, desgleichen gibt es verschiedenen Persönlichkeiten gewidmete Dauereinrichtungen. Malaga setzt sich wunderbar in Szene und bietet jedem Besucher etwas.  

Die meisten Museen sind in Gebäuden der Altstadt oder aber in nicht mehr genutzten Fabriken untergebracht. Durch die Gassen der Altstadt an den unzähligen Kirchen vorbei zu schlendern – in die meisten konnte man reinschauen – ist ebenfalls lohnenswert. Entlang der engen Gässchen oder auf den Plätzen sollte man seine Blicke auf den wunderschönen Gebäuden aus verschiedenen Epochen, den kunstvollen Fenstereinfassungen und Toren verweilen lassen. Überall gibt es Straßencafés und -lokale, die ab zehn Uhr vormittags überraschend gut besucht waren. Eine Orientierungshilfe, weil der 87 Meter hohe Turm von fast überall sichtbar ist, kann die riesengroße „Santa Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación“ sein. Sie wurde von den christlichen Eroberern Malagas ab 1528 über einer Moschee erbaut. Die Kathedrale – Papst Pius IX. verlieh ihr aufgrund der herausragenden Bedeutung für das Umland und die katholische Kirche im Allgemeinen den Titel einer Basilica minor – war pandemiebedingt nur vormittags und während der Gottesdienste zu besuchen. Neben dem Haupteingang befindet sich der Bischofspalast mit barocker Fassade, in dessen Garten es zu blicken lohnt.  

Überhaupt sind Gärten und Parks überall anzutreffen. Besonders eindrucksvoll der mit zahlreichen tropischen Pflanzen bestückte „Parque de Malaga“, der laut Reiseführer zwischen 1899 und 1929 auf einem trockengelegten Areal im Rahmen der Hafenerweiterung angelegt wurde. Wem diese Anlage nicht genügt, möge in den wunderschönen „Jardín Botánico-Histórico La Concepción“ fahren; er liegt fünf Kilometer außerhalb der Stadt, ist aber mit einem Stadtbus zu erreichen. Der botanische Garten, der etwa 2000 tropische und subtropische Pflanzen beherbergt, wurde von einem Geschäftsmann und dessen Ehefrau ab 1855 angelegt und verfügt über Gewächshäuser, Pavillons, Brunnen, Seen und thematische Alleen (zum Beispiel zu Zitrusfrüchten). Geschlendert sind wir aber auch durch das für seine Street-Art bekannte Viertel Soho und das neue Szenenviertel Lagunillas, das mit Graffitis ebenfalls nicht geizt. Street-Art ist in Andalusien offenbar sehr beliebt und lässt die Orte noch lebendiger erscheinen. Empfehlenswert ist ein Abendspaziergang an der schönen Meeresküste – wo die zahlreichen Strandlokale allerdings noch meist geschlossen waren.

Als Wahrzeichen Malagas wird die Alcazaba (auf Deutsch Festung oder Stadtburg) betrachtet, die einstige Stadtburg mit verschiedenen Innenhöfen, Gärten und Brunnen, in der eine einstige kleine Moschee und mehrere Bauteile im maurischen Stil rekonstruiert worden sind. Uns hat die Festung in Malaga besser gefallen als jene in der Alhambra, die größer ist – und wo es, um den Besucherfluss zu regeln, eine Ampelschaltung gab. Der Alcazaba in Malaga zu Füßen befindet sich stadteinwärts das einstige römische Theater, das die Araber als Baumateriallager beim Errichten der Festung nutzten. Wiederum davor befindet sich eine Glaspyramide, unter der Überreste der einstigen Thermen betrachtet werden können. 

Über Malaga thront der „Monte Gibralfaro“ und darauf die gleichnamige Burg, zu der man entlang der Alcazaba-Mauern hochsteigen kann. Da stand wohl einst ein Leuchtturm, der Aufstieg lohnt für die herrliche Aussicht rundum auf Malaga und seine Umgebung, auf den Hafen und die riesige Stierkampfarena. Die Burg entstand im 14. Jahrhundert, um die darunterliegende Alcazaba von der Bergseite her zu schützen. Im ehemaligen Pulvermagazin (18. Jh.) befindet sich eine sehenswerte Ausstellung zur Militärgeschichte der Burg Gibralfaro, die 1487, nach der Einnahme der Alcazaba durch die katholischen Könige, trotz erbittertem Widerstand der muslimischen Bewohner eben-falls eingenommen worden ist. Damit endete die seit dem Jahr 743 währende Herrschaft der Araber in der Stadt. 

Die letzte von den katholischen Königen eroberte maurische Stadt Andalusiens ist Granada (1492), die wir wegen seiner weltberühmten Alhambra besuchten. Selbstverständlich hat uns die Schönheit der Nasriden-Paläste und Gärten beeindruckt (siehe auch ADZ-Online: adz.ro/artikel/artikel/allahs-paradies-auf-erden ). An dieser Stelle noch einige Sätze zu Ronda, dem bezaubernden Städtchen auf den Felsen. Wie in anderen Ortschaften, so dominieren auch hier die weißen Häuserfassaden entlang schmaler und verwinkelter Gässchen die Altstadt. Und diese befindet sich zum Teil direkt entlang einer steilen Schlucht, die der Fluss Tajo 80 bis 100 Meter tief gegraben hat. Die Verbindung zwischen Alt- und Neustadt stellt die Puente Nuevo, die 98 Meter hohe Neue Brücke her, ein Meisterwerk der Architektur, die 1787 für Reiter und Pferdefuhrwerke freigegeben wurde. Faszinierend an Ronda sind die Möglichkeiten, unterhalb der Felsen und entlang ihrer zu wandeln, um die Neue Brücke, aber auch die beiden kleineren, älteren Brücken, die Reste der Festung oder die einstigen arabischen Bäder zu betrachten. Sowohl nach Granada als auch nach Ronda fuhren wir per Bus, auf sehr guten Straßen mit wenig Verkehr entlang Olivenhainen, Orangen- und Zitronenplantagen, mit wiederholtem Ausblick auf schmucke, weiße Ortschaften und vor Granada auf die Sierra Nevada mit Schneekappe. Unser Fazit: die Reise hat gut getan.    

Wer mit einer Billigfluglinie anreist, sich die Kosten für eine Ferienwohnung teilt, wo einige Mahlzeiten aus Einkäufen im Supermarkt und Gemüseladen bestritten werden können, am frühen Nachmittag das von zahlreichen Gaststätten angebotene Tagesmenü für 9 bis 11 Euro (drei Gänge mit vier bis fünf  Varianten zur Auswahl plus Getränk) als Hauptmahlzeit wählt, kann den Zehn-Tages-Aufenthalt mit Museumseintritts- und Buskarten auch bei täglich köstlichem Speiseeis bei einem Kostenaufwand um die 650 Euro gestalten.