Von Frosch-Kuchen bis Grafenschloss

Eine kleine Reise durch Rumänien – ein bisschen anders

Das legendäre Froschgebäck | Fotos: die Verfasserin

Labradore sonnen sich im Schloßgarten von Zăbala

Bei Boho bekommt man die besten Fischeier in Vama Veche

Vor Kurzem postete eine Bekannte eine interessante Information auf Instagram: In Barcelona gibt es eine Bar, wo alles einen Euro kostet. Praktisch überträgt dieses Lokal das Konzept der 99-Cent-Shops auf die Bar-Szene. Gebäck, Hamburger, Tapas, Softdrinks, Kaffee, Bier – alles kann man in der „Sparbar“ zu diesem unglaublichen Preis bekommen. Ob man in Rumänien noch irgendwo (außer im Supermarkt oder in irgend einer versteckten Dorfkneipe) ein Bier für 5 Lei trinken kann, ist ungewiss. Schon für einen Cappuccino muss man in Großstädten oder in touristischen Orten mindestens 15 Lei aus dem Geldbeutel holen, das sind drei Euro, also fast soviel wie im Ausland. Bei der Höhe der hiesigen Einkommen wundert man sich allerdings, warum so viele Leute ihren Morgen-Cappuccino auf den Terrassen der Cafés genießen. Kann man überhaupt etwas Interessantes mit 5 Lei machen, wenn man unterwegs an einem fremden Ort ist? Aber mit 15 Lei? Und mit 45 Lei? Hier eine kurze Liste mit Empfehlungen. 

5 Lei: Frosch-Gebäck in Klausenburg

Es ist schwer, etwas zu finden, das man mit 5 Lei machen kann. Eigentlich wollte ich eine Zugfahrt Kronstadt/Brașov-Predeal vorschlagen, doch nach der Preiserhöhung der CFR-Bahnfahrkarten kostet sie mit dem Personenzug 6,5 Lei. Und sogar die Strecke Bușteni-Sinaia kostet 5,5 Lei. Also kommt man nicht sehr weit. 5 Lei reichen nicht einmal für eine Busfahrt von Kronstadt in die Schulerau/Poiana Brașov. 

Doch schließlich habe ich es gefunden: Für 5 Lei kann man sich aus fast allen Konditoreien in Klausenburg/Cluj eine lokale Delikatesse kaufen, die es schon vor 1989 gegeben hat: die grünen Frösche! Es handelt sich eigentlich um Reste aus altem Kuchen, die mit Rum vermischt werden, über die man eine grüne Glasur schüttet und der man am Ende zwei weiße Kulleraugen aufsetzt. 

Die Frösche à la Klausenburg sollte man am besten mitnehmen und nicht in der Konditorei essen. Man kann sie im Kino während eines Films genießen oder auch mitten auf der Straße zu einem Espresso-to-go. Am schönsten ist es aber, die Treppen zum Belvedere-Aussichtspunkt aufzusteigen und den Frosch dort zu verzehren, während man den wunderschönen Blick auf die Stadt genießt. 

15 Lei: Bootsfahrt auf dem Roten See

Der sagenumwobene Rote See in der Nähe der Bicaz-Klamm ist nicht nur wegen seiner Färbung durch Eisendioxide sehenswert, sondern hält noch ein anderes Highlight bereit: einen Unterwasser-Wald. 

Der See entstand im 19. Jahrhundert durch einen massiven Felsrutsch, der gleich einen ganzen Wald mit sich riss. Das Geröll staute gleichzeitig den See auf und die Baumstümpfe ragen bis heute aus dem Wasser. Trotzdem ist es überhaupt nicht gefährlich, mit dem Ruderboot auf dem See zu fahren. 

15 Lei pro Stunde kostet eine Bootsfahrt pro Person. Nach der Fahrt mit dem Boot kann man auch eine Wanderung entlang des Ufers unternehmen. In einer Stunde ist man um den See herum und hat eine wunderschöne Aussicht. 

25 Lei: Fischeier mit Blick aufs Meer 

Seit Jahren jammern ehemalige Vama-Veche-Fans, das der legendäre Grenzort an der Schwarzmeerküste immer schmutziger, lauter und kitschiger wird. Und dazu noch teurer als in Griechenland oder der Türkei.

Das mag stimmen, aber falls man doch für ein paar Tage (am besten unter der Woche!) der alten Zeiten und Sonnenaufgänge wegen das „Dorf, das niemals schläft“ besuchen will, sollte man wissen, dass es trotz Lärm und Kitsch ein paar versteckte Oasen gibt. 

Hier scheint alles so zu sein, wie früher. Gute Musik, entspannte Atmosphäre und einen Ausblick auf das türkisfarbene Meer – das bietet das neu eröffnete Lokal „Boho“. Es befindet sich auf einem Hügel genau über dem alten Fischrestaurant „Cherhana“ und wird von einer netten Familie geführt. Auf der Speisekarte gibt es wahre Delikatessen wie Dobrutscha-Pastete, frische Muscheln oder Fischsuppe.

Doch am leckersten schmeckt der Brotaufstrich mit Fischeiern (Icre). Eine Portion kostet 25 Lei und man wird hundertprozentig davon satt. Dazu gibt es geröstetes Brot (kein Toast, sondern hausgemachtes Brot) und, falls man es bestellt, auch eine große Gartentomate. Es ist die vielleicht beste Art, 25 Lei in Vama Veche auszugeben. 

35 Lei: Zeitreise in den Kommunismus 

Das neueste Highlight in der Stadt unter der Zinne ist das „Museum der Erinnerungen aus dem Kommunismus“, das in diesem Frühjahr in der ersten Etage des Capitol-Hotels eröffnet wurde. Es erfreut sich riesiger Beliebtheit – in der Museumsnacht gab es vor dem Museum eine Schlange, die mit jeder Warteschlange vor den Lebensmittelgeschäften während des Kommunismus konkurrieren könnte. Die Gründer des Museums ließen sich von anderen ähnlichen Museen aus Rumänien und ehemaligen Ostblock-Staaten inspirieren. Jedes Exponat (von der roten Pionier-Krawatte bis zum Glasfisch auf dem Schwarzweiß-TV-Gerät und der leeren Spraydose auf dem Nachttisch) hat seine eigene spannende Geschichte, die besonders lesenswert ist. 

Der Eintritt, also die Zeitreise in die Vergangenheit, kostet 35 Lei und lohnt sich auf jeden Fall. Für diejenigen, die vor der Wende noch nicht geboren waren, ist es ein Geschichte-Unterricht der besonderen Art. Es gibt dauernd Sonderausstellungen (in diesem Sommer zum Thema Personenkult), und periodisch werden Spieleabende organisiert. In der Museumsbar kann man anschließend ein Stück Brot mit Pariser Wurst essen.

45 Lei: Tour durch das Märchenschloss in Zăbala 

Nur sechs Kilometer entfernt von der Stadt Covasna befindet sich das von Wäldern umrandete Dorf Zăbala (auf Deutsch Gebissdorf). Hier hat eine ungarische Adelsfamilie ihr Anwesen renoviert – ein Schloss aus dem 16.Jahrhundert und sechs Nebengebäude –, und es in eine märchenhafte Domäne mit Hotel, Reiterhof, einem Teich und wunderschönen Terrassen verwandelt. Hier kann man nicht nur wohnen – man kann Reiten, Boot und Kutsche fahren, picknicken, Geburtstag oder Hochzeit feiern, Filme im Freien sehen, sich in der Sauna entspannen und außerordentlich lecker essen. 

Falls man sich noch nicht entschieden hat, ob man einmal ein Zimmer hier buchen sollte, kann man sich für 45 Lei durch die Domäne führen lassen. Eine nette Mitarbeiterin erzählt Anekdoten über die Adelsfamilie, präsentiert die beiden Veranstaltungsräume, führt durch den Pferdestall, zum See und zum Restaurant – eine bessere Werbung gibt es nicht. 

Am Ende bekamen wir einen kostenlosen Latte Macchiato, den wir auf der Terrasse mit Aussicht auf den See genießen konnten, während die fünf schwarzen Labradore, die zum Hotel gehören, sich auf dem Gras tummelten. Es ist so schön, dass man es kaum schafft, wegzugehen. Und auch bei den Touristen beliebt: An den Wochenenden sind permanent alle Zimmer (auch die Suite, die 2600 Lei pro Nacht kostet) gebucht. Falls man neugierig ist, die Domäne zu erkunden, lohnen sich die 45 Lei auf jeden Fall.